Marco Rossi in Aktion
GEPA/Walter Luger
Eishockey

Rossis langer Kampf mit dem Coronavirus

Der Grunddurchgang der Saison 2020/21 der National Hockey League (NHL) nähert sich seinem Ende, und laut Plan wäre Marco Rossi mit den Minnesota Wild mittendrin im Kampf um die Play-off-Plätze gewesen. Doch das Coronavirus machte Österreichs Eishockey-Hoffnung einen Strich durch die Rechnung. Der 19-jährige Vorarlberger hat seinen Blick daher bereits auf die nächste Saison gerichtet. Aber: „Momentan ist mein einziger Wunsch, dass ich 100 Prozent gesund werde“, sagte Rossi in „Sport am Sonntag“.

Anfang Oktober 2020 lief es bei Rossi noch nach Plan. Der Vorarlberger wurde von den Minnesota Wild als Nummer neun im NHL Draft ausgewählt und blickte mit Vorfreude seiner ersten Saison in der prominentesten Eishockeyliga der Welt entgegen. Nur einen Monat später geriet die Welt für den 19-Jährigen jedoch aus den Fugen. Rossi infizierte sich mit dem Coronavirus, das sich allerdings nur schleichend bemerkbar machte.

Anfangs habe er nach der Infektion nur leichte Rückenschmerzen verspürt, sagte Rossi im ORF-Interview. Der Vorarlberger kehrte wie mit Minnesota abgesprochen in der Schweiz für die ZSC Lions aus Zürich aufs Eis zurück. „Dass ich auf langer Strecke so müde war, hat mich aber schon oft zum Nachdenken gebracht“, so der Teenager. Der Höhepunkt war bei der U20-WM um den Jahreswechsel in Kanada erreicht, wo Rossi mit dem österreichischen Nationalteam mit von der Partie war. „Ich war wirklich am Ende, ich konnte einfach nicht mehr aufs Eis gehen.“ Er habe an den Jetlag oder sonstige Probleme gedacht. „Aber Corona, den Gedanken habe ich nie gehabt“, so Rossi.

Marco Rossi im ORF-Interview

Der Vorarlberger hat seit Jahren zielgerichtet Kurs auf Nordamerika genommen. Doch die Geschichte nahm eine Wendung, mit der niemand gerechnet hat.

Der Stürmer flog nach dem Turnier zu seinem Team nach St. Paul und wurde dort intensiven Testungen unterzogen. Das Ergebnis der Untersuchungen war für Rossi ernüchternd, denn aus dem geplanten NHL-Debüt wurde es vorerst nichts. Der Traum, in die Fußstapfen von Thomas Vanek und Co. zu treten, ist aber nicht vorbei. Die Gültigkeit seines Dreijahresvertrags bei den Wild wurde nur um ein Jahr nach hinten verschoben. „Mein Ziel ist es, nächste Saison zu spielen“, betonte Rossi. „Ich bin ein Mensch, der immer positiv war. Das Ziel ist, dass ich Mitte Mai das Training aufnehmen werde. Dann werden wir sehen.“

Todesängste beim Schlafengehen

Durch die Folgen der Erkrankung, deren Nachwirkungen sich noch Monate später in extremer Müdigkeit offenbarten, habe er eine „komplett neue Perspektive“ bekommen, sagte der Teenager, der im Winter nach den zahlreichen medizinischen Tests zu seiner Familie nach Vorarlberg zurückgekehrt war. Auch die Familie hatte mit der Erkrankung des Sohnes zu kämpfen. „Für meine Frau und mich war es eine ganz schwierige Situation“, schilderte Vater Michael Rossi im ORF. Vor dem Schlafengehen habe sein Sohn zu ihm gesagt: „Papa, bleib da, ich habe Angst, dass mein Herz aufhört zu schlagen.“

Marco Rossi in Aktion
GEPA/Walter Luger
Vergangenes Jahr war Rossi auch als Kapitän des U20-Nationalteams noch voll im Einsatz

Die Schuld an der schweren Erkrankung seines Sohnes wollte Michael Rossi niemandem zuschieben, dennoch hofft der ehemalige Verteidiger der VEU Feldkirch auf einen gewissen Lerneffekt bei allen Verantwortlichen, „dass man bei Leistungssport und Corona in Zukunft vorsichtiger sein muss“. Rossi appellierte an Eltern und Vereine: „Ich würde mir wünschen, dass da mehr Aufmerksamkeit da ist, wenn jemand müde ist. Man denkt oft nicht daran, dass es von Corona solche Folgen gibt.“ Es herrsche die Meinung vor, nach zehn Tagen sei man gesund. „Man ist aber nur immun“, so der 47-Jährige.

Aktueller Zustand: „Pumperlgesund“

Der Start in Richtung Comeback soll nach Wunsch der Rossis in den kommenden Tagen am Olympiastützpunkt Vorarlberg erfolgen. Vater und Sohn hoffen auf die Unterstützung des Landes. „Es ist auch eine riesengroße Chance, dass man das ein bisschen besser erforscht“, meinte Michael Rossi. Sein Sohn sehe mittlerweile wieder „pumperlgesund“ aus. „Die Blutwerte sind gut, das EKG schaut gut aus. Wir brauchen keine Angst haben“, so Rossi senior. Langzeitfolgen werde es nicht geben.

Rossi junior bestätigte seinen aktuellen Zustand. Derzeit absolviere er vor allem Mobilisierungsübungen. „Momentan geht es mir wirklich wieder sehr gut“, sagte der Center, der in den vergangenen Jahren in der Ontario Hockey League (OHL) in Kanada für Furore gesorgt hatte. Am Anfang nach seiner Rückkehr nach Österreich sei es aber „wirklich sehr schlimm“ gewesen. „Da konnte ich vielleicht spazieren gehen. Aber als ich die Treppen raufgegangen bin, war ich schon wieder müde“, so die NHL-Hoffnung.