Lorenzo Insigne (ITA)
APA/AFP/Mike Hewitt
Fußball-EM

Italiens Rekordjägern winkt Achtelfinale

Italien kann schon im zweiten EM-Gruppenspiel vorzeitig den Einzug ins Achtelfinale besiegeln. Nach dem glänzenden Auftakt gegen die Türkei (3:0) scheinen die Vorzeichen dafür günstig, zumal der Gegner Schweiz beim 1:1 gegen Wales nicht überzeugte. Doch auf die „Squadra Azzurra“, die den Rekord von 30 ungeschlagenen Spielen jagt, wartet am Mittwoch (21.00 Uhr, live in ORF1) in Rom ein verflixtes zweites Spiel. Nur einmal gewann Italien bei den letzten acht WM- oder EM-Endrunden die mittlere Vorrundenpartie.

Zunächst aber befeuerte der klare Auftaktsieg des vierfachen Weltmeisters die Hoffnungen der Tifosi auf Großtaten bei dieser Endrunde. „Wir bleiben mit den Füßen auf dem Boden, träumen aber weiter“, meinte Verbandschef Gabriele Gravina. Auch Trainer Roberto Mancini hatte nach dem 28. ungeschlagenen Spiel in Folge vorgeblich die Aufgabe, die Euphorie zu bremsen. „Es war wichtig, gut zu starten, und ich denke, wir haben alle zufriedengestellt. Aber es sind noch sechs Spiele, und es gibt viele gute Mannschaften“, sagte Mancini.

Das Schwärmen überlässt der Teamchef den Großen vergangener Tage. „Die Mannschaft spielt einen schönen, effizienten und ausgeglichenen Fußball“, sagte etwa der frühere Nationaltrainer Dino Zoff. Der mittlerweile 79-Jährige lobte nach dem Auftakt vor allem die Defensivstärke des Teams. „Gegen die Türkei hätte auch ich im Tor stehen können“, scherzte der ehemalige Tormann. „Die Mannschaft stand immer kompakt und ist nie in Schwierigkeiten geraten.“

Teamchef Roberto Mancini
AP/LaPresse/Alfredo Falcone
Unter Coach Roberto Mancini zeigt Italien ein erfrischendes und erfolgreiches Spiel

Neun Spiele ohne Gegentor

Verteidigen steht in Italiens Fußball-DNA, in den vergangenen neun Spielen erzielte der Gegner kein Tor. Doch betörend ist das Offensivflair, das der Dreiersturm um Domenico Berardi, Ciro Immobile und Lorenzo Insigne verströmt. Zoff, der Europameister von 1968 und Weltmeister von 1982, warnte aber auch davor, die Partie gegen die Türkei als Maßstab für den weiteren Verlauf der EM zu sehen: „Es werden Mannschaften kommen, die ihre Konter besser ausspielen.“

Gruppe A, zweiter Spieltag

Mittwoch 21.00 Uhr, live in ORF1

Italien – Schweiz

Rom, Stadio Olimpico, SR Karasew (RUS)

Mögliche Aufstellungen:

Italien: Donnarumma – Di Lorenzo, Chiellini, Bonucci, Spinazzola – Barella, Jorginho, Locatelli – Berardi, Immobile, Insigne

Schweiz: Sommer – Elvedi, Schär, Akanji – Mbabu, Freuler, G. Xhaka, R. Rodriguez – Shaqiri – Embolo, Seferovic

Ein möglicher Stabilisator im Mittelfeld könnte zurückkommen. Marco Verratti von Paris Saint-Germain hat seine Knieverletzung überwunden. Mit einem Sieg über die Schweiz würde Italien unabhängig von anderen Ergebnissen in der Gruppe als erstes Team das Achtelfinale erreichen.

Der Mann, der sie aufhalten will, kennt den Austragungsort, das Stadio Olimpico, nur zu gut. Der Schweizer Teamchef Vladmir Petkovic agierte, bevor er die Eidgenossen 2014 übernahm, als Trainer von Lazio Rom. Doch Italiens Heimstärke ist beachtlich, keines der neun Spiele bei großen Turnieren im Olympiastadion wurde verloren. Mit dem Ende der Gruppenphase könnte eben der Rekord von 30 Spielen ohne Niederlage unter Vittorio Pozzo von 1935 bis 1939 fallen.

Schweiz glaubt an eigene Stärke

Die Einstellung dieser Bestmarke wollen die Schweizer unbedingt verhindern. Das 1:1 gegen Wales war für die Eidgenossen allerdings insgesamt enttäuschend. „Gegen Wales haben wir irgendwann vergessen zu pressen, wir haben zu tief gespielt“, sagte Italien-Legionär Remo Freuler. „Wenn wir das am Mittwoch wiederholen, wird es für die Italiener zu einfach. Aber wenn wir so spielen, wie wir es können, denke ich, dass etwas möglich ist.“ Vor allem die Chancenverwertung muss sich bessern.

Zuletzt war für die Schweiz bei Endrunden dreimal hintereinander im Achtelfinale Schluss. Geht es nach Granit Xhaka, bleiben die Eidgenossen 2021 deutlich länger im Turnier. „Wir wollen Geschichte schreiben, und ich glaube, der Zeitpunkt ist sehr gut.“ Petkovic ergänzte: „Von einem großen Buch können wir morgen nur eine oder zwei Seiten schreiben. Es ist wichtig, diese erste Seite zu schreiben, dann kann man auch das Buch zu Ende schreiben.“