Lewis Hamilton und Max Verstappen
Reuters/Peter Cziborra
Formel 1

Reizklima zwischen Red Bull und Mercedes

Im heißen Budapest steht der erbitterte Formel-1-Titelkampf vor dem Siedepunkt. Im Reizklima nach dem 1,5 Mio. Euro teuren Crash von Silverstone schleppte Red Bull die Rivalen von Mercedes sogar vor die Rennkommissare. Die Hoffnung auf eine nachträgliche und härtere Bestrafung für Lewis Hamilton ging aber nicht in Erfüllung.

„Jeder hat seine eigene Meinung zu den Ereignissen in Silverstone, und es war ein sehr polarisierender Zwischenfall“, sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff in der Vorschau der Silberpfeile. Am Donnerstagnachmittag erfolgte per Videokonferenz die Anhörung. Red-Bull-Teamchef Christian Horner, der wenig Gelegenheiten ausgelassen hatte, das Mercedes-Team nach dem Sieg von Hamilton bei dessen Heimrennen in die Rolle des schlechten Gewinners zu rücken, war auch dabei.

Die „Bullen“ legten zwar angebliche neuen Beweise vor, den Rennkommissaren reichte das aber nicht. Sie seien weder neu noch signifikant und eher erstellt als entdeckt worden. „Aus diesem Grund weisen die Stewards den Antrag auf Überprüfung ab“, hieß es. Auch wenn die Angelegenheit nun erledigt scheint, auf der Strecke wird sie in dem knallharten WM-Duell zwischen dem noch titellosen 23-jährigen Max Verstappen und dem 36-jährigen siebenfachen Weltmeister Hamilton, der den 100. GP-Sieg seiner Karriere anpeilt, ohne Zweifel noch die gesamte Saison mitfahren. Daran wird auch die Sommerpause nach dem Grand Prix in Ungarn nichts ändern.

„Mein Job ist derselbe wie sonst auch“

„Das Team kann sich um die offiziellen Sachen kümmern und alles, was nach dem Unfall noch zu erledigen ist“, sagte Verstappen: „Mein Job ist derselbe wie sonst auch. Das Beste geben und versuchen, am Sonntag zu gewinnen.“ Um seine Fitness nach dem heftigen Einschlag mit 51g zu prüfen, absolvierte Verstappen nach eigenen Angaben sogar ein 24-Stunden-Simulationsrennen. „Es war ein guter Test, um zu sehen, wie mein Körper darauf reagiert, lange in einer Position und hinter einem Bildschirm zu sitzen“, sagte der Niederländer, der in dieser Saison die Chance auf den schon länger so ersehnten ersten WM-Titel hat.

Sein Rennwagen funktioniert nahezu auf allen Strecken, auf der Beinahe-Kartbahn nordöstlich von Budapest dürfte er erst recht schnell unterwegs sein. „Der Kurs dürfte unseren Konkurrenten wahrscheinlich besser liegen als uns“, räumte Wolff bereits ein. Gleichwohl: Rekordsieger auf dem Kurs, der seit 1986 im Rennkalender der Formel 1 einen Stammplatz hat, ist Hamilton.

Letzte drei Ungarn-Rennen gingen an Hamilton

Achtmal gewann der Brite in Ungarn, zuletzt dreimal in Serie. Gelingt es ihm erneut bei einem zweiten Platz von Verstappen – wie im Vorjahr –, braucht Hamilton auch noch den Zähler für die schnellste Rennrunde, um mit Verstappen nach Punkten gleichzuziehen. Vor dem elften Saisonrennen führt der Niederländer mit acht Zählern. Er gewann mit fünf die Hälfte der Grands Prix in diesem Jahr, Hamilton siegte viermal. Einmal triumphierte Verstappens Teamkollege Sergio Perez (Baku).

Der Unfall von Silverstone, als Hamilton mit seinem Wagen das Auto von Verstappen so berührte, dass dieser die Kontrolle verlor und mit Wucht in die Reifenstapel krachte, hat das ohnehin aufgeladene Duell der beiden und auch ihrer Rennställe noch einmal erheblich verschärft. Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko hatte schon eine Sperre für Hamilton gefordert. Horner bezeichnete Hamilton in seiner Kolumne auf der Teamwebsite als den „Aggressor“.