ÖFB-Coach Franco Foda
GEPA/Christian Walgram
Fußball

ÖFB visiert mit Foda WM 2022 an

Österreichs Teamchef Franco Foda wird die Nationalmannschaft auch im Falle einer verpassten direkten Qualifikation für die WM 2022 weiter betreuen. Wie ÖFB-Sportchef Peter Schöttel bestätigte, läuft der Vertrag des Deutschen nicht nur bis zum Abschluss der WM-Quali, sondern umfasst auch etwaige WM-Play-off-Begegnungen. Klares Ziel des ÖFB ist nach dem erstmaligen Erreichen des EM-Achtelfinales die WM-Teilnahme in Katar.

„Wenn wir uns nicht direkt qualifizieren und in den Play-offs spielen, dann macht das auch Franco“, sagte Schöttel am Donnerstag bei einem Treffen mit Journalisten im Wiener Prater. Die Chancen darauf stehen wegen des Gruppensieges in der Nations League 2020 sehr gut – falls die eigentliche WM-Qualifikation danebengehen sollte.

Die WM-Endrunde im November und Dezember 2022 in Katar wäre die erste für Österreich seit 1998. Im Erfolgsfall würde sich der Kontrakt mit Foda bis nach der Weltmeisterschaft verlängern.

Sasa Kalajdzic und ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel
APA/Robert Jaeger
ÖFB-Sportchef Peter Schöttel hat die WM in Katar als klares Ziel für Sasa Kalajdzic und seine Teamkollegen ausgegeben

Nur Gruppensieger direkt qualifiziert

Im März 2022 werden in drei Viererturnieren – jeweils mit Halbfinale und Finale ohne Rückspiel – die drei letzten europäischen WM-Tickets vergeben. Nur die zehn Gruppensieger der WM-Quali sind direkt für Katar qualifiziert. Die zwölf Teilnehmer der „Restplatzbörse“ sind die zehn Gruppenzweiten sowie die beiden besten verbliebenen Gruppensieger aus der Nations League.

Dort hat Österreich sehr gute Chancen. Nur wenn zwei Teams aus dem hochkarätigen Quintett Frankreich, Italien, Spanien, Belgien und Wales ihre Qualigruppen nicht auf einem der ersten zwei Plätze beenden, würde das ÖFB-Team noch aus dieser Liste rutschen.

In der WM-Ausscheidung geht es für Österreich Anfang September in Moldawien, in Israel und gegen Schottland weiter. Um im Rennen um Platz eins zu bleiben, benötigt man nach dem Fehlstart im März samt 0:4-Heimniederlage gegen Dänemark wohl bereits drei Siege. Die starke EM-Performance macht aber Hoffnung. „Sie haben sich die Latte sehr hoch gelegt“, sagte Schöttel über die ÖFB-Kicker.

Taktikdiskussion für Schöttel „absurd“

Die von einem Ende Juni im Nachrichtenmagazin „profil“ erschienenen Artikel losgetretene Diskussion, wonach sich Foda bei der EM von wichtigen Spielern die taktische Ausrichtung habe vorgeben lassen, wies Schöttel als „absurd“ zurück. „Es bestimmt einzig und allein der Teamchef, wer spielt und wann getauscht wird. Aber was jeder Trainer der Welt macht, ist, dass er sich mit seinen Spielern zusammensetzt.“

Er wisse, was in den vergangenen Monaten passiert sei, „damit es funktioniert hat“, betonte Schöttel. „Wir haben die Lehren aus dem März gezogen.“ Beim Debakel gegen den späteren EM-Halbfinalisten Dänemark hätten mit Martin Hinteregger, Konrad Laimer und Marko Arnautovic sowie dem gesperrten Florian Grillitsch „Schlüsselspieler“ gefehlt. Danach habe man sich aber auch intensiv mit allen Abläufen bei der EM – vom Frühstück bis zum besten Trainingszeitpunkt – beschäftigt. „Es war gut, das noch einmal zu schärfen.“

Wohlfühlfaktor als EM-Erfolgsgeheimnis

Als entscheidenden Faktor für den EM-Erfolg wertete Schöttel die Quartierwahl in Seefeld. „Wir haben gelernt, dass der Wohlfühlfaktor nicht zu unterschätzen ist. Nach den Spielen war es wie ein Heimkommen.“ Dafür nahm man auch die Reisen zu den Spielen in Kauf. Die Planungen für ein mögliches EM-Camp mit Foda und ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold hätten laut Schöttel bereits im März 2018 begonnen.

In den fünf Wochen vom Start der Vorbereitung in Bad Tatzmannsdorf am 27. Mai bis zum EM-Aus im Achtelfinale gegen Italien (1:2 nach Verlängerung) am 26. Juni habe es aber auch schwierige Situationen gegeben – etwa als Spielanalyst Stefan Oesen aus gesundheitlichen Gründen in der unmittelbaren Turniervorbereitung zehn Tage ausgefallen war. Der Betreuerstab und die Mannschaft seien im Verlauf enorm zusammengewachsen. Schöttel: „Wir waren fünf Wochen zusammen, und keiner hat danach gesagt: Zum Glück komm ich heim.“

ÖFB-Coach Franco Foda mit Spielern nach dem EM-Achtelfinale gegen Italien
APA/AFP/Catherine Ivill
Das Achtelfinale gegen Italien war aus österreichischer Sicht das Highlight der EM

Imponierendes Selbstbewusstsein

Höhepunkt war der Achtelfinal-Auftritt in London. „In den Tagen davor haben wirklich alle daran geglaubt, dass wir Italien schlagen können“, meinte der Ex-Internationale. Imponiert habe ihm vor allem das Selbstbewusstsein der Österreicher. „Das war auch nicht aufgesetzt. Franco hat ihnen das sehr gut mitgegeben.“ Ein Argument sei gewesen, dass im Wesentlichen die italienische Liga gegen die deutsche Bundesliga spiele. „Da ist nicht viel Unterschied.“

14 der 17 gegen Italien eingesetzten ÖFB-Spieler verdienten ihr Geld im Vorjahr im Deutschland. Schöttel würde es begrüßen, wenn einige Akteure im Sommer den Sprung in eine andere Liga wagen würden – etwa nach Italien, Spanien oder England. Kandidaten sind etwa Marcel Sabitzer (RB Leipzig), Grillitsch (1899 Hoffenheim) und Sasa Kalajdzic (VfB Stuttgart). Neue Impulse würden einem Verband immer guttun, meinte der Sportchef. „Es wäre extrem spannend und hilfreich, wenn wir uns da ein bisschen breiter aufstellen würden.“