Rene Hofer
Red Bull Content Pool/Samo Vidic
Motocross

Naturtalent Hofer drängt ins Rampenlicht

Wenn in Österreich von Offroad-Motorrädern die Rede ist, dann kommen einem meistens nur Matthias Walkner und seine Dakar-Abenteuer in den Sinn. Rene Hofer möchte das ändern. Der 19-jährige Oberösterreicher drängt in der Motocross-Szene auf der WM-Bühne ins Rampenlicht. In seiner Premierensaison fuhr Hofer gleich in der Weltspitze mit, bevor ihn ein schwerer Sturz stoppte. Wieder genesen hat das Naturtalent, das bereits als Kleinkind für Furore sorgte, heuer viel vor: „Ich finde, ich bin besser drauf als letztes Jahr“, so Hofer im Gespräch mit ORF.at.

Von 11. bis 13. Juni erfolgt an der russischen Schwarzmeer-Küste unweit vom Olympiaort Sotschi in Orlyonok der Auftakt in die neue, insgesamt 19 Stationen umfassende Saison. Hofer ist dabei neben Michael Sandner einer von zwei Österreichern, die in der MX2 – der neben der größeren MXGP zweiten Klasse – um WM-Punkte mitkämpfen. Hofer hat jedoch einen eklatanten Vorteil gegenüber seinem Landsmann Sandner: Er ist Pilot von Red Bull KTM Factory Racing, dem offiziellen Werksteams des Motorradherstellers aus Mattighofen. Der andere Pilot im Team heißt Tom Vialle, kommt aus Belgien und ist amtierender MX2-Weltmeister.

Hofer kann als Nummer zwei im Team unbeschwert an den Start gehen. „Das Ziel von KTM ist es natürlich, mit ihm (Vialle, Anm.) wieder Weltmeister zu werden. Ich kann als zweiter Fahrer noch meine Erfahrungen sammeln und ohne Druck drauflosfahren. Ich kann in jedem Rennen mein Bestes versuchen und schauen, was dabei herausschaut“, so der Oberösterreicher. Die Vorfreude auf die zweite Saison ist jedenfalls groß. „Ich bin auch vom Kopf her ein Stück weiter. Ich weiß, wie alles läuft in der WM“, sagte Hofer.

Rene Hofer
Red Bull Content Pool/KTM Images
Noch ist Hofer vor allem Insidern bekannt, das will der 19-Jährige mit dem lausbübischen Lächeln aber ändern

Auch wenn heuer erneut Vialle die WM-Krone nach Mattighofen bringen soll, will Hofer, dessen Motorrad die Nummer 711 ziert, spätestens im nächsten Jahr auch ernsthaft um den Titel mitfahren. Das Lernen hinter dem aktuellen Champion soll dabei helfen. „Man quält sich vielleicht etwas mehr, wenn man einen solchen Teamkollegen bzw. Konkurrenten hat“, so Hofer, der oft gemeinsam mit Vialle trainiert. Im Rennen muss er dem 21-Jährigen aber nicht den Rücken freihalten. Hofer: „Außer Tom fährt im letzten Rennen noch um den Titel, dann ist es vielleicht etwas anderes.“

„Benzinbruder“ von Kindesbeinen an

Selbst Weltmeister in der MX2-Klasse, wo Maschinen bis zu 250 ccm als Fahrgeräte dienen, zu werden ist allerdings das mittelfristige Ziel des Oberösterreichers. Ein Ziel, das er praktisch schon von Kindesbeinen an verfolgt. Denn als Rene gerade einmal dreieinhalb Jahre alt war, stellte ihm sein Vater Reinhard – ebenfalls ein passionierter „Benzinbruder“ – sein erstes Motorrad in die Einfahrt. Die ersten Spritztouren im elterlichen Garten in Alberndorf waren nur der Anfang. „Dann ist es ziemlich schnell gegangen. Ich bin eineinhalb Jahre zum Spaß gefahren, und mit fünf Jahren haben wir mit Rennen angefangen“, so Hofer, dessen Karriere von seinem Vater nach allen Möglichkeiten unterstützt wurde: „Ohne ihn wäre es nicht möglich gewesen.“

Die Förderung des Naturtalents zahlte sich aus: Mit sechs Jahren war Hofer erstmals österreichischer Meister, mit 14 Jahren Welt- und Europameister in der Klasse bis 85 ccm. Mit dem Engagement bei KTM erfüllte sich für Hofer ein Traum. „Egal wer im KTM-Werksteam gefahren ist, zu dem habe ich immer geholfen. Egal wer es war, Hauptsache er fährt KTM“, so der nunmehrige Profi, der sein Hobby zum Beruf machen konnte. „Es war immer der Spaß vorhanden. Es ist eine Szene, in der man sich wohlfühlt und Freundschaften aufbaut, die einen jahrelang begleiten. Es herrscht eine familiäre Stimmung, vor allem in der Hobbyszene. Ich möchte einfach eine leiwande Karriere haben.“

Traumdebüt und Schock

Im Kampf um WM-Punkte haben Freundschaften jedoch zumindest für die Dauer eines Rennens Pause. Und der 19-Jährige will gleich in den ersten Rennen zeigen, dass seine unfreiwillig verkürzte, aber dennoch sensationelle Einstiegssaison keine Eintagsfliege war. Denn nach Platz acht im ersten Lauf landete Hofer im zweiten Rennen im englischen Matterly Basin gleich hinter seinem Teamkollegen Vialle auf Platz zwei. Eine Sensation, auch für Hofer selbst. „Wir hätten uns das nicht gedacht“, erinnert sich der Teenager zurück, „ich habe die Erwartungen übertrumpft.“

Rene Hofer
Red Bull Content Pool/Samo Vidic
Hofer hinterließ gleich in seinen ersten Rennen inmitten der MX2-Elite tiefe Spuren

Nach insgesamt vier Top-Ten-Ergebnissen in den ersten sieben Rennen wurde Hofer im achten Saisonlauf im lettischen Riga aber buchstäblich aus der Bahn geworfen. Der Oberösterreicher musste nach einem Sturz, bei dem er einen Übergangsbruch des Oberarms knapp unter dem Schultergelenk erlitt, Sattel mit Krankenbett tauschen. Im Rehazentrum seines Teamsponsors wurde Hofer aber wieder erfolgreich auf Vordermann gebracht. „Ich habe keine Schmerzen und Einschränkungen mehr, ich bin topfit“, so Hofer. Seine Fitness stellte Hofer bereits bei Vorbereitungsrennen etwa in Italien und Schweden, wo er auch einen Lauf gewann, unter Beweis.

Konstanz als Schlüssel zu Popularität

In seiner zweiten Saison gilt es für Hofer vor allem beständig vorne mitzufahren und gesund zu bleiben. Denn das sei langfristig der Schlüssel, um auch um Titel und lukrative Verträge („Es ist nicht leicht, sich auf einem Niveau zu halten, um davon zu leben“) mitfahren zu können. Hofer: „Man muss extrem fit und konstant sein, die Starts müssen konstant passen. Es ist eine Einstellungssache und vom Kopf her nicht leicht, über eine so lange Zeit und eine Menge Rennen (bis zu 20 Veranstaltungen mit je zwei Rennen, Anm.) konzentriert zu bleiben. Dazu muss man auch ohne Verletzungen durchkommen. Es muss einfach alles zusammenpassen“, so Hofer.

Mit steigendem Erfolg soll auch Motocross hierzulande wieder aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden. Denn die Rennszene der verwegenen Burschen war in Österreich schon einmal populärer. Etwa Mitte der 1980er Jahre, als sich Heinz Kinigadner in der 250er-Klasse 1984 und 1985 zum Weltmeister krönte. Der Tiroler – der Hofer als Ausnahmeerscheinung bezeichnete – ist neben Walkner, der 2012 die ein Jahr später aufgelöste MX3-Klasse gewann, der bisher einzige rot-weiß-rote Motocross-Champion der Geschichte. „Die Popularität kommt dann, wenn man ein Aushängeschild hat und der Sport in die Öffentlichkeit kommt“, so Hofer: „Wir hoffen natürlich, dass wir das etwa mit mir erreichen können."