Fußball-EM

Last-Minute-Tor bringt Schweden Sieg

Schweden hat sich am Mittwoch bei der Europameisterschaft mit einem 3:2 über Polen in St. Petersburg den Sieg in Gruppe E geholt. Polen ist hingegen ausgeschieden. Emil Forsberg mit einem Blitztor nach 82 Sekunden und einem Treffer in der 59. Minute ebnete den Skandinaviern den Weg ins Achtelfinale. Zwei Tore von Robert Lewandowski (61., 84. Minute) brachten Polen wieder heran, ehe in der 94. Minute doch die Entscheidung zugunsten Schwedens fiel.

In der packenden Schlussphase hätte beim Stand von 2:2 ein Tor der Polen noch einmal alles auf den Kopf stellen können. Doch es war Viktor Claesson, der die Schweden, die in der zweiten Hälfte im Schatten der Polen gestanden waren, in der Nachspielzeit doch noch erlöste.

Somit spielt Schweden aller Voraussicht nach am Dienstag (21.00 Uhr, live in ORF1) in Glasgow gegen den Dritten der Österreich-Gruppe Ukraine. Die Polen hatte ihre Aufstiegschancen im Grunde bereits in der ersten Partie mit der 1:2-Niederlage gegen die Slowakei vergeben. Nach dem 1:1 im zweiten Spiel gegen Spanien war der Druck gegen die Schweden bereits sehr groß, und eine gute Halbzeit reichte dann nicht mehr für den Verbleib im Turnier.

Idealer Start für Schweden

Die Schweden hingegen waren von Anfang an konzentriert und zielgerichtet. Nicht nur im Turnier, sondern auch in diesem Duell. Forsberg netzte bereits nach 1:22 Minuten ein und erzielte damit das zweitschnellste EM-Tor der Geschichte. Nur der Russe Dimitri Kiritschenko war 2004 mit einem Tor gegen Griechenland nach 67 Sekunden schneller gewesen.

1:0 für Schweden durch Forsberg (2. Minute)

Nachdem Isak an der Strafraumgrenze unsanft zu Boden gebracht wird, findet der Ball den Weg zu Forsberg, der überlegt ins lange Eck schießt.

Vor dem 1:0 hatte Kamil Glik am Strafraum noch Alexander Isak an der Strafraumgrenze brutal aus dem Weg geräumt, doch der Ball fand von der Ferse des auf dem Boden liegenden Isaks abspringend den Weg zum Leipzig-Legionär, der überlegt ins lange Eck abschloss.

Lewandowski und die Latte

In der 17. Minute überschlugen sich dann die Torszenen im schwedischen Strafraum, doch Polen scheiterte durch Lewandowski zweimal mit dem Kopf an der Latte. Zuerst mit einem Aufsitzerkopfball vom Fünfer, dann als er den Abpraller wieder nur an die Torumrahmung setzte. Auch im anschließenden Gestocher wurde der Ball nicht im Tor untergebracht.

Lewandowski zweimal an die Latte (17. Minute)

Nach einem Corner köpfelt Lewandowski gleich zweimal aus nächster Nähe an die Latte.

In der Folge schüttelten die Polen jedoch ihre anfängliche Unsicherheit ab und spielten sich immer mehr in die Partie rein. Immer öfter kamen sie vor das gegnerische Tor. Bei 34 Grad in St. Petersburg gönnte Schiedsrichter Michael Oliver aus England den Spielern ein „cooling break“.

Schweden genügt eine Chance zur Führung

Doch weiter führte Schweden mit dem einzigen gefährlichen Torschuss. In die gegnerische Hälfte kamen die Skandinavier in den letzten Minuten vor der Pause überhaupt nicht mehr. Die mangelnde Passqualität der Polen verhinderte aber nach wie vor, dass diese mehr zwingende Torchancen herausspielten. Außerdem trugen sie ihre Angriffe fast ausschließlich über die Seiten vor und waren so für die Schweden leicht ausrechenbar.

Weitschuss von Zielinski (45+1. Minute)

Nach unzähligen Flanken in den Strafraum, die allesamt kein Problem für die schwedische Verteidigung darstellten, probiert es Piotr Zielinski aus der Distanz. Schwedens Tormann Robin Olsen kann den Ball über die Latte drehen.

In der Nachspielzeit der ersten Hälfte prüfte Piotr Zielinksi mit einem Weitschuss den bei der EM bisher sehr guten schwedischen Schlussmann Robin Olsen. Doch der Mann von AS Roma drehte den Ball über die Latte. So ging es in die Pause, den Polen nutzten auch 65 Prozent Ballbesitz nichts.

Polen kommt auf, Schweden trifft

Nach der Pause fanden zunächst zwei Schüsse der Schweden in der 50. Minute nicht ihr Ziel. Zwei Minuten später scheiterte Grzegorz Krychowiak wieder einmal am glänzend disponierten Olsen. Die Polen wirkten nach dem Wiederanpfiff entschlossener und versuchten, im Gegensatz zur ersten Hälfte, ihr Glück durch die Mitte. Zwei Tore ohne weiteren Gegentreffer benötigten die Polen bei aktuellem Stand für das Achtelfinale.

Forsberg erhöht auf 2:0 (59. Minute)

Schneller Vorstoß der Schweden über die rechte Seite. Ablage auf Emil Forsberg, und ein präziser Schuss ins rechte untere Eck.

Doch das mit dem Verhindern eines weiteren Gegentreffers klappte nicht nach Wunsch. In der 59. Minute schloss neuerlich Forsberg erfolgreich ab. Der eingewechselte Dejan Kulusevski servierte Forsberg den Ball, den dieser überlegt zum 2:0 einschoss.

Polen kontert

Aber Polen konterte prompt. Lewandowski sprintete nach einer weiten Vorlage von Zielinski alleine Richtung Strafraum und zirkelte im Stile des Weltklassestürmers, der er ist, den Ball am machtlosen Olsen vorbei zum 1:2 (61.) ins Tor. Es war der ersten Gegentreffer für die Schweden in diesem Turnier.

Lewandowski mit dem Anschlusstreffer (61. Minute)

Robert Lewandowski schließt einen Konter der Polen mit einem herrlichen Schuss ins lange Eck ab – Weltklasse.

Nur fünf Minuten später wurde der vermeintliche zweite Gegentreffer für Schweden von Jakub Swierczok zu Recht wegen Abseits aberkannt. Nicht so beim 2:2 von Lewandowski in der 84. Minute. Völlig allein stehend nahm er am Fünfer eine Flanke von Przemyslaw Frankowski an und schob den Ball ein. Damit erzielte der Bayern-Star alle Tore der Polen im Turnier, ebenso wie Forsberg bei den Schweden.

Lewandowski mit dem Ausgleich (84. Minute)

Ruhig und mit Übersicht gelang Lewandowski der Ausgleich.

Beide Teams mobilisierten in den spannenden Schlussminuten nochmals ihre letzten Reserven. Mit dem besseren Ende für Schweden. Viktor Claesson nutzte den Raum, den er von der polnischen Verteidigung nach einer Ballstaffette bekam, optimal, schoss zum 3:2-Sieg (94.) ein und zog damit einen Schlussstrich unter die Gruppe E.

Stimmen zum Spiel:

Janne Andersson (Teamchef Schweden): „Es fühlt sich fantastisch an. Wir haben bei der WM die Gruppe gewonnen und es jetzt noch einmal geschafft. Wir haben eine Situation herausgearbeitet, in der wir gute Chancen haben, aber die muss man auch nutzen.“

Paulo Sousa (Teamchef Polen): „Mein Vertrag geht bis zum Ende der WM-Qualifikation. Ich hoffe, dass ich den Prozess weiter begleiten kann. Es war eine Ehre und es ist eine Ehre, ich habe großen Respekt vor dem, was sie leisten. Wir haben bisher fantastisch zusammengearbeitet. Wir haben deutlich mehr verdient als das, was wir bekommen haben.“

Emil Forsberg (Doppeltorschütze Schweden): „Es war ein verrückter Start. Sie wollten unbedingt, sie haben Chancen kreiert, hätten treffen können, aber wir hatten ein bisschen Glück. Beim 2:0 hätte das Spiel vorbei sein müssen, aber sie haben ausgeglichen, und ihre Tore waren zu leicht. Aber wir haben das dritte gemacht und jetzt sind wir nur glücklich. Wir wollen jedes Spiel gewinnen.“

Robert Lewandowski (Torschütze Polen): „Wir sind traurig und enttäuscht. Vielleicht hat uns die Qualität gefehlt, aber wir haben alles gegeben. Wir hatten bei diesem Turnier Pech. Wir hatten viele Chancen, haben aber nicht genug verwandelt. Und unsere Gegner hatten manchmal nur Halbchancen, haben aber getroffen.“

Fußball-EM, Gruppe E, dritter Spieltag

Mittwoch:

Schweden – Polen 3:2 (1:0)

St. Petersburg, 22.000 Zuschauer, SR Oliver (ENG)

Torfolge:
1:0 ( 2.) Forsberg
2:0 (59.) Forsberg
2:1 (61.) Lewandowski
2:2 (84.) Lewandowski
3:2 (94.) Claesson

Schweden: Olsen – Lustig (68. Krafth), Lindelöf, Danielson, Augustinsson – S. Larsson, Ekdal, Olsson, Forsberg (78. Claesson) – Quaison (55. Kulusevski), Isak (68. Berg)

Polen: Szczesny – Bereszynski, Glik, Bednarek – Krychowiak (78. Placheta), Klich (73. Kozlowski) – Jozwiak (61. Swierczok), Swiderski, Zielinski, Puchacz (46. Frankowski) – Lewandowski

Gelbe Karten: Danielson bzw. Krychowiak, Glik

Die Besten: Lindelöf, Forsberg bzw. Lewandowski Swiderski