Für Chelsea war es der zweite Champions-League-Triumph nach 2012, während City seinen ersten Titel in der europäischen „Königsklasse“ verpasste. Vor allem die erste Hälfte verdiente sich das Prädikat Weltklasse und endete auch mit dem sehenswerten Treffer durch Havertz. Nach der Pause blieb das Finale zwar spannend, büßte durch viele Zweikämpfe, Verletzungen und Unterbrechungen aber etwas an Qualität ein. Am Ende war der Sieg für Chelsea durchaus verdient.
Zum achten Mal standen zwei Clubs aus einem Land im Endspiel, zum dritten Mal nach 2008 und 2019 zwei englische. Mit dem Spanier Josep Guardiola (ManCity) und dem Deutschen Thomas Tuchel (Chelsea) trafen zwei Taktikfüchse aufeinander. Beide Vereine werden von zwei der finanzkräftigsten Investoren im Sport angetrieben: Scheich Mansur bin Sajed al-Nahjan aus Abu Dhabi bei Englands frischgebackenem Meister City, der Russe Roman Abramowitsch bei Chelsea.
Brisantes Duell mit starkem Beginn beider Teams
Im Duell der befreundeten Startrainer strebte Guardiola seinen dritten CL-Triumph an, nachdem er zweimal mit Barcelona reüssiert hatte. Für Tuchel war es das zweite Endspiel nach dem Vorjahr, als er mit Paris Saint-Germain gegen Bayern verloren hatte. City stand erstmals im Finale der Meisterklasse, Chelsea zum dritten Mal. 2012 gewannen die Londoner gegen Bayern, 2008 verloren sie gegen ManUnited.
Soweit die Ausgangsposition. Auf dem Rasen entwickelte sich sofort ein attraktiver Schlagabtausch. Endlich wieder Tausende Fans auf den Tribünen, das beflügelte die Teams. In der ersten Viertelstunde gab es auf beiden Seiten mehrmals Alarm im Sechzehner. Chelsea-Stürmer Timo Werner ließ in der 14. Minute die erste „Hundertprozentige“ aus. Allein vor Ederson, „rollte“ er den Ball dem City-Keeper in die Hände.
Wer sich ein vorsichtiges Abtasten zu Beginn erwartet hatte, sah sich zum Glück getäuscht. Auch die hochkarätige Manchester-Offensive trug immer wieder gefährliche Angriffe über die Außenbahnen in den Strafraum. Ein Tor lag in der Luft. Bei einer Großchance für Phil Foden (27.) nach schönem Zuspiel von City-Kapitän Kevin de Bruyne grätschte Chelsea-Verteidiger Antonio Rüdiger im letzten Moment dazwischen. Tempo und technisches Niveau der Partie waren atemberaubend.
Havertz vollendet perfekten Angriff
Wenige Minuten vor der Pause kam dann ein leichter Bruch ins Spiel – nicht zuletzt aufgrund einer Verletzung von Chelseas Routinier Thiago Silva, der durch Andreas Christensen ersetzt werden musste (38.). Doch einen spielerischen Höhepunkt hatte die spektakuläre erste Hälfte noch zu bieten, und der führte auch zum ersten Tor des Abends.
Der deutsche Chelsea-Stürmer Havertz schloss einen nahezu perfekten, überfallsartigen Angriff zum verdienten 1:0 (42.) für die Londoner ab, nachdem ein präziser Abschlag von Goalie Edouard Mendy über die Zwischenstation Ben Chilwell blitzschnell von Mason Mount in eine optimale Steilvorlage für den Angreifer verwandelt worden war.

De Bruyne verletzt out – City läuft sich fest
Nach der Pause ging es in derselben hochkarätigen Gangart weiter – mit offenem Visier und rasant. Ein wilder Zusammenstoß von Rüdiger und De Bruyne endete nur für den Deutschen glimpflich. Der belgische Offensivstar De Bruyne musste nach längerer Behandlung schwer angeschlagen vom Feld. Für ihn schickte Guardiola in der 60. Minute Gabriel Jesus in das Match. Chelsea hatte dieses nun unter Kontrolle. City tat sich schwer, die taktisch perfekt eingestellten „Blues“ auszuspielen – und musste dazu vor Konterattacken auf der Hut sein.
Die „Citizens“ liefen sich in den Reihen des Gegners fest. Eine Reihe von Spielerwechseln auf beiden Seiten – unter anderen verließ Werner den Rasen – half ihnen auch nicht gerade dabei, entscheidend Druck aufbauen zu können. In der 73. Minute lief Manchester beinahe in diesen entscheidenden Konter der „Blues“. Doch der eingewechselte Christian Pulisic ließ die Riesenchance auf das 2:0 aus, indem er den Ball an Ederson, aber auch knapp an der rechten Stange vorbeilegte.
So blieb es spannend bis in die Schlussphase. Aufgrund der zahlreichen und langen Unterbrechungen ließ Referee Antonio Miguel Mateu Lahoz nicht weniger als sieben Minuten nachspielen. Ein paar brenzlige Situationen hatte Chelsea im hektischen Finish noch zu überstehen. Dann durften Tuchel und seine Spieler über den Triumph jubeln.
Stimmen zum Spiel:
Thomas Tuchel (Chelsea-Trainer): „Das ist das Schönste, ehrlich gesagt. Wenn ich darüber nachdenke, fange ich an zu weinen, wenn ich es so teilen kann (mit seiner Familie, Anm.). Das Spiel ist ein komplett anderes Spiel, wenn Fans da sind. Es war sauschwer. Wir haben auch Glück gebraucht, um hier zu null rauszugehen. City hat mit mehr Selbstvertrauen begonnen als wir. Wir sind der Stein im Schuh von City. Wir lassen nicht locker, wir warten auf die Chance. Wenn wir in Führung gehen können, gehen wir in Führung.“
Josep Guardiola (Manchester-Trainer): „Ich habe mit meiner Aufstellung das Beste versucht. Wir haben in der ersten Hälfte Probleme gehabt, die letzte Linie zu durchbrechen. Die zweite Hälfte war viel besser, gegen die Abwehr von Chelsea war es nicht einfach. Es war ein enges Match. Trotz der Niederlage möchte ich sagen, dass es eine außergewöhnliche Saison für uns war. Leider haben wir heute nicht gewinnen können, obwohl wir uns in der zweiten Hälfte ein Tor verdient gehabt hätten. Wir haben es versucht, haben es nicht geschafft und werden ab sofort noch härter arbeiten.“
Champions League, Finale
Samstag:
Manchester City – Chelsea 0:1 (0:1)
Porto, Estadio do Dragao, 14.100 Zuschauer, SR Antonio Mateu Lahoz (ESP)
Tor: Havertz (42.)
Manchester: Ederson – Walker, Stones, Ruben Dias, Sintschenko – Bernardo Silva (64./Fernandinho), Gündogan, Foden – De Bruyne (60./Gabriel Jesus) – Mahrez, Sterling (77./Agüero)
Chelsea: E. Mendy – Azpilicueta, Thiago Silva (40./Christensen), Rüdiger – James, Jorginho, Kante, Chilwell – Havertz, Werner (66./Pulisic), Mount (80./Kovacevic)
Gelbe Karten: Gündogan, Gabriel Jesus bzw. Rüdiger
Die Besten: Foden bzw. Kante, Havertz, Rüdiger