Formel 1

Verstappen schlägt in Imola-Chaos zurück

Max Verstappen hat sich am Sonntag beim Grand Prix der Emilia-Romagna für seine knappe Niederlage beim Saisonauftakt in Bahrain revanchiert. Der Niederländer holte sich in Imola in einem chaotischen Rennen seinen elften Grand-Prix-Sieg. Rang zwei ging an Weltmeister Lewis Hamilton im Mercedes, der sich nach einem Ausrutscher doch noch auf das Podest kämpfte. Dritter wurde Hamiltons britischer Landsmann Lando Norris.

Verstappen legte auf regennasser Fahrbahn mit einem Traumstart den Grundstein zu seinem ersten Saisonsieg und ließ sich in der Folge auch von zwei Safety-Car-Phasen und einem Neustart nach halbstündiger Unterbrechung nicht die Butter vom Brot nehmen. Hamilton war zwar unmittelbar vor dem durch eine Kollision zwischen seinem Mercedes-Teamkollegen Valtteri Bottas und Williams-Fahrer George Russell ausgelösten Rennstopp von der Strecke gerutscht, fing aber nach dem Neustart mit einer furiosen Aufholjagd kurz vor Schluss sogar noch den auf Rang zwei liegenden McLaren von Norris ab.

„Das war sehr herausfordernd, von Beginn an. Es war hart, auf der Strecke zu bleiben. Die Entscheidung, wann man auf Slicks geht, war auch nicht leicht. Es ist gut gelaufen, ich bin sehr glücklich“, sagte Verstappen, der seine erste WM-Führung nur knapp verpasste. Denn die erfolgreiche Aufholjagd und die schnellste Runde im Rennen retteten Titelverteidiger Hamilton Platz eins. Der Engländer, der den Auftakt in Bahrain knapp vor Verstappen für sich entschieden hatte, liegt nun nach zwei Rennen mit einem Punkt Vorsprung auf den Niederländer in Führung.

Verstappen gelingt Blitzstart

Der Niederländer überrumpelt auf nasser Fahrbahn Perez und Hamilton und legt den Grundstein zu seinem Sieg

Hamilton zufrieden

Dementsprechend fühlte sich Hamilton auch wie ein Sieger. „Ich gratuliere Max, er hat einen unglaublichen Job gemacht. Es war für mich nicht der größte Tag, aber ich bin glücklich, dass ich das Auto ins Ziel gebracht habe“, sagte der 36-Jährige, der nach seinem Ausrutscher mit einem nur leicht blauen Auge davon kam: „Es gibt nur eine trockene Linie, vielleicht hatte ich zu viel Stress, um vorbeizukommen. Es war unglücklich, aber ich bin dankbar, dass ich da noch rausgekommen bin. Ich wollte das Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben, hinter mir lassen. Es hat in den letzten Minuten viel Spaß gemacht.“

Auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff war im ORF-Interview mit dem Ausgang des Rennens letztlich mehr als zufrieden. „Positiv ist, dass wir das schnellste Auto haben. Und der Fahrer (Hamilton, Anm.) war wieder überdimensional – bis auf den Fehler. Das Ergebnis des Rennens ist in Ordnung. Es geht um jeden einzelnen Punkt, auch in der Konstrukteurswertung. Es ist alles sehr kompakt, aber so soll es auch sein“, sagte der Wiener. Einzig der Crash von Bottas trübte die Freude bei den Silberpfeilen. „Der Crash war leider unnötig. Valtteri hätte nicht durch die Gegend fahren sollen, und George hätte nicht dieses Risiko nehmen sollen“, sagte Wolff.

Turbulente Startphase

Als wäre die Ausgangsposition mit Hamilton auf Pole und den Red Bulls von Sergio Perez (MEX) und Verstappen dahinter nicht schon spannend genug gewesen, sorgte rund 20 Minuten vor dem Start einsetzender Regen für zusätzlichen Nervenkitzel und Stress bei den Teams. Nachdem die Boliden auf Intermediates und Regenreifen umgerüstet worden waren, offenbarte schon die Formation Lap, dass es beim Start auf nasser Strecke heiß hergehen könnte.

Max Verstappen und Lewis Hamilton
Reuters/Guglielmo Mangiapane
Verstappen (r.) schob sich nach dem Start nicht nur an Perez, sondern auch an Hamilton (l.) vorbei

Mit dem Erlöschen der Startlichter nutzte Verstappen die Gunst der Stunde. Der Niederländer erwischte einen Traumstart und zog an seinem Teamkollegen Perez und an Pole-Mann Hamilton vorbei. Weil der Weltmeister sich aber nicht kampflos geschlagen gab, kam es in der ersten Schikane auch zu einer leichten Kollision zwischen Hamilton und Verstappen. Während der Red-Bull-Bolide den Zwischenfall unbeschadet überstand, wurde der Frontflügel des Mercedes leicht beschädigt. Hamilton hatte aber Glück, der Engländer konnte trotz der Beschädigung weiterfahren.

Die Anfangsphase war aufgrund der nassen Strecke wie erwartet auch sonst turbulent. Nach einem Crash von Nicolas Latifi war schon in der ersten Runde eine Safety-Car-Phase notwendig. Der kanadische Williams-Pilot schrottete sein Auto an einer Begrenzungsmauer, nachdem er den russischen Youngster Nikita Mazepin übersehen und mit dem Vorderrad von dessen Haas kollidiert war. Apropos Haas: für die vielleicht kurioseste Szene sorgte Mazepins Teamkollege Mick Schumacher. Der Deutsche demolierte sich seine Frontpartie nahe der Boxenausfahrt komplett, nachdem er in der Safety-Car-Phase beim Versuch, seine Reifen warm zu halten, die Kontrolle über sein Auto verloren hatte.

Hamilton-Ausrutscher und Unterbrechung

Spitzenreiter Verstappen ließ sich hingegen vorerst von den schwierigen Verhältnissen nicht beeindrucken und verteidigte souverän seine Führung. In der 27. Runde kam der Red-Bull-Pilot eine Runde vor Hamilton zum Reifenwechsel an die Box und verlor zwar zwischenzeitlich die Führung, doch weil bei dem Briten der rechte Vorderreifen nicht so recht wollte, musste sich dieser letztlich wieder hinter dem Niederländer einreihen. Wenig später kam es für den Weltmeister noch schlimmer. Denn beim Versuch, mit Verstappen Schritt zu halten, rutschte der Weltmeister beim Überrunden auf einer nassen Stelle aus und ins Kiesbett.

Unterbrechung nach 32 Runden

Unmittelbar nachdem Lewis Hamilton von der Strecke gerutscht ist, kollidieren auf der Start-Ziel-Geraden Valtteri Bottas und George Russell und sorgen für eine Unterbrechung des Rennens.

Hamilton, der es nach seinem Malheur aus eigener Kraft zurück auf die Strecke schaffte, hatte jedoch Glück im Unglück. Denn ein spektakulärer Crash zwischen Hamiltons Teamkollegen Bottas und Williams-Fahrer Russell in der 32. Runde für eine Unterbrechung des Rennens. Russell war beim Versuch, den Finnen auf der Start-Ziel-Geraden zu überholen, auf dem nassen Rasen ausgerutscht und mit dem Mercedes kollidiert. Beide Piloten blieben zwar unverletzt, die Beseitigung der Spuren nahm jedoch eine halbe Stunde in Anspruch.

Verstappen überstand auf dem Weg zum fliegenden Start eine Schrecksekunde – der Niederländer drehte sich in der Formationsrunde fast von der Strecke – hielt aber in der Folge die Konkurrenz sicher auf Distanz. Dahinter hielt Hamilton den Schaden seines Ausrutschers dank einer famosen Aufholjagd in Grenzen. Der Titelverteidiger kämpfte sich vom neunten Platz beim Neustart sukzessive an einem Gegner nach dem anderen vorbei und holte am Ende als Zweiter hinter Verstappen doch noch die an diesem Tag für ihn maximal mögliche Punktezahl.

GP der Emilia-Romagna in Imola

Sonntag:

Endstand nach 63 Runden (309,049 km):
1. Max Verstappen NED Red Bull 2:02:34,598
2. Lewis Hamilton GBR Mercedes + 22,000
3. Lando Norris GBR McLaren 23,702
4. Charles Leclerc MON Ferrari 25,579
5. Carlos Sainz ESP Ferrari 27,036
6. Daniel Ricciardo AUS McLaren 51,220
7. Pierre Gasly FRA Alpha Tauri 52,818
8. Lance Stroll CAN Aston Martin 56,909 *
9. Esteban Ocon FRA Alpine 1:05,704
10. Fernando Alonso ESP Alpine 1:06,561
11. Sergio Perez MEX Red Bull 1:07,151
12. Yuki Tsunoda JPN Alpha Tauri 1:18,184
13. Kimi Räikkönen FIN Alfa Romeo 1:34,772 **
14. Antonio Giovinazzi ITA Alfa Romeo 1 Runde
15. Sebastian Vettel GER Aston Martin 2 Runden
16. Mick Schumacher GER Haas 2 Runden
17. Nikita Mazepin RUS Haas 2 Runden

Out: Valtteri Bottas (FIN/Mercedes), George Russell (GBR/Williams), Nicholas Latifi (CAN/Williams)

Schnellste Runde: Hamilton 1:16,702 (60.)

* Nachträgliche fünf Sekunden Strafe
** Nachträgliche 30 Sekunden Strafe wegen Startvergehens