David Alaba umarmt ÖFB-Coach Franco Foda
GEPA/Christian Walgram
Fußball-EM

Fodas Schachzug mit Alaba geht auf

Die Position von David Alaba in der österreichischen Nationalmannschaft ist schon seit Jahren ein kontroversiell und auch hitzig diskutiertes Thema. Beim 3:1-Sieg zum EM-Auftakt am Sonntag gegen Nordmazedonien agierte der 28-Jährige erstmals in seiner Teamkarriere als Abwehrchef. Der Schachzug von Teamchef Franco Foda ging auf, denn Alaba lieferte eines seiner besten ÖFB-Spiele ab und verbuchte traumhafte Statistiken.

Alabas Rolle im Team kann als unendliche Geschichte gesehen werden. Höhepunkt war die EM 2016. Beim 0:2 gegen Ungarn ließ ihn Coach Marcel Koller im defensiven Mittelfeld spielen. Nach der Verletzung von Zlatko Junuzovic agierte Alaba als zentraler Spielmacher. Als es gegen Island um alles ging, beorderte ihn Koller sogar ins Sturmzentrum. Auch unter Foda zeichnete sich keine klare Position ab. Links im Mittelfeld? Linksverteidiger? Oder doch im defensiven Mittelfeld?

„Ich hatte in den letzten Tagen mehrere Gespräche mit dem Trainer (Foda, Anm.), wir haben uns zusammengesetzt und ausgesprochen, dementsprechend hat er entschieden. Ich habe ihm gesagt, mir ist es egal, wo ich spiele. Was ich versprechen kann ist, dass ich dort, wo ich aufgestellt werde, alles gebe“, sagte Alaba nach seiner Galavorstellung gegen Nordmazedonien, für die er zum „Man of the match“ gewählt wurde.

„Keine Überraschung, dass er dort spielen kann“

Mit 114 Ballberührungen hatte Alaba die meisten aller Spieler auf dem Feld. Er brachte 93 von 99 Pässen an den Mann, er gewann alle seine Zweikämpfe und bereitete mit einer perfekten Hereingabe die 2:1-Führung durch Michael Gregoritsch vor. Überdies agierte Alaba als Organisator, war lautstark im Coaching seiner Vorderleute und machte beim Stand von 1:1 immer wieder Druck über die linke Seite, was schließlich auch zum Erfolg führte.

Fodas Entscheidung, den ÖFB-Star beim EM-Start als Abwehrchef zu installieren, erwies sich als richtig. „Dass David dort spielen kann, ist keine Überraschung. Er ist ein Topspieler und kann auf allen Postionen Topleistungen bringen“, lobte Foda und verwies auf die Rolle von Alaba in München. „Er hat bei Bayern fast alle Spiele als Innenverteidiger agiert. Die einzige Umstellung für ihn war Dreierkette. Mit ihm waren wir gegen die zwei Stürmer besser im Spielaufbau. Wenn es in die Hose gegangen wäre, wäre es wahrscheinlich wieder hinterfragt worden.“

Nordmazedonien Spieler Stefan Ristovski im Zweikampf mit David Alaba.
AP/Vadim Ghirda
David Alaba zeigte als ÖFB-Abwehrchef in Bukarest eine herausragende Leistung

Alaba mit Hälfte zwei sehr zufrieden

Ob Alaba auch im nächsten Spiel gegen die Niederländer am Donnerstag (21.00 Uhr, live in ORF1) im Abwehrzentrum spielen wird, ließ Foda offen. Auch Alaba meinte dazu: „Meine Position wird sich zeigen.“ Der zukünftige Real-Madrid-Legionär zeigte sich in erster Linie sehr zufrieden mit dem Auftakt. „Wir haben das erste Ziel erreicht. Wir wollten mit drei Punkten starten. Damit geben wir uns aber nicht zufrieden. Wir wollen weitere Punkte mitnehmen. Das sollte unser Anspruch sein“, so Alaba.

Der 28-Jährige betonte aber auch, dass man ruhig bleiben und konzentriert weiterarbeiten müsse. Die erste Hälfte gegen die Nordmazedonier sah er durchwachsen: „Wir waren überlegen, hatten aber keine guten Lösungen im Angriffsdrittel. Es gab auch Phasen, in denen wir das Tempo rausgenommen haben.“ Hälfte zwei gefiel ihm schon besser. „Wir warten hungrig und willig. Wir wollten unseren Charakter zeigen. Das ist uns sehr gut gelungen“, so Alaba.

Arnautovic über Reservistenrolle „nicht erfreut“

Während Alaba über seine Rolle gegen Mazedonien schon länger Bescheid wusste, erfuhr die restliche Mannschaft die Aufstellung wie üblich erst wenige Stunden vor dem Spielbeginn. So war es wohl auch für Marko Arnautovic eine Überraschung, dass er nicht in der Startelf stand. Erst nach knapp einer Stunde kamen er und Michael Gregoritsch ins Spiel. Beide erwiesen sich mit ihren Toren als wertvolle „Joker.“

Arnautovic war allerdings über seine Reservistenrolle nicht erfreut, wie Alaba berichtete. „Dass er nicht zu 100 Prozent zufrieden ist, kann ich schon so sagen, weil wir Spieler immer spielen wollen“, sagte Alaba. „Aber man hat gesehen, was er für ein Charakter ist, als er reingekommen ist. Er hat direkt 100 Prozent gegeben, deswegen habe ich ihn positiv wahrgenommen – auch als der Trainer ihm die Entscheidung mitgeteilt hat. Er war für die Mannschaft da.“

David Alaba zusammen mit Marco Arnautovic.
AP//Robert Ghement
Nach dessen Tor zum 3:1 versuchte Alaba den verärgerten Marko Arnautovic zu beruhigen

„Die Auswechslungen waren wichtig, deshalb hat man Spieler auf der Ersatzbank. Bei Arnautovic war die Überlegung, nach seiner Muskelverletzung noch kein Risiko einzugehen. Deshalb sind wir zum Entschluss gekommen, ihn erst später zu bringen. Es war aber klar, dass er reinkommt. Er hat seine Qualitäten gezeigt und ist ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft“, erklärte Foda, der nicht ausschloss, dass Arnautovic gegen die Niederländer von Anfang an spielt.