Auf dem Weg zum steilen Col de Beixalis, von dessen Gipfel es noch 15 Kilometer bergab ins Ziel ging, versuchten es die Verfolger Rigoberto Uran (Kolumbien), Richard Carapaz (Ecuador) und Jonas Vingegaard (Dänemark) mit mehreren couragierten Attacken, doch Pogacar konterte alle Angriffe ohne Probleme und kam mit dem Feld seiner größten Rivalen mit 4:51 Minuten Rückstand auf Tagessieger Kuss ins Ziel in Andorra-la-Vieille.
An der Spitze fuhr Jumbo-Visma-Profi Kuss nach 191 km und über 4.500 Höhenmetern zum hart erkämpften Sieg, den auch Routinier Alejandro Valverde nicht mehr verhindern konnte. Der 41-jährige Spanier wies im Ziel schlussendlich 23 Sekunden Rückstand auf den US-Amerikaner auf. Im Kampf um Platz drei setzte sich der Niederländer Wout Poels in einer Verfolgergruppe durch, die 1:15 hinter Kuss über die Ziellinie fuhr.
Positionen werden früh bezogen
Dass Pogacar und Co. Bei Temperaturen von über 30 Grad Celsius diesmal nichts mit dem Tagessieg zu tun haben, wurde schon früh am Tag klar. In einer 32-köpfigen Spitzengruppe befanden sich zahlreiche Topteams und Spitzenfahrer wie Weltmeister Julian Alaphilippe und Allrounder Wout van Aert, aber kein einziger Gesamtklassementfahrer, der dem Träger des Gelben Trikots bei zu viel Vorsprung hätte gefährlich werden können.

Einen Tag nach dem zweiten Platz von Patrick Konrad hatte es mit dessen Bora-Teamkollegen Lukas Pöstlberger erneut ein Österreicher in die Ausreißergruppe geschafft. Im langen Anstieg zum Dach der diesjährige Frankreich-Rundfahrt, dem 2.400 Meter hohen Port d’Envalira, fiel Pöstlberger ins Hauptfeld zurück, in dem er bis zum letzten Berg noch seinen Kapitän Wilco Kelderman unterstützte.
Der Niederländer hielt mit Pogacar und Co. mit und verbesserte sich aufgrund des Rückfalls von Martin auf Gesamtrang sechs. Pogacar kann mit 5:18 Minuten Vorsprung auf Uran unterdessen beruhigt in den Ruhetag und die nächste Bergetappe am Dienstag gehen. „Am wichtigsten war es für mich, nicht die Nerven zu verlieren und einfach cool zu bleiben“, sagte Pogacar. „Ich habe mich gut gefühlt und ich habe mir keine Sorgen auf dem letzten Berg gemacht. Es war ein guter Tag. Es ist klasse, dass der Abstand weiter so groß ist.“