Der französische Stürmer Kylian Mbappe.
APA/AFP/Franck Fife
Fußball-EM

Das sind die Stars der Endrunde

Die Europameisterschaft wird ab Freitag wieder zum Laufsteg der Stars. Der portugiesische Ausnahmeathlet Cristiano Ronaldo führt das Feld einmal mehr an, doch nicht nur der fünffache Weltfußballer könnte dem Turnier seinen Stempel aufdrücken, auch Frankreichs Jungstar Kylian Mbappe. Zudem gibt es einige Rückkehrer, aber auch namhafte Abwesende.

In der naturgemäßen Abwesenheit seines ewigen Rivalen, des Argentiniers Lionel Messi, ist Ronaldo auch bei seiner fünften EM-Teilnahme der Topstar schlechthin. Die immer noch schillernde Ich-AG des Weltfußballs hat aber keine einfache Saison hinter sich.

Trotz vieler Tore in der italienischen Liga verpasste Juventus Turin erstmals seit 2011 den Titel. In der Champions League kam für den 173-fachen Teamspieler (103 Tore) und Juve im Achtelfinale das Ende.

Portugal’s Cristiano Rolando
AP/Armando Franca
Nimmermüder Superstar: Cristiano Ronaldo will mit Portugal den Titel verteidigen

Dem 36-jährigen Europameister 2016 gehört zwar nicht mehr die Zukunft, nach wie vor zählt der Mann von der Atlantik-Insel Madeira aber zu den prägenden Figuren – und Portugal dank weiterer klingender Namen wie Bruno Fernandes (Manchester United) und Jungstar Joao Felix (Atletico Madrid) zum Favoritenkreis.

Mbappe weiter gereift

Auch die Franzosen gehören zu den größten Favoriten dieser EM – und Kylian Mbappe zu ihren größten Stars im talentereichen Ensemble. Der 22-Jährige ist flankiert vom knapp acht Jahre älteren Antoine Griezmann (FC Barcelona) der Schlüsselspieler in der Offensive des Weltmeisters. „Er ist die Gegenwart und die Zukunft des Weltfußballs“, sagte Ronaldo einmal über den Stürmer von Paris Saint-Germain.

Das ist über ein Jahr her, heute aber noch genauso treffend wie damals. Mbappe ist seit dem Titelgewinn der „Equipe Tricolore“ 2018 in Russland, bei dem er als 19-Jähriger alle sieben Partien bestritt und bereits vier Tore erzielte, weiter gereift. Der Mann mit der brillanten Technik, dem atemberaubendem Tempo und einem exzellenten Abschluss ist der wertvollste Spieler, der bei der EM auflaufen wird. Sein Marktwert beläuft sich auf 160 Millionen Euro.

Lewandowski kommt in bester Torlaune

Als hätte es noch einer Empfehlung bedurft, kommt Robert Lewandowski als jüngst gekürter Rekordgoalgetter der deutschen Bundesliga zur EM. Mit 41 Toren übertraf der ehemalige Bayern-Teamkollege von David Alaba Clublegende Gerd Müller und kann bei der Endrunde nachlegen.

Polen’s Robert Lewandowski
Reuters/Ariel Schalit
Polens Superstar Robert Lewandowski hat sich in der deutschen Bundesliga für die EM warmgeschossen

Auch in Polens Nationalteam hat sich der 32-Jährige meist gut in Schuss gezeigt, bei Großereignissen allerdings ziemlich ausgelassen. Der klassische „Neuner“, in Deutschland neunfacher Meister und sechsfacher Torschützenkönig, kommt auf nur drei Treffer in elf Partien (2 x EM, 1 x WM) und dürfte dementsprechend motiviert sein. Einziger Wermutstropfen: Polen zählt nicht zum Kreis der Titelkandidaten. Letzteres gilt auch für Gareth Bale und Wales, für Luka Modric und Kroatien wird es schwierg, Rang zwei von der WM 2018 zu toppen.

De Bruyne, Lukaku, Kane und Co.

Sofern fit, zählt auch Belgiens Kevin de Bruyne natürlich zu den Stars der Endrunde. Der Mittelfeldspieler von Manchester City ist aber nach einem Zweikampf mit DFB-Teamspieler Antonio Rüdiger im Champions-League-Finale gegen Chelsea (0:1) wegen eines Augenhöhlen- und Nasenbeinbruchs bedient und wird wohl erst während des Turniers Fahrt aufnehmen. Topfit und mit einem Titel im Gepäck kommt Romelu Lukaku, der mit seinem bulligen Körper jede Abwehr vor Probleme stellt. Nicht weniger als 24-mal traf der 28-Jährige für Meister Inter.

Der belgische Stürmer Romelu Lukaku.
APA/AFP/Kenzo Tribouillard
Der wuchtige Angreifer Romelu Lukaku soll Belgien zum ersten EM-Titel schießen

Ähnliches gilt auch für England mit Topstürmer Harry Kane. Für die „Three Lions“ traf Kane in 53 Spielen schon 34-mal, seine Bedeutung für das Team ist offensichtlich. Bei der EM 2016 blieb er ohne Treffer, man scheiterte im Achtelfinale. 2018 erreichten die Engländer Rang vier, Kane glänzte mit sechs Treffern als Torschützenkönig.

Prominente Rückkehrer wie Benzema und Müller

Die EM steht auch ein wenig im Zeichen der Comebacks. 27 Tore in 81 Spielen für die „Grande Nation“ waren für Karim Benzema lange zu wenig. Seit 2015 stand der Angreifer nicht mehr in Frankreichs Aufgeboten. Wegen der Verwicklung in den Erpressungsfall um Ex-Teamkollege Mathieu Valbuena wurde er zunächst suspendiert und schließlich nicht mehr berücksichtigt. Die Causa ist noch immer nicht ausgestanden, im Oktober muss Benzema erneut vor Gericht erscheinen. Didier Deschamps begnadigte den 33-Jährigen aus sportlicher Sicht, 30 Tore für Real Madrid waren ein triftiges Argument.

Mit Thomas Müller und Mats Hummels vertraut DFB-Trainer Joachim Löw auf zwei Akteure, die die große Bühne bereits lange kennen. Löw hat den 31-jährigen Müller wie den ein Jahr älteren Hummels für das paneuropäische Turnier nach der nicht ohne Misstöne erfolgten Ausbootung 2019 wieder zurückgeholt. Löw hatte die Rio-Weltmeister Müller, Hummels und Jerome Boateng einst ohne Vorwarnung darüber informiert, dass er sie wegen der Verjüngung im Team nicht mehr berücksichtigen werde. Nun ist Routine im deutschen Aufgebot wieder gefragt. Müller, der die 100-Länderspiel-Marke bereits geknackt hat, zeigte in der abgelaufenen Saison auch starke Leistungen.

Deutschland’s Thomas Müller
APA/AFP/Federico Gambarini
Thomas Müller ist zurück im deutschen Nationalteam, ein EM-Titel fehlt ihm noch in der Sammlung

Im Zug von Chelseas Erfolgen im Frühjahr schaffte auch Cesar Azpilicueta den Sprung zur EM. Der spanische Kapitän des CL-Siegers Chelsea markierte zuletzt 2018 seinen insgesamt 25. Einsatz für die „Roja“. Mit Spanien wartet er noch auf den großen Wurf. Der 31-jährige Azpilicueta war bereits bei den WM-Endrunden 2014 und 2018 dabei, als Spanien nach den Gruppenspielen bzw. im Achtelfinale scheiterte.

Belgien gilt auch dank Eden Hazard seit Jahren als bereit für einen großen Titel. Mittlerweile hat der Offensivstar den 30. Geburtstag schon hinter sich – und plagt sich seit Längerem mit Verletzungen. Seit November 2019 hat Hazard wegen verschiedener Blessuren und einer CoV-Infektion nicht mehr für die „Roten Teufel“ gespielt. Im Saisonfinish von Real Madrid ist er aber wieder fit geworden.

Namhafte Abwesende

Doch einige Stars müssen auch zusehen. Sergio Ramos war bei Spaniens Triumphen von 2008 bis 2012 stets ein Fixstern, im Sommer wird der Abwehrrecke jedoch vor dem Fernseher Platz nehmen. Der in dieser Saison von Verletzungen geplagte 35-Jährige sieht die Auftritte der Spanier bei der EM-Endrunde nur aus der Ferne. Zlatan Ibrahimovic musste seine Hoffnungen auf die EM aufgrund einer Blessur auch begraben. Der erst im Frühjahr nach fünf Jahren Pause in Schwedens Nationalteam zurückgekehrte Starangreifer erlitt im Finish der Saison eine Knieverletzung, die ein Antreten im Juni unmöglich machte.

Auch zwei ehemalige Salzburg-Stars müssen zuschauen. Dominik Szoboszlai plagt sich seit seinem Transfer zu RB Leipzig zu Jahresbeginn mit einer hartnäckigen Schambeinverletzung und musste deshalb passen. Dabei war es dem 20-Jährigen zu verdanken, dass Ungarn überhaupt zur EM fährt. Norwegens Erling Haaland verpasste die EM auf dem Rasen. Für Österreich erfreulich, für ihn nicht: Auch Liverpool-Verteidiger Virgil van Dijk wird die Niederlande nicht aufs Spielfeld führen können. Der Kapitän der „Oranje“ ist nach einem im Oktober 2020 erlittenen Kreuzbandriss zum Zuschauen verdammt.

Reus lässt aus

Von sich aus lässt Marco Reus die EM aus. Der verletzungsanfällige Kapitän von Borussia Dortmund hatte bereits den WM-Titel 2014 sowie die EM 2016 verletzungsbedingt versäumt. Nun führte der 32-Jährige eine „kräftezehrende“ Saison als ausschlaggebend für seinen Verzicht an. Reus ist seit Oktober 2019 nicht mehr in der deutschen Nationalmannschaft eingelaufen, hatte aber zuletzt zu alter Stärke zurückgefunden. Schon vorbei ist die Teamkarriere von Portugals Siegestorschützen im Finale 2016: Stürmer Eder (33) spielt mittlerweile für Lok Moskau. In der „Selecao“ kam er zuletzt Ende 2018 zum Einsatz.