Kritik an Spielfortsetzung nach Eriksen-Kollaps

Die Fortsetzung des Dänemark-Spiels nach dem Kollaps von Starspieler Christian Eriksen noch am Samstagabend stößt auf lautstarke Kritik. „Es ist absolut lächerlich, dass die UEFA mit einer Lösung wie dieser dahergekommen ist“, sagte die dänische Tormannlegende Peter Schmeichel, der auch Vater des derzeitigen Nationalgoalies Kasper Schmeichel ist. Seiner Ansicht nach hätte die UEFA ein anderes Szenario finden und „ein bisschen mehr Mitgefühl“ zeigen können.

Der Europäische Fußballverband verwies zunächst auf das Regelwerk. Dieses legt grundsätzlich das Vorgehen bei der „Neuansetzung von Spielen“ (Artikel 29) fest, nicht aber, wie nach medizinischen Notfällen wie am Samstagabend im Parken Stadion von Kopenhagen zu verfahren ist.

Mannschaften wollten Spiel fortsetzen

„Kann ein Spiel nicht wie geplant beginnen oder nicht zu Ende gespielt werden, werden das vollständige Spiel bzw. die verbleibenden Spielminuten grundsätzlich am folgenden Tag ausgetragen“, schreibt der Dachverband vor. Nach übereinstimmenden Aussagen von Samstag hatten beide Mannschaft entschieden, noch am Abend weiterzuspielen.

Zur Wahl stand der Sonntagmittag als Alternativtermin. Vor der Entscheidung soll Eriksen per Videotelefonat aus dem Krankenhaus mit seinen dänischen Mitspielern gesprochen haben.

Der 29-Jährige war in der 43. Minute der Partie kollabiert und reglos auf dem Rasen liegen geblieben, sofort herbeigerufene Helfer hatten lebensrettende Maßnahmen eingeleitet. Eriksen wurde anschließend ins Krankenhaus transportiert. Sein Zustand sei weiter stabil, teilte der dänische Verband am Sonntag mit. Bei einem Gespräch in der Früh habe Eriksen seinen Mannschaftskollegen seine Grüße ausgerichtet.

Schmeichel kritisiert UEFA

Die Entscheidung über die Fortsetzung den tief betroffenen Spielern zu überlassen sei jedoch verantwortungslos, ließ Schmeichel am Sonntag gegenüber dem britischen Radiosender BBC Radio 5 durchblicken und kritisierte die angebotene Terminauswahl. „Nach so etwas Schrecklichem lässt die UEFA den Spielern die Wahl, wieder anzutreten und die letzten 55 Minuten zu Ende zu spielen oder heute um 12.00 Uhr zurückzukehren. Was für eine Option ist das?“

Der ehemalige dänische Fußballer Peter Schmeichel.
APA/AFP/Peter Powell

Im Fall der Fortsetzung am Folgetag kehre man nach dem Abbruch ins Hotel zurück, könne angesichts des Traumas nicht schlafen und sitze um 8.00 Uhr bereits wieder im Mannschaftsbus Richtung Stadion, sagte Schmeichel. „Das war keine Option. Das war eine lächerliche Entscheidung der UEFA.“

Laudrup: „Wir hören hier auf“

Auch Michael Laudrup, ebenfalls eine dänische Fußballlegende, hält die Fortsetzung des Spiels nach einer Unterbrechung von 107 Minuten nicht „für die richtige Wahl“. Nach so einem Vorfall seien die Spieler „voller Emotionen und haben nicht die Übersicht, um wichtige Entscheidungen zu treffen. Es muss jemanden geben, der dann sagt: Wir hören hier auf“, sagte der als EM-Experte des dänischen Fernsehsenders TV3+ arbeitende 56-Jährige.

„Da hätte man sagen sollen: ‚Wir werden heute Abend nicht mehr spielen. Dann werden wir wahrscheinlich später die Gelegenheit finden.‘“

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