Marco Anrautovic und David Alaba umarmen sich.
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Fußball-EM

Österreichs Team feiert historischen Aufstieg

Die österreichische Nationalmannschaft hat in Bukarest einmal mehr abgeliefert. Mit dem 1:0 gegen die Ukraine schrieb das ÖFB-Team am Montag neuerlich Geschichte und zog erstmals ins Achtelfinale einer Fußball-EM ein. Dank der „Sohle von Bukarest“ und eines mannschaftlich geschlossenen Auftritts dürfen sich die Spieler nun auf das erste K.-o.-Spiel des A-Teams bei einer Endrunde seit der WM 1954 freuen – und das gegen Italien.

Der Schlusspfiff kam einer Erlösung gleich, das große Ziel war erreicht. Bei der dritten österreichischen EM-Teilnahme gelang der Mannschaft von Teamchef Franco Foda das Überstehen der Gruppenphase. Der Erfolg gegen die Ukraine war hochverdient. Vor allem in der ersten Hälfte schöpfte das Team sein Potenzial aus, zumal die Spieler auf ihren Positionen gut zur Geltung kamen und mutig nach vorne spielten.

Hinzu kam der offensichtliche Wille, dieses „Finale“ um den zweiten Platz hinter Gruppensieger Niederlande für sich zu entscheiden. „Was überragend war, war die Einstellung, die Mentalität, die wir auf dem Platz hatten – dass wir ein Ziel vor Augen hatten und das nie verloren haben“, sagte Ersatzkapitän David Alaba, der als Linksverteidiger das Goldtor von ÖFB-Jungspund Christoph Baumgartner auflegte. Dieser entschied mit der „Sohle von Bukarest“ die Partie für die Österreicher.

Highlights von Ukraine – Österreich

Österreich steht erstmals im Achtelfinale einer Fußball-EM. Nach dem 1:0-Erfolg am Montag in Bukarest gegen die Ukraine war der ÖFB-Elf der zweite Platz hinter den Niederlanden in der Gruppe C nicht mehr zu nehmen. Goldtorschütze in der 21. Minute war Christoph Baumgartner, der den Ball nach einem Corner mit der Sohle ins Tor beförderte.

Mit 21 Jahren und 324 Tagen avancierte der Waldviertler zum jüngsten EM-Torschützen der Österreicher und letztlich zum Matchwinner im Kampf um den Aufstieg. Dabei krachte Baumgartner kurz vor seinem Tor mit Illja Sabarnyj bei einer Ecke der Ukraine zusammen, musste behandelt und bereits nach 33 Minuten ausgewechselt werden.

Baumgartner trifft mit „Sohle von Bukarest“

Dazwischen lag aber auch noch eine ÖFB-Ecke, in der Baumgartner wiederum an Sabarnyj vorbeizischte und die Hereingabe von Alaba mit der Sohle ins Tor drückte – in Anlehnung an Herbert Prohaskas „Spitz von Izmir“ wird die „Sohle von Bukarest“ in Erinnerung bleiben.

Bild zeigt das 1:0 der Österreicher durch Christoph Baumgartner.
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Trotz Brummschädels antizipierte Baumgartner genau richtig und drückte das Leder mit der Sohle ins Tor

Der Hoffenheim-Legionär musste es erst einmal alles sickern lassen. „Ich kann es noch nicht ganz realisieren. Was dazukommt, ist, dass mir der Schädel richtig wehtut“, sagte Baumgartner, der sein viertes Tor im zwölften Länderspiel erzielte, im ORF-Interview. Er habe nach seinem Tor „im Laufe der Minuten immer mehr Druck auf den Kopf bekommen. Aber an so einem Tag nehme ich das gerne in Kauf.“

Österreich überfordert Ukraine

Die Führung war zu diesem Zeitpunkt verdient, weil Österreich die Ukraine phasenweise überforderte. Die Foda-Elf stand hoch, machte Druck, schaffte Überzahlsituationen, ging in die Tiefe und kam anders als beim 0:2 in den Niederlanden zu vielen Chancen. Zwar lieferte der Gegner sein schwächstes Gruppenspiel ab, aber Österreich erzwang das auch.

Seinen Anteil daran hatte auch Florian Grillitsch, der wie Rückkehrer Marko Arnautovic nach dessen Sperre in die Startelf gerutscht war und am Ende als „Man of the Match“ ausgezeichnet wurde. „Es war mit und gegen den Ball eine unserer besten Leistungen“, sagte der Clubkollege von Baumgartner, beide verdienen ihr Geld bei TSG Hoffenheim.

Einzig hadern mussten die Österreicher mit ihrer Chancenverwertung, denn da vergaben sie noch vor der Pause zu viele Möglichkeiten. Allen voran Arnautovic („Ich denke, ich muss diese Tore machen“), der nach überstandener Muskelverletzung bei seinem Startelf-Comeback seine Mühe hatte. „Ich habe es mir leichter vorgestellt, aber nach sechs Wochen Verletzung zu spielen bei diesem Wetter ist schon brutal. Ich habe so viele Schmerzen in meinen Beinen“, sagte der 32-Jährige.

Kollektiver Jubel nach Schlusspfiff

Die Defensive um die starken Innenverteidiger Martin Hinteregger und Aleksandar Dragovic sowie die lauffreudigen Konrad Laimer, Schlager und Marcel Sabitzer sorgte aber auch dafür, dass der knappe Sieg am Ende kaum noch in Gefahr geriet. Die Ukraine kam in diesem Spiel auch nicht mehr auf, so jubelten nach der Partie Spieler, Trainerteam und die rund 2.000 aus Österreich angereisten Fans gleichermaßen.

Das Team flog noch nach dem Match zurück nach Österreich ins Basiscamp nach Seefeld. Kurz nach 1.00 Uhr dröhnten bei der Ankunft in Tirol aus dem Teambus laute Musik, Austropop-Hits wie „Strada del Sole“ wurden besungen. Noch in der National Arena war die Stimmung ähnlich ausgelassen gewesen.

Jubelnde ÖFB-Mannschaft nach dem Match.
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Die österreichische Fußballnationalmannschaft feierte in Bukarest den erstmaligen Einzug ins Achtelfinale

„Die Emotionen sind unglaublich. Wir haben Geschichte geschrieben, es ist ein Tag zum Feiern. Wir sind kaputt, aber überglücklich und richtig stolz auf uns“, sagte Grillitsch. „Ich glaube, dass wir es verdient haben, ins Achtelfinale einzuziehen. Es ist sehr schön, wir sind wirklich sehr glücklich“, meinte Alaba. „Heute war so ein Tag, an dem wir sehr gut zusammengespielt haben. Es war ein verdammt wichtiger Sieg. Ich glaube, das gibt Selbstvertrauen für das nächste Spiel“, sagte Schlager im Hinblick auf das Achtelfinale in London gegen Italien.

Vorfreude auf Duell mit Italien

Das ÖFB-Team ist in seiner Entwicklung den nächsten Schritt gegangen und hat das gesteckte Ziel Aufstieg erreicht. Mit den 30 Spiele ungeschlagenen Italienern wartet im Wembley-Stadion eine echte Herausforderung und ein Highlight auf die teils noch jungen Spieler.

„Ich glaube, das wird etwas ganz Besonderes. Wir haben Geschichte geschrieben, aber die Geschichte ist noch nicht vorbei“, sagte Baumgartner. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass auch die Italiener mit uns zu kämpfen haben werden“, so der Torschütze. Ähnlich sah es auch Goalie Daniel Bachmann, der seit Jahren in England lebt und bei Watford spielt. „Es gibt keine größere Bühne als das Wembley-Stadion in London. Es wird schwierig. Aber wenn wir so wie heute spielen, können wir es jedem Gegner sehr, sehr schwermachen.“

Alaba, der wiederum an den Ort seines ersten Champions-League-Triumphs mit Bayern München zurückkehren wird, konnte seine Vorfreude auf das Duell ebenfalls nicht verhehlen. „Es ist wirklich sehr schön, im Wembley gegen so ein Team im Achtelfinale spielen zu dürfen“, so der 28-Jährige, der am Donnerstag seinen Geburtstag mit dem Team feiern wird. Und auch wenn Österreich als Außenseiter in die Partie gehen wird, hat Alaba wie seine Kollegen noch längst nicht genug. „Wir sind hier, um zu träumen. Mal sehen, was da alles geht.“