Breel Embolo gegen Irfan Can Kahveci
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Fußball-EM

Schweiz darf nach Sieg auf Aufstieg hoffen

Die Schweiz hat am Sonntag im letzten Gruppenspiel gegen die Türkei den ersten Sieg bei der Fußball-EM gefeiert. Die „Nati“ setzte sich in Baku nach Toren von Haris Seferovic (6.) und Xherdan Shaqiri (26., 68.) mit 3:1 durch. Irfan Can Kahveci (62.) hatte zwischenzeitlich für die Türkei verkürzt. Die Schweiz hält in Gruppe A nun bei vier Punkten und ist aufgrund der schlechteren Tordifferenz Dritter hinter Wales.

Während die Türkei sich punktelos von den kontinentalen Titelkämpfen verabschieden muss, dürfen sich die Eidgenossen berechtigte Hoffnung auf den Einzug ins Achtelfinale machen. Denn auch die vier besten Gruppendritten aus den sechs Pools erreichen die K.-o.-Phase. Nach derzeitigem Stand führen die Schweizer das Ranking der Gruppendritten vor Portugal und Österreich an.

Vor dem entscheidenden dritten Gruppenspiel stellten der Schweizer Teamchef Vladimir Petkovic und sein türkischer Kollege Senol Günes ihre Mannschaften auf mehreren Positionen um. Bei den Eidgenossen standen Silvan Widmer und Steven Zuber anstelle von Fabian Schär und Kevin Mbabu in der Startelf. Bei den Türken gab es gleich drei Änderungen: Merih Demiral, Mert Müldür und Kahveci standen neu in der Anfangsformation. Sie ersetzten Umut Meras, Okay Yokuslu und Kenan Karaman.

Schweizer wahren Chance auf Achtelfinale

In Baku ist es in der Gruppe A zum Duell zwischen der Schweiz und der Türkei gekommen. Die Schweizer feierten einen 3:1-Sieg und wahrten damit ihre Chance auf das Achtelfinale.

Schweiz trifft mit erstem Torschuss

Die erste Chance in der Partie hatten die Türken. Kapitän Burak Yilmaz nahm sich aus rund 30 Metern ein Herz, traf mit seinem Weitschuss aber nur den Rücken von Verteidiger Manuel Akanji (2.). Zwei Minuten später musste Yann Sommer erstmals eingreifen. Der Schweiz-Goalie parierte einen Abschluss von Kaan Ayhan (4.). Auf der Gegenseite gelang der Schweiz bereits mit dem ersten Torschuss der Treffer. Seferovic zog nach kurzem Zuspiel von Steven Zuber knapp außerhalb des Strafraums ins lange Eck ab. Der türkische Tormann Ugurcan Cakir streckte sich zwar noch, war aber geschlagen (6.).

Haris Seferovic trifft gegen die Türkei
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Seferovic hatte den ersten Torschuss für die Schweiz – und der saß auch gleich

In der 16. Minute gab es wieder eine gute Möglichkeit für die Türkei. Mert Müldür schloss eine hohe Flanke in den Strafraum volley ab, doch Sommer hielt mit einer tollen Parade. Im Gegenzug erreichte Seferovic knapp außerhalb des Sechzehners den Ball, sein Schuss war aber zu harmlos, Goalie Cakır hatte keine Probleme (17.). Die Türken versuchten es wieder aus der Distanz: Ein 25-Meter-Schuss von Ozan Tufan ging aber deutlich übers Tor (23.).

Shaqiri hämmert den Ball ins Kreuzeck

Wie man aus der Entfernung zum Erfolg kommt, zeigte dann Shaqiri auf der anderen Seite. Der Stürmer hämmerte den Ball aus 18 Metern nach Pass von Zuber ins Kreuzeck (26.). Nur drei Minuten später hätte Shaqiri beinahe auf 3:0 gestellt. Nach schnellem Antritt und flachem Schuss ins linke Eck lenkte Tormann Cakir den Ball mit dem Fuß aber noch entscheidend ab (29.). Die darauffolgende Ecke brachte nichts ein.

Jubel der Schweizer
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Shaquiri (r.) sorgte für das 2:0 der Schweizer

Die Türkei schaffte es nicht, den Ball hinter die Schweizer Abwehr zu bringen, weshalb die Mannschaft von Teamchef Günes immer wieder aus der Distanz ihre Chance suchte. Einen Abschluss von Müldür ins linke Eck konnte Sommer zum Corner abwehren (33.). Wenig später ging ein Weitschuss des aufgerückten Verteidigers Mehmet Zeki klar übers Tor der „Nati“ (36.).

Müldür scheitert nach Alleingang an Sommer

Müldür hatte kurz vor der Pause die beste Chance auf den Anschlusstreffer. Der ehemalige Rapid-Spieler, der jetzt für Sassuolo in der Serie A kickt, startete über die linke Seite einen Alleingang aus der eigenen Spielhälfte. Der 22-Jährige ließ dabei drei Schweizer Verteidiger aussteigen und zog von der Strafraumgrenze ab, scheiterte aber wieder an Sommer (43.). Das war auch die letzte gute Möglichkeit in der ersten Halbzeit.

Beide Mannschaften kamen nach der Pause unverändert auf das Spielfeld. Der erste Torschuss in Hälfte zwei durch Zuber für die Schweiz fiel aber zu schwach und zentral aus – Tormann Cakir hielt sicher (49.). Auf der Gegenseite spielte Cengiz Ünder mit einem hohen Pass in den Strafraum die Schweizer Abwehr aus. Yilmaz stand auch bereit, setzte den Kopfball aber vorbei (50.). Dann stand wieder Cakir, der eine großartige Parade gegen Breel Embolo zeigte, im Mittelpunkt (52.).

Fünf Minuten später setzte Embolo mit einem Pass in die Mitte seinen Teamkollegen Shaquiri in Szene. Der Liverpool-Spieler setzte seinen Schuss aber etwas zu hoch an (57.). Nach einem Tanz durch die Abwehrreihe von Seferovic musste sich neuerlich der türkische Goalie Cakir auszeichnen (60.).

Hoffnung der Türken währt nicht lange

In einer Phase, in der die Schweiz das Match scheinbar unter Kontrolle hatte, fiel dann der Anschlusstreffer. Ein Bananenschuss von Kahveci (62.) aus 20 Meter Entfernung landete direkt im Kreuzeck, „Nati“-Tormann Sommer war chancenlos. Die Türkei drückte nun auf den Ausgleich und lief prompt in einen Konter. Zuber startete über die linke Seite und spielte einen sehenswerten Querpass auf Shaquiri im Zentrum. Der 29-Jährige zog im vollen Lauf ab und traf (68.).

Irfan Kahveci bezwingt Yann Sommer
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Schweiz-Tormann Sommer streckte sich beim Schuss von Kahveci vergeblich

Nun schien die Gegenwehr der Türkei endgültig gebrochen. Zudem kam die Schweiz nach einem Foul von Caglar Söyüncü an Granit Xhaka knapp außerhalb des Strafraums zu einer guten Freistoßchance. Kapitän Xhaka trat selbst an, traf aber nur die rechte Stange (77.). Auf der Gegenseite setzte Zeki Celik einen Schuss knapp drüber (79.).

In der Schlussphase gab es nur noch eine zwingende Torchance von Müldür. Der Italien-Legionär kam nach einem Eckball zum Abschluss, Sommer konnte den Ball aber im Nachfassen festhalten (90.). Nach dreieinhalb Minuten Nachspielzeit beendete der slowenische Schiedsrichter Slavko Vincic die Partie. Die Schweiz jubelte über den ersten Sieg bei der Endrunde und darf sich Hoffnungen machen, als Gruppendritter weiterzukommen. Die Türken mussten sich punktelos und mit nur einem Treffer von der EM verabschieden.

Stimmen zum Spiel:

Vladimir Petkovic (Schweiz-Teamchef): „Ich bin sehr zufrieden. Die Mannschaft hat ihre Aufgabe erledigt. Wir haben eine gute Leistung über 90 Minuten gezeigt. Das Ziel bleibt die Qualifikation für das Achtelfinale. In den nächsten Tagen können wir nichts mehr machen. Wir müssen abwarten, aber ich bin optimistisch. Ich denke, vier Punkte sollten reichen.“

Senol Günes (Türkei-Teamchef): „Dieses junge Team wird die nächsten zehn Jahre des türkischen Fußballs bestimmen. Aber uns ist klar, dass solche Leistungen wie in diesem Turnier unentschuldbar sind. Ich bin dafür verantwortlich. Ich denke im Moment nicht an Rücktritt. Die Rechnung für dieses Scheitern muss bezahlt werden, aber die Medien sind auch dafür verantwortlich, das Management, das Trainerteam sind verantwortlich. Die Spieler und individuelle Fehler sind verantwortlich. Vor dem Turnier haben wir erwartet, dass wir im Finale spielen, und nun werden wir zu hart kritisiert.“

Fußball-EM, Gruppe A, dritter Spieltag

Sonntag:

Schweiz – Türkei 3:1 (2:0)

Baku, Olympiastadion, 17.138 Zuschauer, SR Vincic (SLO)

Torfolge:
1:0 Seferovic (6.)
2:0 Shaqiri (26.)
2:1 Kahveci (62.)
3:1 Shaqiri (68.)

Schweiz: Sommer – Elvedi, Akanji, Rodriguez – Widmer (92./Mbabu), Freuler, Xhaka, Zuber (85./Benito) – Shaqiri (76./Vargas) – Embolo (86./Mehmedi), Seferovic (75./Gavranovic)

Türkei: Cakir – Celik, Demiral, Söyüncü, Müldür – Ayhan (63./Yokuslu) – Ünder (80./Karaman), Tufan (63./Yazici), Kahveci (80./Kökcü), Calhanoglu (86./Tokoz) – B. Yilmaz

Gelbe Karten: Xhaka bzw. Calhanoglu, Celik, Söyüncü

Die Besten: Shaqiri, Zuber, Xhaka bzw. Cakir, Müldür