Fußball-EM

Italien zieht makellos ins Achtelfinale ein

Italien hat die Vorrunde der Fußball-EM mit drei Siegen ohne Gegentor und damit einer makellosen Bilanz überstanden. Die „Squadra Azzurra“ schlug Wales am Sonntag in Rom durch ein Tor von Matteo Pessina (39.) mit 1:0 und wurde mit neun Punkten und einer Tordifferenz von 7:0 souveräner Gruppensieger. Über den Einzug ins Achtelfinale dürfen sich auch die Waliser freuen, die mit vier Punkten als Zweiter der Gruppe A ebenfalls weiterkamen.

Die Italiener sind ein möglicher Gegner Österreichs in der ersten K.-o.-Runde, sollte das ÖFB-Team am Montag (18.00 Uhr, live in ORF1) in Bukarest die Ukraine besiegen und somit die Gruppe C als Zweiter hinter den Niederlanden beenden. Das Achtelfinale zwischen Italien und Österreich oder der Ukraine steigt jedenfalls am Samstag um 21.00 Uhr im Londoner Wembley-Stadion.

Wales bekommt es ebenfalls am Samstag (18.00 Uhr) in Amsterdam mit dem Zweiten der Gruppe B zu tun, der am Montag in den Spielen Russland gegen Dänemark und Finnland gegen Belgien ermittelt wird.

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Gareth Bale und Leonardo Bonucci vor dem Anpfiff
Reuters/Ryan Pierse
Die Kapitäne Leonardo Bonucci und Gareth Bale ersetzen den Handschlag vor dem Anpfiff durch eine CoV-konforme Faust
Gareth Bale gegen Emerson
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Der walisische Superstar Bale hatte in der Folge gegen Italiens Defensivabteilung wenig zu melden
Marco Verratti gegen Joe Morrell
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Marco Verratti zählte hingegen zu den besten Spielern im Stadio Olimpico von Rom
Matteo Pessina schießt das 1:0 für Italien
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Nach einem Freistoß von Verratti erzielte Matteo Pessina in der 39. Minute das einzige Tor des Spiels
Jubel bei Matteo Pessina und Trainer Roberto Mancini
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Eine der ersten Gratulanten von Pessina war Teamchef Roberto Mancini
Rote Karte für’ Ethan Ampadu
AP/Alessandra Tarantino
Nach einer Roten Karte für Ethan Ampadu mussten sie Waliser mehr als eine halbe Stunde in Unterzahl spielen
Jubel des italienisches Teams
Reuters/Ryan Pierse
Nach dem Schlusspfiff konnten sich aber neben den Italienern auch die Briten über den Einzug ins Achtelfinale freuen
Jubel des italienisches Teams
Reuters/Mike Hewitt
Die „Squadra Azzurra“ gilt nach den bisher gezeigten Leistungen als ernsthafter Titelanwärter
Jubelnde italienische Fans
AP/Andrew Medichini
Die Tifosi jubelten jedenfalls, als hätte ihr Team bereits das EM-Finale für sich entschieden

Mancini schont Stammkräfte

Italiens Teamchef Roberto Mancini schickte gleich acht frische Spieler ins Match. Nur Tormann Gianluigi Donnarumma, Leonardo Bonucci und Jorginho blieben aus der Startformation vom 3:0-Sieg gegen die Schweiz übrig. Sein Comeback gab der lange verletzte Regisseur Marco Verratti. Kapitän Giorgio Chiellini stand wegen einer Oberschenkelblessur nicht im Kader.

Wales-Coach Robert Page wechselte seine Startelf gegenüber dem 2:0-Erfolg gegen die Türkei hingegen nur an drei Positionen. Neu dabei waren Ethan Ampadu, Neco Williams und Chris Gunter. Dafür saßen die von einer Gelbsperre bedrohten Chris Mepham, Ben Davies und Kieffer Moore zunächst auf der Ersatzbank.

Italien dominiert und trifft schließlich

Italien startete feldüberlegen und war auch gefährlicher. Ein Schuss von Andrea Belotti ging knapp daneben (13.), einer von Emerson wurde vom walisischen Goalie Danny Ward pariert (15.). Federico Chiesa verpasste einen Steilpass in den Strafraum hauchdünn (25.).

Erst danach kamen die Briten erstmals in guter Position vor das italienische Tor. Ein Kopfball von Gunter nach einem Corner strich an der linken Stange vorbei (28.), einen weiteren Kopfball von Joe Rodon entschärfte Donnarumma (34.).

In der 39. Minute sorgte dann Pessina für den ersten Torjubel der gut 11.500 Zuschauer im Stadio Olimpico. Der Atalanta-Mittelfeldspieler lenkte einen flach getretenen Freistoß von Verratti entscheidend ins lange Eck zum 1:0 ab. Beinahe wäre Pessina auf ähnliche Art ein Doppelpack geglückt, diesmal ging der Ball am langen Eck vorbei (42.).

Pessina trifft für Italien (38. Minute)

Matteo Pessina lenkte einen Freistoß von Marco Verratti von rechts entscheidend ins lange Eck zum 1:0 ab.

Stangenschuss für Italien, Rote Karte für Waliser

Mit dem Seitenwechsel gönnte Mancini auch Bonucci eine zusätzliche Pause und ersetzte ihn durch Francesco Acerbi, die Kapitänsbinde übernahm Verratti. Erste erwähnenswerte Aktion in der zweiten Halbzeit war ein Freistoß in der 53. Minute. Die Italiener sorgten mit Positionswechsel vor der Ausführung für Verwirrung in der walisischen Verteidigung, und der gut angetragene Schuss von Federico Bernardeschi ging an die linke Stange.

Im Gegenstoß kam Aaron Ramsey gefährlich vor das Tor, wurde von einem Verteidiger aber im letzten Moment noch vom Ball getrennt. Kurze Zeit später waren die Waliser dann plötzlich in Unterzahl. Ampadu sah nach einem Tritt auf den Fuß von Bernardeschi vom rumänischen Schiedsrichter Ovidiu Hategan die Rote Karte (55.).

Rote Karte gegen Ampadu (55. Minute)

Ethan Ampadu traf Federico Bernardeschi mit offener Sohle am Knöchel und kassierte die Rote Karte.

In Überzahl vergab Italien einige Chancen auf das 2:0. Andrea Belotti scheiterte mit einem vielversprechenden Schuss an Ward (65.), nach dem folgenden Eckball verfehlte Rafael Toloi per Kopf das Tor, und eine Bernardeschi-Flanke wurde von der walisischen Abwehr abgefangen (67.). Ein Versuch von Emerson konnte abgeblockt werden (69.).

Bale vergibt letzte Ausgleichschance

Beinahe wäre Wales entgegen dem Spielverlauf doch der Ausgleich geglückt, Kapitän Gareth Bale hatte sein Visier bei einem Volleyschuss aus sechs Metern aber nicht richtig eingestellt (75.). Auf der Gegenseite hielt Ward einen Belotti-Schuss (88.).

Die aufgrund ihrer bisherigen Leistungen zu den Titelanwärtern zählenden Italiener brachten den Sieg im Schongang über die Zeit und stellten mit dem 30. Länderspiel ohne Niederlage ihren Rekord aus den 1930er Jahren unter Teamchef Vittorio Pozzo ein.

Stimmen zum Spiel:

Roberto Mancini (Teamchef Italien): „Wir hätten es nicht besser machen können. Vielleicht hätten wir mehr Tore schießen können, aber es war extrem heiß und ein physisch sehr forderndes Spiel. Die Burschen haben es wirklich gut gemacht. Es ist wichtig, dass die Identität der Mannschaft gleich bleibt, auch wenn wir drei oder vier Spieler austauschen. Alle wissen genau, was zu tun ist. Jeder Spieler hat gezeigt, dass er das Zeug dazu hat, Stammspieler zu sein.“

Matteo Pessina (Torschütze Italien): „Ich glaube nicht, dass ich schon begriffen habe, was passiert ist. Ich war noch nicht einmal im EM-Kader, als er bekanntgegeben worden ist, und jetzt bin ich da und schieße ein entscheidendes Tor.“

Robert Page (Teamchef Wales): „Wir wollten kein Risiko gehen und nicht zwei oder drei Gegentore kassieren. Wir hatten darauf gehofft, durch Konter zum Erfolg zu kommen, aber als wir dann einen Mann weniger waren, war es richtig schwer. Wir haben es aber in der Defensive sehr gut gemacht. Es ist zwar eine Niederlage, aber unser Ziel war, unter die Top Zwei zu kommen und ins Achtelfinale aufzusteigen, und das haben wir auch geschafft.“

Gareth Bale (Kapitän Wales): „Wir haben gewusst, dass es von Beginn an ein ganz schwieriges Match wird. Wir mussten viel verteidigen, viel laufen, einige Spieler sind daher jetzt sehr müde. Ich bin stolz auf die Burschen. Wir wollten ein gutes Resultat holen, aber es ist egal, da wir trotzdem die Gruppe als Zweiter beenden. Jetzt müssen wir regenerieren und dann werden wir wieder alles hineinwerfen.“

Fußball-EM, Gruppe A, dritter Spieltag

Sonntag:

Italien – Wales 1:0 (1:0)

Rom, Stadio Olimpico, 11.541 Zuschauer, SR Hategan (ROU)

Tor: Pessina (39.)

Italien: Donnarumma (89./Sirigu) – Toloi, Bonucci (46./Acerbi), Bastoni, Emerson – Pessina (87./Castrovilli), Jorginho (75./Cristante), Verratti – Chiesa, Belotti, Bernardeschi (75./Raspadori)

Wales: Ward – Gunter, Rodon, Ampadu – C. Roberts, Allen (86./Levitt), Morrell (60./Moore), N. Williams (86./Davies) – Bale (86./Brooks), Ramsey, James (74./Wilson)

Rote Karte: Ampadu (55./Foul)

Gelbe Karten: Pessina bzw. Allen, Gunter

Die Besten: Pessina, Verratti, Belotti bzw. Allen, Ward