Fußball

England bezwingt Österreich

Österreichs Nationalmannschaft hat sich im vorletzten Test vor der EM geschlagen geben müssen. Das Team von Franco Foda unterlag England am Mittwoch vor 8.750 Zuschauern im Riverside Stadium von Middlesbrough mit 0:1 (0:0). Wobei den Österreichern teilweise die Schwachstellen aufgezeigt wurden, an denen bis zur EM noch gearbeitet werden muss.

Für den entscheidenden Treffer der über weite Strecken der Partie dominierenden Gastgeber sorgte Bukayo Saka in der 57. Spielminute. Die Chancen auf den Ausgleich ließen die Österreicher in der Folge aus. Ein Schuss von Marcel Sabitzer ging an die Latte (65.), Michael Gregoritsch ließ per Kopf eine gute Chance aus (88.), und ein Versuch von Alessandro Schöpf wurde vor der Linie abgewehrt (92.).

Für das ÖFB-Team geht es nun zurück nach Wien, wo am Sonntag im Happel-Stadion die EM-Generalprobe gegen die Slowakei stattfindet. Am Dienstag checkt die Mannschaft im EM-Basecamp in Seefeld ein, das erste Turniermatch steigt am 13. Juni in Bukarest gegen Nordmazedonien.

Bachmann feiert Debüt im Tor

Die wohl brennendste Frage wurde von Foda rund 90 Minuten vor dem Anpfiff beantwortet. Im Dreikampf um das Einserleiberl durfte sich Watford-Goalie Daniel Bachmann gegen seine Wahlheimat zwischen den Pfosten beweisen und kam zu seinem Länderspieldebüt. „Im Training haben alle gute Leistungen gezeigt. Daniel ist aber gerade aufgestiegen und hat in den letzten Wochen sehr gute Leistungen gezeigt. Er hat sich diese Chance verdient“, begründete Foda im ORF-Interview vor dem Spiel seine Entscheidung. Ein Fingerzeig Richtung EM sei das aber nicht.

Zudem überraschte Foda mit Marco Friedl in der Startelf. Der Linksverteidiger vom deutschen Absteiger Werder Bremen bestritt sein drittes Länderspiel, sein zweites von Beginn an. Dazu begannen in der Defensive Stefan Lainer, Aleksandar Dragovic und Martin Hinteregger. Im Mittelfeld agierten Konrad Laimer, Xaver Schlager, der zuletzt angeschlagene Christoph Baumgartner, Marcel Sabitzer und David Alaba, der als Kapitän den nach seiner Verletzung noch auf der Ersatzbank sitzenden Julian Baumgartlinger vertrat. Marko Arnautovic fehlte angeschlagen, als Stürmer agierte Sasa Kalajdzic.

Englands Teamchef Gareth Southgate bot wie angekündigt Jesse Lingard auf, obwohl er den West-Ham-Offensivspieler aus dem endgültigen EM-Kader gestrichen hatte. Der 28-Jährige bildete das Angriffstrio mit Saka und Harry Kane. Im Mittelfeld schenkte er unter anderen Jude Bellingham das Vertrauen. Mit 17 Jahren und 338 Tagen ist der Dortmund-Legionär damit der jüngste Startspieler seit Wayne Rooney vor 18 Jahren. Die im Champions-League-Finale eingesetzten Mason Mount, Reece James und Ben Chilwell (Chelsea) sowie Kyle Walker, John Stones, Phil Foden und Raheem Sterling (Manchester City) wurden geschont.

Gastgeber am Drücker

„Es geht darum, wie wir auftreten. Wir haben im Training vor allem an unserem Ballbesitz- und Umschaltspiel gearbeitet, und das wollen wir jetzt gegen England sehen“, hatte Foda vor Spielbeginn gesagt. Doch die Gastgeber rissen die Initiative schnell an sich. Nach einem weiten Zuspiel von Kane wurde Trent Alexander-Arnold im Strafraum der Österreicher vorstellig. Den Schuss des 22-Jährigen lenkte Bachmann in seiner ersten Aktion gerade noch über die Latte (6.). Eine Minute später entschärfte er auch einen Kopfball von Bellingham aus kürzester Distanz. Ungeahndet blieb im Gegenzug ein klares Foul an Kalajdzic im Strafraum.

England mit der ersten Möglichkeit

Alexander-Arnold kommt erstmals gefährlich vor das Tor der Österreicher. ÖFB-Goalie Bachmann greift erstmals in das Spielgeschehen ein.

Bachmann zeichnet sich aus

Die Österreicher agierten bemüht, versuchten mit frühem Pressing den Gastgebern die Schneid abzukaufen (Gelb für Schlager nach einem Foul an Saka), offensiv verbuchten sie zunächst nicht mehr als einen missglückten Schuss von Baumgartner (8.). Wie es nicht geht, zeigte auch Saka (21.) bei einem Halbvolley unmittelbar vor dem Tor nach einem Abpraller, als der Ball am Ziel vorbeischoss. Der Druck der Engländer nahm zu. Oft wussten sich die Gäste nur mit Fouls zu helfen.

Die beste Chance bis dahin hatte Kane, der in der 29. Spielminute allein vor dem Tor an Bachmann scheiterte. Der 26-Jährige zeichnete sich erneut aus und rechtfertigte seine Aufstellung damit nachdrücklich. England-Goalie Jordan Pickford fadisierte sich derweil, er war bis dahin noch nicht geprüft worden. Da half auch die enorme Laufarbeit von Alaba nicht, der von den Hausherren meist konsequent isoliert wurde. Im Strafraum wurden die Österreicher kaum vorstellig.

Bachmann stoppt Kane

Bachmann wirft sich Kane in den Weg und geht als Gewinner aus dem Duell hervor.

Für die schärfste ÖFB-Aktion in Halbzeit eins sorgte Baumgartner, als er nach einem Konter plötzlich vor Pickford auftauchte. Baumgartners Schuss wurde vom heranstürmenden Tyrone Mings abgeblockt. Mit viel Laufarbeit und hohem Einsatz gelang es der Foda-Truppe, sich langsam aus der Umklammerung zu befreien. Der Spielaufbau von hinten gelang bis zur Pause nur bedingt.

Nach Seitenwechsel änderte sich in den ersten Minuten wenig, zu statisch wirkten die Österreicher in ihren Angriffen, die meist ohne zählbare Torchance verpufften. Bei einem schnellen Gegenstoß der Engländer wusste sich Lainer nur mit einem Notfoul an Saka zu helfen, wofür er wie davor Schlager Gelb sah. Zwingende Chancen blieben nach Seitenwechsel zunächst auf beiden Seiten aus.

Saka trifft nach schnellem Konter

Einen Ballverlust von Kalajdzic nützten die Engländer allerdings perfekt aus. Nach einem blitzschnellen Konter drosch Saka im Strafraum den von Sabitzer abgelenkten Ball ins Tor zur Führung der Gastgeber (56.). Diesmal war Bachmann chancenlos, so gut er davor auch gehalten hatte. Kurz darauf musste Baumgartner für Louis Schaub Platz machen, Florian Grillitsch kam für Laimer.

Bukayo Saka (ENG)
APA/AFP/Lindsey Parnaby
In der 57. Minute durften die Gastgeber dank des Treffers von Saka jubeln

Sabitzer trifft nur die Latte

Das ÖFB-Team gab sich nicht geschlagen, hatte nun auch mehr Raum für Angriffe. Die Riesenchance auf den Ausgleich vergab Sabitzer (65.). Sein Schuss vom Elferpunkt knallte aber an die Latte. Pickford hätte das Nachsehen gehabt. Foda wechselte erneut und stärkte die Offensive: Für Alaba kam Schöpf, für den glanzlosen Kalajdzic durfte Gregoritsch ins Spiel.

Sabitzer an die Latte (65. Minute)

Wenige Zentimeter fehlen den Österreichern zum Ausgleich. Marcel Sabitzer trifft nur die Latte.

Noch 20 Minuten blieben den Österreichern für den möglichen Ausgleich, der Friedl nach einem Schaub-Eckball fast gelungen wäre, hätte er den Ball erwischt (74.). Bei einer weiteren guten Möglichkeit scheiterte Sabitzer (81.), der Pickford mit einem knallharten Schuss auf die Probe stellte. In der 89. Minute scheiterte Gregoritsch per Kopf, ein Schuss von Schöpf wurde auf der Linie abgewehrt. Letztlich blieben die bemühten Österreicher unbelohnt. Auf einen Sieg gegen England warten sie seit nun 40 Jahren (4:3 in Wien).

Nach England Training in Wien

Für die ÖFB-Auswahl geht es nach dem Testspiel nun wieder zurück nach Wien. Dort stößt am Donnerstag auch wieder Valentino Lazaro zum Team, der sich aufgrund eines Dubai-Aufenthalts in England in Quarantäne hätte begeben müssen und deshalb als einziger Spieler des 26-Mann-EM-Kaders nicht in Middlesbrough mit dabei war.

Bis zur EM-Generalprobe am Sonntag (17.30 Uhr, live in ORF1) vor 3.000 Zuschauern im Ernst-Happel-Stadion gegen die Slowakei trainiert die Nationalmannschaft in der Bundeshauptstadt. „In dieser Zeit geht es Richtung Taktik und System“, erklärte Foda. Am Dienstag wird dann im EM-Basecamp in Seefeld eingecheckt.

EM-Testspiel

Mittwoch:

England – Österreich 1:0 (0:0)

Middlesbrough, Riverside Stadium, 8.750 Zuschauer, SR Visser (BEL)

Tor: Saka (56.)

England: Pickford – Alexander-Arnold, Mings (62./Godfrey), Coady, Trippier – Bellingham, Grealish (71./White), Rice (62./Ward-Prowse) – Lingard (62./Calvert-Lewin), Kane (62./Watkins), Saka

Österreich: Bachmann – Lainer (81./Trimmel), Dragovic, Hinteregger, Friedl – Laimer (62./Grillitsch), X. Schlager (81./Baumgartlinger) – Baumgartner (62./Schaub), Sabitzer, Alaba (71./Schöpf) – Kalajdzic (71./Gregoritsch)

Gelbe Karten: Calvert-Lewin, Alexander-Arnold bzw. Schlager, Lainer, Hinteregger

Die Besten: Grealish, Saka, Coady bzw. Sabitzer, Dragovic