Stefan Posch (AUT) rutscht in einer großen Pfütze auf dem Rasen
GEPA/Christian Walgram
Fußball-EM

ÖFB-Auftakt unter widrigen Umständen

Österreichs Fußballnationalteam startet am Sonntag (18.00 Uhr, live in ORF1) in Bukarest gegen Nordmazedonien zum dritten Mal in seiner Geschichte in eine Europameisterschaft. In der rumänischen Hauptstadt soll der erste Erfolg bei einer EM-Endrunde gelingen, die unmittelbare Vorbereitung auf die Partie verlief wegen Wetterkapriolen schwierig. Der tragische Zwischenfall um Christian Eriksen machte die Teamkicker zudem „sehr betroffen“.

Plötzlich hatte sich am späteren Samstagnachmittag alles relativiert. Als der dänische Starspieler Eriksen im zweiten EM-Spiel des Tages gegen Finnland (0:1) in Kopenhagen bewusstlos zu Boden ging und notfallmedizinisch betreut werden musste, absolvierten die ÖFB-Teamkicker ihr Abschlusstraining in Bukarest, das nach heftigen Regenfällen nicht nur zweimal nach hinten verschoben, sondern letztlich auch in ein anderes Stadion verlegt werden musste.

Bis dahin hatten die Spieler das Beste aus ihrer Situation gemacht, doch als sie nach dem Training von dem Vorfall erfuhren, kippte die Stimmung. „Auf so etwas ist man nicht vorbereitet, unsere Spieler sind sehr betroffen, es ist schwierig“, sagte ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel im ORF. Die folgende Entwarnung sorgte für Erleichterung allerorts, doch ein mulmiges Gefühl bleibt vor dem Auftaktspiel. Dieses soll trotz allen Widrigkeiten vor 2.000 ÖFB-Fans gewonnen werden.

Schöttel über Betroffenheit im Team

Mit großer Betroffenheit hat auch das ÖFB-Team die dramatischen Szenen der EM-Partie Dänemark gegen Finnland gesehen, wo der dänische Fußballstar Christian Eriksen plötzlich ohne Fremdeinwirkung zusammengebrochen ist.

Bereits bei der Ankunft in der siebentgrößten Stadt der Europäischen Union wurde das ÖFB-Team von dunklen Wolken empfangen, wenige Stunden später sorgte ein Gewitter über der Arena Nationala für die Verschiebung des Abschlusstrainings um insgesamt eine Stunde.

Wolkenbruch sorgt für Probleme

Spieler und Staff warteten zu und ließen sich die gute Stimmung durch das Wetter nicht vermiesen. Die beiden Hoffenheim-Legionäre Christoph Baumgartner und Stefan Posch sorgten für Erheiterung, indem sie auf dem nassen Rasen der Arena auf dem Bauch rutschten.

Letztlich musste das Training aber in ein anderes Stadion verlegt werden. Der ÖFB-Tross brachte die Einheit im 25 Autominuten entfernten Ghencea-Stadion über die Bühne. Ein optimaler Anreisetag sieht vor einem Schlüsselspiel anders aus. Aufgrund der heftigen Regenfälle standen nicht nur Straßen unter Wasser, sondern auch das Akkreditierungscenter nahe der Arena Nationala.

Absperrung vor dem Akkreditierungszentrum
ORF.at/Bernhard Kastler
Der offizielle Zugang zum Akkreditierungscenter (Hintergrund) war nach einem Wolkenbruch vorübergehend geschlossen

Nordmazedonien musste sein Abschlusstraining ebenfalls im Ghencea-Stadion absolvieren, hatte aber dort quasi Heimvorteil. Der Neuling nützt dieses als Trainingszentrum, residiert man doch während der EM in Bukarest, während das ÖFB-Team seine Zelte in Seefeld aufschlug.

In Tirol herrschten zuletzt eher herbstliche Temperaturen, in Bukarest schwülwarme, auch am Matchtag sind Gewitterschauer prognostiziert. „Die Wettersituation ist eine andere, aber die Bedingungen sind für beide gleich. Ich gehe davon aus, dass die klimatischen Bedingungen keine Rolle spielen werden“, sagte ÖFB-Teamchef Franco Foda, der gemeinsam mit dem Team nach dem Spiel wieder abreisen wird.

Verhaltene EM-Atmosphäre in Rumänien

Nach dem Niederlande-Gastspiel am Donnerstag wird das ÖFB-Team für die abschließende Gruppenpartie nach Rumänien zurückkehren. Bukarest ist einer von elf Standorten bei der erstmals transeuropäisch durchgeführten Endrunde. Die gastgebende Mannschaft verpasste die EM-Teilnahme durch ein 1:2 gegen Island im Play-off-Halbfinale.

Neben den Partien ohne Niederlande-Beteiligung in der Gruppe C steigt im 2011 eröffneten Nationalstadion, das der eine oder andere ÖFB-Vertreter wohl gerne in Wien sehen würde, auch ein Achtelfinale.

Die Euphorie hält sich in Bukarest naturgemäß in Grenzen, zumal eben der Gastgeber nicht dabei ist und mit Österreich, Nordmazedonien und der Ukraine keine Topteams hier gastieren. Schilder auf dem Flughafen oder Fahnen auf den Straßenlaternen erinnern die Einheimischen zwar auch an die Endrunde wie der überdimensionale EM-Ball „Uniforia“ in der Altstadt Lipscani, doch die Menschen genießen in erster Linie wie in Österreich die zurückgewonnene Freiheit während einer Pandemie.

Fans in Bukarest
ORF.at/Bernhard Kastler
Der überdimensionale EM-Ball „Uniforia“ als Erinnerung an das Stattfinden der EM in Bukarest

In Rumänien herrscht punkto Coronavirus aktuell eine geringe 7-Tage-Inzidenz, was sich auch bei der Einreise aus Österreich bemerkbar macht, denn die ist aktuell uneingeschränkt erlaubt.

ÖFB-Fans freuen sich, dabei zu sein

Am Sonntag werden rund 2.000 Fans aus der Heimat dabei sein. Die Arena Nationala fasst zwar 55.000 Zuschauer, aber aufgrund der Pandemie dürfen nur rund 13.000 Zuschauer (25 Prozent) ins Stadion, auch Nordmazedonien darf 2.000 Anhänger mitbringen.

Die Erwartungshaltung bei den österreichischen Fans an das eigene Nationalteam ist wie in der gesamten heimischen Öffentlichkeit vor diesem Turnier nach mäßigen Leistungen in der Vorbereitung gering.

Die Freude, nach einem Jahr Verspätung überhaupt dabei zu sein, überwiegt bei den Anhängern, die sich am Vortag bereits in der belebten Altstadt einsangen. Auch die inoffizielle Hymne „I am from Austria“ wurde dabei intoniert, die Stimmung war friedlich.

Fans in Bukarest
ORF.at/Bernhard Kastler
Weil die Vorfreude überwiegt, wird der in den vergangenen Monaten praktizierte Abstand nicht immer eingehalten

Ein Sieg des ÖFB-Teams würde die gute Atmosphäre aber natürlich noch einmal heben, meinte ein Fan nach der Ankunft in Bukarest. Die Zuschauer könnten ihren Beitrag dazu leisten, wenn es nach dem Frankfurter Publikumsliebling Martin Hinteregger geht. Dem fehlt das EM-Gefühl noch ein wenig. „Dass das ein großes Turnier ist, ist schwer vorstellbar, vielleicht kommt mit dem Anpfiff das Feeling, wenn zumindest ein paar Zuschauer im Stadion sind“, so der Abwehrchef, der schon 2016 dabei war, als Österreich nur ein Remis gelang.

Hoffen auf ersten Sieg bei Endrunde seit 1990

Insgesamt ist die EM-Ausbeute Österreichs bisher mau, nach zwei Teilnahmen ist man in der Ewigen Tabelle mit zwei Punkten aus sechs Spielen und zwei geschossenen Toren vor Lettland Vorletzter (27.).

Das letzte Mal, dass heimische Fans einen Sieg bei einer Endrunde feiern durften, ist mehr als 30 Jahre her. Am 19. Juni 1990 schlug das ÖFB-Team die USA dank Toren von Andreas Ogris und Gerhard Rodax mit 2:1 bei der WM in Italien. Zu diesem Zeitpunkt waren nur sechs der 26 aktuellen ÖFB-Kaderspieler überhaupt schon auf der Welt.