Bild zeigt einen „tweet“ mit einem Bild von Debbie Hewitt.
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Fußball

Englischer Verband erhält erstmals Chefin

Der älteste Fußballverband der Welt übernimmt ab Jänner 2022 eine Vorreiterrolle. Mit Debbie Hewitt erhält die englische Football Association (FA) erstmals in ihrer 158-jährigen Geschichte eine Chefin. Die Managerin wurde von einem siebenköpfigen Gremium einstimmig zur Nachfolgerin des über rassistische Kommentare gestolperten Greg Clarke bestimmt. „Es ist ein signifikanter Moment für den englischen Fußball“, so Hewitt.

Die designierte Vorsitzende muss zwar noch vom Rat des Verbandes, dessen Präsident der Herzog von Cambridge Prinz William ist, am 22. Juli offiziell bestätigt werden, doch dieses Prozedere ist lediglich ein Formalakt. „Ich bin begeistert, dass ich für den Vorsitz vorgeschlagen wurde“, so die Engländerin, die gemeinsam mit Geschäftsführer Mark Bullingham die Geschicke leiten wird. „Ich habe mich schon von klein auf für den Fußball begeistert und freue mich darauf, die Zukunft von etwas mitzugestalten, das so vielen Menschen so viel bedeutet.“

Kate Tinsley, Teil des Auswahlgremiums, nannte Hewitt eine „exzellente Wahl für die FA und den englischen Fußball im Allgemeinen“. Die designierte Vorsitzende ist laut Tinsley die „herausragendste Kandidatin eines talentierten und erfahrenen Feldes“ gewesen. Dank ihrer Leidenschaft für den Fußball sei Hewitt die Idealbesetzung, um die 1863 gegründete FA sicher zu führen. Hewitts Kür ist auch das Ergebnis der 2018 ins Leben gerufenen Initiative „Pursuit of Progress“, die das „Urgestein“ FA fit für die Zukunft machen soll.

Das Lob für Hewitt kommt nicht von ungefähr, denn im Lebenslauf der Engländerin finden sich zahlreiche Führungsposten. Aktuell ist Hewitt noch Vorsitzende der Wagamama Restaurant Group, deren Netz an asiatischen Lokalen ganz Großbritannien überzieht. Dazu sitzt die neue FA-Chefin als nicht geschäftsführendes Verwaltungsmitglied auch in anderen Konzernen, etwa Visa Europe. Ihren Posten bei Wagamama wird Hewitt, die bis dahin in der FA noch von Interimsvorsitzenden Peter McCormick vertreten wird, ab Jänner 2022 allerdings aufgeben.

Turbulente Zeiten

McCormick hatte die Leitung der Football Association im vergangenen November von Clarke übernommen. Letztgenannter hatte nach diskriminierenden Aussagen bei einer Fragestunde im Parlament seinen Hut nehmen müssen. In einem Ausschuss des Unterhauses hatte Clarke von „farbigen“ statt von schwarzen Fußballern gesprochen. Nach einer Entschuldigung für den Vorfall sagte er allerdings mit Blick auf die Technologieabteilung des Verbandes, dort würden viel mehr Menschen aus Südasien als aus der Karibik arbeiten, weil sie andere Karriereinteressen hätten. Auch mit Äußerungen zu Sexualität erntete Clarke Kritik.

Der ehemalige Chef der englischen „Football Association“ Greg Clarke zusammen mit Wayne Rooney  und Harry Kane.
Reuters/Toby Melville
Clarke (l.), hier beim letzten Länderspiel von Wayne Rooney, wurden mehrere fragwürdige Aussagen zum Verhängnis

Im englischen Fußball ging es aber auch danach gehörig rund, etwa kürzlich, als sechs englische Topclubs – darunter der frischgebackene Gewinner der Champions League Chelsea – zuerst ihre Teilnahme und später die Absage an einer neu gegründeten Superliga bekanntgaben. Dazu kämpft der älteste Fußballverband mit den hohen Verlusten aufgrund der Coronavirus-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen.

Auch das Thema Rassismus im englischen Fußball wurde kurz vor der Europameisterschaft einer breiten Öffentlichkeit wieder vor Augen geführt. Vor den beiden Testspielen der „Three Lions“ gegen Österreich und zuletzt Rumänien hatten Fans vergangene Woche die englischen Spieler ausgebuht, als diese vor dem Anpfiff auf die Knie gingen, um ihre Unterstützung der „Black Lives Matter“-Bewegung auszudrücken. Laut eigener Aussage will Hewitt in ihrer Funktion nun dafür sorgen, dass der Fußball auch in dieser Hinsicht „gesund“ wird.