Der argentinische Teamspieler Lionel Messi wird in die Höhe geworfen
APA/AFP/Carl De Souza
Copa America

Messis Leidensweg endet im Maracana

Das lange Warten von Lionel Messi auf einen großen Titel mit Argentiniens Nationalteam hat ein Ende. Das 1:0 am Samstag im Finale der Copa America über Brasilien im legendären Maracana-Stadion von Rio de Janeiro befreite den 34-jährigen Superstar, der auf Clubebene mit Barcelona praktisch alles gewonnen hatte, von einer schweren Last. Der langersehnte Erfolg rührte ihn zu Tränen. „Was für ein schöner Wahnsinn“, kommentierte Messi.

Sichtlich ergriffen kniete der 34-Jährige nach dem Schlusspfiff auf dem Rasen des Maracana-Stadions und bedeckte sein Gesicht mit den Händen. Wenig später ließen ihn seine Mitspieler auf ihren Schultern hochleben. „Das ist unglaublich“, sagte Messi zu seinem ersten Gewinn einer bedeutenden Trophäe im Nationaltrikot. „Ich glaube, dass sich Gott diesen Erfolg für mich aufgehoben hat – in einem Finale gegen die Brasilianer in ihrem Land.“

Dank des Goldtores von Angel Di Maria in der 21. Minute ging für Messi ein Traum in Erfüllung. Nach zuvor vier verlorenen Endspielen gab es endlich Grund zum Jubeln. Wie von einer schweren Last befreit, umarmte der Weltklassestürmer seine Teamkollegen und Trainer Lionel Scaloni. Die wenigen argentinischen Fans auf den Tribünen bedachte er mit Handküssen. „Ich war früher traurig. Aber ich wusste, dass es irgendwann passieren würde“, schwärmte Messi. „Ich hatte noch keinen glücklicheren Moment als diesen.“

Argentinien gewinnt Copa America

Im Duell der Superstars Neymar und Messi setzte sich der argentinische Kapitän mit seinem Team gegen Brasilien mit 1:0 durch. Für die „Albiceleste“ war es der erste Copa-Titel seit 28 Jahren.

„Glück war Tausende Kilometer weit zu sehen“

„Champion im Hof des Feindes“, kommentierte die Zeitung „La Nacion“ und feierte Messi: „Es ist passiert. Er weint, ist ungläubig und bewegt. Er fliegt durch den Himmel von Rio, angetrieben von seinen Mannschaftskameraden, die seit frühester Kindheit um die Niederlagen ihrer Mannschaft geweint haben müssen.“ Nicht minder pathetisch formulierte es „Ole“: „Dieses Gesicht sagte alles. Jenseits der Schutzmaske war das Glück Tausende Kilometer weit zu sehen. Die Freude Lionel Messis ist die Freude von Millionen von Argentiniern.“

Nach dem Schlusspfiff strömten rund um den Obelisken im Zentrum der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires Tausende Fans zusammen, um den Triumph von Rio zu feiern. Sie schwenkten Flaggen und skandierten „Champion, Champion“. „Danke Messi, das werden wir dir nicht vergessen“, sagte ein Fan im Argentinien-Trikot im Fernsehsender TN. Ein anderer trug seinen kleinen Sohn auf den Schultern. „Für ihn ist es das erste Mal, dass wir Meister sind“, sagte der Vater. „Trotz allem, mit dem wir gerade zu kämpfen haben, können wir nun etwas feiern. Es ist der Wahnsinn. Es ist so schön.“

Letzte Lücke in Karriere geschlossen

Die letzte Lücke in der imposanten Karriere des sechsmaligen Weltfußballers ist damit geschlossen. Denn bei aller Genialität war ihm ein historischer Sieg mit der „Albiceleste“ bisher verwehrt geblieben. Die im Fußball nicht wirklich bedeutsame Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking und der U-20-Weltmeistertitel 2005 wurden seinen Ansprüchen nicht gerecht. Aus Frust über die anhaltende Erfolglosigkeit hatte er am 26. Juni 2016 gar seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt, nachdem Argentinien das Endspiel der Copa America erneut gegen Chile im Elfmeterschießen verloren und Messi dabei einen Elfmeter verschossen hatte. Sein Rücktritt vom Rücktritt nur wenige Monate später sorgte für landesweite Erleichterung.

Neymar (Brasilien) und Lionel Messi (Argentinien)
Reuters/Ricardo Moraes
Dass sich sogar Brasilien-Superstar Neymar nach dem Schlusspfiff mit Messi freute, spricht Bände

Der Sieg über Brasilien beendete Argentiniens 28 Jahre währende Durststrecke im Fußball seit dem Copa-Gewinn von 1993. Dazu trug Messi mit vier Toren und fünf Vorlagen maßgeblich bei. Zusammen mit Brasiliens Superstar Neymar wurde er zu den besten Spielern der Südamerika-Meisterschaft gewählt. In jeder Partie hätten sie ihre Fähigkeiten unter Beweis gestellt, die sie zu Spielern mit technischer und taktischer Qualität sowie mit Intelligenz mit und ohne Ball machten, teilte eine Expertenkommission des südamerikanischen Fußballverbandes Conmebol am Samstag mit. „Es ist unmöglich, nur einen besten Spieler zu küren, denn dieses Turnier hat zwei beste Spieler“, hieß es in der Mitteilung.

WM-Titel in Katar als nächstes Ziel

Ähnlich euphorisch wie Messi feierte Siegestorschütze Di Maria den Triumph über den Erzrivalen. „Wir haben so sehr davon geträumt, das zu erreichen“, sagte der Angreifer. Im Rausch des Sieges nahm der 33-Jährige den nächsten Coup ins Visier – und verschwendete keinen Gedanken an einen Rückzug aus der Nationalelf: „Das reicht, um hier weiterzumachen. Die Weltmeisterschaft steht kurz bevor. Das ist ein großer Schub“, sagte er mit Blick auf die WM Ende 2022 in Katar.

Nur wenige tausend Zuschauer konnten das Endspiel im legendären Maracana live verfolgen. Die Stadtverwaltung von Rio de Janeiro hatte wegen der Corona-Pandemie nur ein begrenztes Publikum zugelassen. Etwa 4.500 Fans und geladene Gäste waren letztlich im Stadion und machten dennoch ordentlich Stimmung. Die argentinischen Medien schwärmten vom Maracanazo II – in Anlehnung an das entscheidende Spiel der WM 1950, in dem Uruguay Brasilien mit 2:1 schlug.

Copa America in Brasilien

Finalphase

Finale:
11.07. Brasilien Argentinien 0:1
Spiel um Platz drei:
10.07. Kolumbien Peru 3:2
Halbfinale:
06.07. Brasilien Peru 1:0
07.07. Argentinien Kolumbien 1:1 / 3:2 i.E.
Viertelfinale:
02.07. Peru Paraguay 3:3 / 4:3 i.E.
03.07. Brasilien Chile 1:0
04.07. Kolumbien Uruguay 0:0 / 4:2 i.E.
04.07. Argentinien Ecuador 3:0
Alle Zeiten in MESZ