Renate Götschl bei der Abfahrt
GEPA/Andreas Pranter
Ski alpin

Speed-Duell um Schröcksnadels Erbe

Das Rennen um die Nachfolge von Peter Schröcksnadel als Präsident des österreichischen Skiverbands (ÖSV) nimmt Fahrt auf. Michael Walchhofer hat mit Renate Götschl plötzlich eine starke Gegenkandidatin bekommen. Zwei frühere Abfahrtsweltmeister treten zum direkten Duell an, wer aber wird die mächtigen Landesverbände hinter sich vereinen können?

Walchhofer, dessen Kandidatur seit Längerem bekannt ist, nahm Götschls überraschende Kandidatur selbstbewusst zur Kenntnis. „Das ändert für mich grundsätzlich nichts“, sagte Walchhofer am Montag. Ursprünglich war Kitzbühel-Präsident Michael Huber ein weiterer Kandidat neben Walchhofer gewesen. Der Tiroler zog seine Kandidatur vor einigen Wochen aber zurück, um sich auf die Hahnenkamm-Rennen konzentrieren zu können.

Spätestens im Mai bei der ersten Sitzung im Wahlausschuss müssen alle Kandidaten feststehen. „Ich habe den Präsidentinnen mein Konzept und meine Vorstellungen sehr detailliert dargelegt, und jetzt haben diese die Möglichkeit zu entscheiden“, sagte der Salzburger, der seit 2013 als ÖSV-Vizepräsident fungiert. Der 45-Jährige ist erfolgreicher Hotelier in Zauchensee, politisch gut vernetzt und pflegt auch zur Wirtschaft gute Kontakte.

Die ebenfalls 45-jährige Götschl ist seit einigen Jahren Vizepräsidentin des steirischen Landesverbands. „Ich sehe mein Antreten nicht als Gegenkandidatur zu Michael Walchhofer oder vielleicht auch anderen, sondern als gesunden demokratischen Wettbewerb“, sagte sie am Sonntag. „Die Entscheidung werden die Landespräsidenten im Juni fällen. Bis dahin werde ich Überzeugungsarbeit leisten.“

Förderung der Jugend

Ihr liege besonders die Förderung und Nachwuchsarbeit der Kinder und Jugendlichen am Herzen, so Götschl. Hier wolle sie neue Akzente setzen. „Ich will, dass unsere Athletinnen und Athleten starke Persönlichkeiten sind, als Voraussetzung für Spitzenleistungen. Wichtig ist mir auch die Gleichstellung der Sportlerinnen, auch was Budgetaufteilung und Preisgelder betrifft“, betonte die frühere Weltcup-Gesamtsiegerin.

Reaktionen auf Götschl-ÖSV-Kandidatur

31 Jahre lang war Peter Schröcksnadel Präsident des Österreichischen Skiverbandes. Bald wird die Nachfolge geklärt. Derzeit sieht es so aus, als würde alles auf ein Duell zweier Abfahrtsweltmeister hinauslaufen: Michael Walchhofer und Renate Götschl. Letztere wurde heutam Dienstag e vom steirischen Skiverband einstimming als Kandidatin nominiert.

Laut Götschl ist der ÖSV bestens aufgestellt, der Profibereich bestehe aus einem Topteam. „Ich traue mir zu, den ÖSV in eine gute Zukunft zu führen. Ich bringe viel Erfahrung aus meiner eigenen Sportkarriere mit und habe mich in den letzten Jahren auch im steirischen Skiverband sehr um den Nachwuchsarbeit gekümmert.“ Zunächst muss Götschl aber formal vom Landesverband für das Amt der ÖSV-Präsidentin nominiert werden.

Entscheidung im Juni

Der im Sommer 80-jährige Schröcksnadel stellt sich bei der ÖSV-Länderkonferenz nach 31 Jahren nicht mehr der Wiederwahl, spätestens Ende Juni soll der Nachfolger oder die Nachfolgerin öffentlich bekanntgegeben werden. Die Entscheidungen werden aber wohl schon im Vorfeld fallen. Götschl wäre die erste weibliche Präsidentin des in Innsbruck situierten, erfolgreichsten Sportverbands Österreichs.

Michael Walchhofer
APA/Helmut Fohringer
2005 beendete Walchhofer seine aktive Karriere, seit 2013 ist er auch ÖSV-Vizepräsident

Walchhofer und Götschl sind nicht nur gleicher Jahrgang 1975, beide gehörten zu den erfolgreichsten Skirennläufern ihrer Zeit. Walchhofer war 2003 Abfahrtsweltmeister und gewann dreimal den Abfahrtsweltcup. Götschl gelang das gleich fünfmal, zudem hatte sie 1999 in ihrer Spezialdisziplin WM-Gold geholt und in der Saison 1999/2000 auch den Gesamtweltcup gewonnen. Schröcksnadels Wunsch als scheidender ÖSV-Präsident: „Eine friedvolle Übergabe.“