Der 36-jährige Cavendish siegte am Donnerstag auf dem sechsten Tagesabschnitt nach 160,6 Kilometern von Tours nach Chateauroux, wo er bereits zweimal eine Etappe gewonnen hatte, im Massensprint vor dem Belgier Jasper Philipsen und dem Franzosen Nacer Bouhanni. Cavendish baute damit auch seine Führung in der Punktewertung aus, die er 2011 zum bisher einzigen Mal in seiner Karriere gewonnen hatte. Vom Österreicher-Quartett erreichte nur Patrick Konrad (Bora-Team) zeitgleich mit Cavendish das Ziel.
Weiter im Gelben Trikot ist Cross-Weltmeister Mathieu van der Poel unterwegs. Der Enkel des 2019 verstorbenen Tour-Idols Raymond Poulidor liegt acht Sekunden vor Titelverteidiger Tadej Pogacar, der am Vortag in beeindruckender Manier das Einzelzeitfahren gewonnen hatte. Spätestens in den Alpen am Wochenende sollte der Slowene den weniger bergfesten van der Poel an der Spitze der Gesamtwertung ablösen. Gesamtdritter ist der Belgier Wout van Aert (+ 0:30).
Van der Poel bei Tour de France voran
Den Massensprint auf der sechsten Etappe der Tour gewinnt unterdessen Routinier Mark Cavendish.
Ende einer langen Durststrecke
Für die Schlagzeilen am Donnerstag sorgte aber Cavendish. Dabei war der Mann von der Isle of Man bereits im vergangenen Herbst vor dem Karriereende gestanden, nachdem er – zweieinhalb Jahre ohne Sieg – keinen Vertrag mehr hatte. Beim belgischen Deceuninck-Quick-Step-Team fand er aber wieder zu alter Stärke zurück. Fast wie in den Jahren 2008 bis 2011, als er bei den Tour-Sprints kaum zu schlagen war.
Den Vergleich mit Merckx scheute er nach seinem 32. Etappensieg. „Sag’ den Namen nicht. Ich denke daran nicht. Ich habe gerade eine Tour-Etappe gewonnen. Manche arbeiten für so einen Sieg ihr ganzes Leben lang“, so Cavendish. „Ich kann es nicht glauben. Es sind zehn Jahre seit meinem letzten Sieg hier in Chateauroux. Es war eine ähnliche Art wie heute.“
Keine positiven Coronavirus-Tests
In Sachen Coronavirus durften sich alle Teams freuen und aufatmen. Alle 177 Fahrer sowie die Betreuer wurden am Vortag negativ auf das Coronavirus getestet, wie die „L’Equipe“ schrieb. Es waren die ersten Tests seit dem Start. Hat eine Mannschaft innerhalb von sieben Tagen zwei positive Fahrer, wird sie von der Tour ausgeschlossen. Weitere Tests finden an den beiden Ruhetagen statt.
Bevor es am Wochenende in die Alpen geht, winkt am Freitag den Ausreißern auf der längsten Etappe die Chance auf einen Sieg. 249,1 Kilometer sind von Vierzon nach Le Creusot zurückzulegen. Fünf Bergwertungen im letzten Drittel der Etappe dürften für die Sprinter kaum machbar sein. Und für die Anwärter auf den Gesamtsieg geht es darum, die Kräfte für die ersten Bergetappen zu schonen.