Mit 17 Jahren, acht Monaten und zehn Tagen debütierte Alaba unter dem niederländischen „General“ Louis van Gaal als zum damaligen Zeitpunkt jüngster Spieler der Bayern-Historie bei den Profis. Seither spielte er zunächst im Mittelfeld, dann lange Zeit als Linksverteidiger und in den letzten Saisonen als Innenverteidiger unter folgenden Trainern: Jupp Heynckes, Josep Guardiola, Carlo Ancelotti, Willy Sagnol, dann wieder Heynckes, Niko Kovac und zuletzt Hansi Flick.
Alleine diese Aufzählung verdeutlicht, auf welch unglaubliche Karriere Alaba mit 28 Jahren zurückblicken kann. Bei den statistischen Daten seiner Zeit in München, die nur 2010/11 mit einem Leihengagement in Hoffenheim kurz unterbrochen war, wird es noch klarer. Alaba wurde mit den Bayern zweimal Champions-League-Sieger (2012/13, 2019/20), holte zehn Meistertitel und sechs DFB-Pokaltitel. Er gewann zweimal die FIFA-Club-WM, zweimal den UEFA-Supercup und fünfmal den deutschen Superpokal. Insgesamt feierte Alaba in München 27 Titel.
„Danke – 27 Botschaften an David Alaba“
Der FC Bayern widmete Alaba am Freitagabend einen rund halbstündigen Film unter dem Titel „Danke – 27 Botschaften an David Alaba“, in dem Freunde und Wegbegleiter zu Wort kommen. Alaba selbst zeigte sich sehr emotional und zu Tränen gerührt. „Ich durfte Karriere hier in München schon mit feinen Menschen teilen. Das ist etwas, wofür ich sehr dankbar bin“, bedankte er sich wiederum via Twitter.
Eine Erfolgsbilanz für die Ewigkeit
In elf Champions-League-Saisonen stand Österreichs siebenmaliger Fußballer des Jahres in 91 Partien im Flutlicht der Königsklasse. Insgesamt 431 Pflichtspiele werden es am Ende sein, wenn sich Alaba nach dem Match gegen Augsburg in der Allianz-Arena zum letzten Mal das Bayern-Trikot über den Kopf streift. Mit Talent, Trainingsfleiß, Spielintelligenz und Wiener Schmäh hat sich der Sohn eines Nigerianers und einer Philippinerin in München Legendenstatus erarbeitet.

Knapp 35.000 Einsatzminuten in einer der besten Mannschaften der Welt samt dieser Titelsammlung ist eine Marke für die Ewigkeit – zumindest im Kreis österreichischer Fußballer. Und Alabas Laufbahn ist noch lange nicht vorbei. Wo die Reise nach der EM mit dem ÖFB-Team hingehen wird, hat der bei der Austria ausgebildete Ausnahmesportler noch nicht verraten – ob es Real Madrid ist oder doch Barcelona, Paris SG oder Manchester City. Ein Verein mit höchsten Titelambitionen und ein enorm lukrativer Vertrag wird es für Alaba in jedem Fall.

Auch die lauten Misstöne um die gescheiterte Vertragsverlängerung in München werden beim Abschied am Samstag in den Hintergrund rücken. Die Führungsriege der Bayern hatte Alaba bzw. dessen Manager ja das eine oder andere Mal vorgeworfen, bei den Gehaltsvorstellungen maßlos übertrieben zu haben. Am Ende werden die Erfolge, die man mit Alaba feierte, alle Nebengeräusche überstrahlen. Vielleicht bekommt er in München ja doch noch irgendwann das Abschiedsspiel vor ausverkauftem Haus, das er sich mit Sicherheit verdient hätte.
Blick zurück mit Stolz und Dankbarkeit
„Es waren unglaublich schöne Jahre“, sagte Alaba im Abschiedsinterview im klubeigenen Magazin „51“, das auch auf der offiziellen Vereinswebsite veröffentlicht wurde. Er werde Kabine, Kollegen, Fans im Stadion, das Gefühl an der Säbener Straße vermissen. „Ich werde auch die Stadt vermissen, in der ich 13 Jahre gelebt habe, die für mich zu viel mehr als einer zweiten Heimat geworden ist. Mein Sohn wurde in München geboren, seine Großeltern wohnen hier – es wird immer eine enge Verbindung bleiben“, sagte der ÖFB-Star vor dem letzten Auftritt.

Alaba ist mit Shalimar Heppner, der Tochter von Starkoch Frank Heppner, liiert, im Dezember 2019 wurden sie Eltern eines Sohnes. Schon lange bevor er Vaterfreuden erleben durfte, betonte Alaba regelmäßig die Bedeutung seiner Familie und auch seines Glaubens. „Meine Kraft liegt in Jesus“ ist das Lebensmotto des Mitglieds der Siebenten Tags Adventisten, einer protestantischen Freikirche.
„Danke für alles! Diese Beziehung werde ich nie vergessen und immer in meinem Herzen tragen“, will Alaba den Bayern-Fans zum Abschied sagen. Auch ein paar Gedanken zu seinen Anfängen in der Akademie teilte er noch: „Ein kleiner Schlawiner“ sei er gewesen. „Aber auch ein Junge, der niemals aufgehört hat, an seinen großen Traum zu glauben, und der es unbedingt schaffen wollte. Der Blick aus meinem Zimmer ging zum Platz der Profis. Ich habe jeden Tag die Trainingseinheiten durch mein Fenster verfolgt und mir fest vorgenommen, dass ich alles dafür tun werde, um meinen Traum zu verwirklichen.“
Der Rekordmeister beim Rekordmeister
Dass ihm das gelang, wird niemand bestreiten, am allerwenigsten Alaba selbst. Gemeinsam mit Thomas Müller avancierte er nun mit dem zehnten Meistertitel auch noch zum Spieler-Rekordmeister beim deutschen Rekordmeister. Der würdige Abschluss einer märchenhaften Erfolgsgeschichte. „Es ist immer hart, wenn eine Zeit zu Ende geht. Natürlich verlasse ich den FC Bayern mit einem weinenden Auge, freue mich aber gleichzeitig auf meine Zukunft. Es ist ja keine Entscheidung gegen den Verein gewesen“, so Alaba im „51“-Interview.

„Ich habe beschlossen, dass ich noch einmal etwas Neues machen möchte, um einen weiteren Schritt nach vorne zu machen“, fügte Alaba hinzu. „Um zu wachsen, muss man seine ‚Komfortzone‘ verlassen – und ich setze dieses Wort bewusst in Anführungsstriche, weil es sonst falsch ausgelegt werden könnte: Beim FC Bayern sind die sportlichen Erwartungen immer extrem, von den Verantwortlichen, in der Kabine oder von einem selbst. Ich will damit sagen, dass man vielleicht auch mal ins Ungewisse gehen muss, um noch einmal weiter zu reifen.“