Formel 1

Start-Ziel-Sieg für Verstappen in Spielberg

Max Verstappen hat am Sonntag im ersten Teil des Österreich-Doppels der Formel 1 einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg beim Grand Prix der Steiermark in Spielberg gefeiert. Der 23-jährige Niederländer holte sich seinen zweiten Sieg in Folge, seinen vierten in dieser Saison und den 14. seiner Karriere. Mercedes ging im vierten Rennen en suite im Kampf um den Sieg leer aus.

Diese Durststrecke ist die längste für die Silberpfeile in der Ära der Hybridmotoren seit 2014. Mercedes musste Red Bull den Heim-Grand-Prix fast kampflos überlassen. Lewis Hamilton war chancenlos, begnügte sich mit Rang zwei und liegt in der WM-Wertung damit 18 Zähler hinter Leader Verstappen. Im letzten Umlauf knallte der siebenfache Weltmeister noch einmal die schnellste Runde auf den Asphalt und betrieb somit Schadensbegrenzung.

Rang drei in einem großteils glatt verlaufenen Rennen holte sich Hamiltons finnischer Teamkollegen Valtteri Bottas vor Verstappens mexikanischem Red-Bull-Kollegen Sergio Perez. Fortgesetzt wird die Formel-1-Saison bereits in wenigen Tagen. Nächsten Sonntag (15.00 Uhr, live in ORF1) findet an selber Stelle der Grand Prix von Österreich statt.

„Das Auto war ‚on fire‘“

„Unglaublich, das Auto war ‚on fire‘, wundervoll zu fahren, vielen, vielen Dank“, sagte Verstappen, der bei der Zieldurchfahrt im Boxenfunk selbst verblüfft war über die Leichtigkeit, mit der er heute den Sieg einfahren konnte. „Man weiß nie, wie es endet, aber ich habe von vorne weg eine gute Balance im Auto gefühlt. Es war auch wichtig, die Reifen zu schonen. Wir sind früh an die Box und haben gut reagiert.“

Max Verstappen (RedBull)
Reuters/Darko Vojinovic
Max Verstappen war der Dominator des Grand Prix der Steiermark in Spielberg und feierte einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg

Red-Bull-Teamchef Christian Horner war mit dem Heimsieg mehr als zufrieden: „Es ist wichtig, dass wir das Momentum aufrechterhalten. Es ist diesmal perfekt gelaufen.“ Nicht so für Mercedes, wo sich aufgrund des verschobenen Kräfteverhältnisses in der Formel 1 langsam, aber sicher Ratlosigkeit breitmacht.

Hamilton: „Weiß nicht, warum wir nicht näher kommen“

„Ich habe alles gegeben, aber es ist nicht ganz so gelaufen, wie wir es wollten. Aber wir werden weiter pushen“, lieferte der klar geschlagene Hamilton gleich eine Kampfansage mit seiner Rennanalyse mit. „Es war irgendwie ein einsames Rennen. Ich habe versucht mitzuhalten, aber ihr Speed ist zu gut. Sie haben wieder etwas verbessert, ich weiß nicht, warum wir nicht näher kommen. Ich dachte, wir hätten aufgeholt, aber sie waren uns im Rennen wieder voraus.“

Teamkollege Bottas meinte: „Von da, wo ich gestartet bin, war es das Maximum, das ich rausholen konnte. Man will natürlich immer gewinnen, aber wir haben trotzdem gute Punkte geholt. Es war Schadensbegrenzung. Am Ende ist es noch einmal eng geworden, aber ich bin froh, dass wir den dritten Platz verteidigen konnten.“

Verstappen von Beginn an vorn

„Es geht um das Überleben der Reifen“, meinte Mercedes-Teamchef Toto Wolff kurz vor dem Start. Doch während des Rennens war Red Bull derart überlegen, dass Reifentaktik keine Rolle mehr spielte. Verstappen setzte sich beim Start, optimal die Poleposition nutzend, vom Feld ab.

Schlecht verlief der Start für Pierre Gasly, der im Alpha Tauri vom sechsten Startplatz ins Rennen gegangen war, jedoch nach einer leichten Berührung mit dem Ferrari von Charles Leclerc ramponiert weiterfahren musste und dabei noch weitere Fahrer touchierte. Bald war der Grand Prix für ihn nach einem guten Qualifying vorbei.

Positionen bezogen

In der Folge waren die Positionen an der Spitze bezogen. In der 25. Runde konnte Hamilton sein Auto nach einem kleinen Ausritt wieder einfangen. Schön langsam ließen bei allen Fahrern die Reifen nach, und die hektische Phase der Boxenstopps begann. Die Spitzenfahrer hatten auch alle eine Spitzencrew beim Reifenwechsel. Hamilton benötigte lediglich 2,2 Sekunden, Leader Verstappen war allerdings mit 2,0 Sekunden noch einen Hauch schneller.

Max Verstappen (RedBull)
GEPA/Manfred Binder
Die Positionen waren recht rasch bezogen, und Verstappen war nicht mehr von der Spitze zu verdrängen

42 Runden wollten die Teams nun mit den weißen, harten Reifen abspulen. Zur Hälfte des Rennens wechselte die schnellste Runde zwischen den beiden Führenden Verstappen und Hamilton hin und her. Dennoch lag der Niederländer rund fünf Sekunden vor seinem stärksten Kontrahenten. Von seiner Box bekam Hamilton die Aufforderung, sich nicht mehr zurückzuhalten.

Hamilton müht sich vergeblich

Während Hamilton seinen Versuch startete, Verstappen doch noch abzufangen, war das Rennen für George Russell zu Ende. Technische Probleme stoppten den Briten, der nächste Saison als Nachfolger von Bottas bei Mercedes gehandelt wird, in seinem Williams, nach hoffnungsvollem Qualifying und Rennbeginn.

Rund 20 Runden vor Schluss stellte Mercedes die Jagd auf den heute klar überlegenen Red Bull ein. Verstappen war einfach nicht zu schnappen. „P2“, also Platz zwei, war offenbar das höchste der Gefühle im Grand Prix der Steiermark für Hamilton und Co. Hinter Verstappen und Hamilton reihten sich deren Teamkollegen Bottas und Sergio Perez zur Red-Bull-Mercedes-Tandemfahrt ein.

Hamilton hebt sich das Beste für den Schluss auf

Hamilton meldete weiterhin ständig Probleme mit seinen Reifen, fuhr aber nach wie vor völlig ungefährdet auf Rang zwei. Positionskämpfe gab es nur ab Platz sieben abwärts. Lando Norris, Carlos Sainz waren auf fünf und sechs quasi „einzementiert“. Dahinter fuhren Leclerc, Lance Stroll, Fernando Alonso und Yuki Tsunoda um die restlichen Punkte.

Wolken bauten sich über dem Circuit auf, doch Regen kam keiner. Dafür hatte Hamilton Lust auf den Punkt für die schnellste Runde und holte sich für die 71. und letzte Runde nochmals die roten Reifen ab. In 1:07,058 Minuten „hämmerte“ Hamilton die beste Zeit des Tages auf die Piste und hatte damit wenigstens zum Schluss noch ein Highlight.

Verstappen will genau so weitermachen

Verstappen richtete nach einem seiner leichtesten Siege seinen Fokus bereits auf das nächste Rennen: „Es ist sehr positiv, aber wir müssen auch nächste Woche wieder zeigen, was wir können und dass wir es noch besser können. Es läuft gut für uns, und wir machen jetzt einfach so weiter. Ich hoffe, wir können wieder einen guten Job abliefern.“

Max Verstappen, Valtteri Bottas und Lewis Hamilton
Reuters/Leonhard Foeger
Zumindest bei der Siegesfeier konnten die Mercedes-Fahrer Bottas und Hamilton Sieger Verstappen nahe kommen

Für Hamilton beginnt hingegen eine Woche des Arbeitens, um den Rückstand auf die Red Bulls wieder aufzuholen oder zumindest zu verkleinern. „Ich versuche, mir keine Sorgen zu machen, aber die Red Bulls sind einfach schneller. Ich kann einfach nur versuchen, meine beste Leistung zu bringen. Wir brauchen aber ein Upgrade, Flügel, Motor oder was weiß ich.“

Grand Prix der Steiermark in Spielberg

Endstand nach 71 Runden (306,452 km):
1. Max Verstappen NED Red Bull 1:22:18,925
2. Lewis Hamilton GBR Mercedes + 35,743
3. Valtteri Bottas FIN Mercedes 46,907
4. Sergio Perez MEX Red Bull 47,434
5. Lando Norris GBR McLaren 1 Runde
6. Carlos Sainz ESP Ferrari 1 Runde
7. Charles Leclerc MON Ferrari 1 Runde
8. Lance Stroll CAN Aston Martin 1 Runde
9. Fernando Alonso ESP Alpine 1 Runde
10. Yuki Tsunoda JPN Alpha Tauri 1 Runde
11. Kimi Räikkönen FIN Alfa Romeo 1 Runde
12. Sebastian Vettel GER Aston Martin 1 Runde
13. Daniel Ricciardo AUS McLaren 1 Runde
14. Esteban Ocon FRA Alpine 1 Runde
15. Antonio Giovinazzi ITA Alfa Romeo 1 Runde
16. Mick Schumacher GER Haas 2 Runden
17. Nicolas Latifi CAN Williams 3 Runden
18. Nikita Mazepin RUS Haas 3 Runden

Out: Pierre Gasly (FRA/Alpha Tauri), George Russell (GBR/Williams)

Schnellste Runde: Lewis Hamilton 1:07,058 (71.)