Jubel der Spieler von FC Red Bull Salzburg
APA/Barbara Gindl
Fußball

Salzburg ringt Barcelona nieder

Der FC Red Bull Salzburg hat am Mittwoch ein starkes Zeichen gesetzt. Österreichs Serienmeister gewann nach einer sehr guten Leistung ein Testspiel gegen den FC Barcelona mit 2:1 (1:0). Vor 29.520 Zuschauern im ausverkauften Stadion in Wals-Siezenheim erzwangen die Hausherren durch Brenden Aaronson den verdienten Heimsieg.

Salzburg drückte mit zahlreich eingesetzten Spielern 90 Minuten auf das Tempo und kam gegen den Weltclub aus Spanien, der nicht mit all seinen Stars angerückt war, auch zu Chancen. Noah Okafor vergab zwei Sitzer, aber Luka Sucic traf aus der Distanz (43.). Barcelona glich zwar noch durch Martin Braithwaite glücklich und schmeichelhaft aus (82.), doch Aaronson erzielte das verdiente und umjubelte 2:1 (90.).

Das Match gegen die Katalanen diente auch als Testlauf für das entscheidende Play-off um den Aufstieg in die Gruppenphase der UEFA Champions League. Doch ehe es am 17. August (21.00 Uhr) zunächst daheim gegen Bröndby Kopenhagen geht, wartet mit den Partien gegen Austria (h) und die Admira (a) noch der Bundesliga-Alltag. Für Barcelona geht es am 15. August in La Liga los, nach drei Siegen setzte es nun in Salzburg die erste Niederlage in der Vorbereitung.

Ausverkauftes Haus bei strömendem Regen

Erstmals seit 1993 gastierte der große FC Barcelona wieder zu einem Spiel in Österreich, und erstmals seit Februar 2020 war das Stadion in Wals-Siezenheim wieder ausverkauft. Beim nächsten Testspielhighlight – 2019 spielte Salzburg u. a. gegen Real Madrid (0:1), vor einer Woche erst gegen Atletico (1:0) – waren die Tickets innerhalb eines Tages weg.

Salzburg-Fans und pyrotechnische Einlage
GEPA/David Geieregger
Ein Feuerwerk zu Ehren Barcelonas, nur das Wetter spielte nicht mit

Die 29.520 Zuschauer trotzten auch dem widrigen Regenwetter, nicht wenige packten ihre „Barca-Wäsche“ aus und versuchten nahe dem Spielfeld Fotos mit ihren sportlichen Lieblingen zu ergattern. Auch der österreichische Neuzugang Yusuf Demir wurde um Fotos gebeten, das kam als Rapid-Spieler in Salzburg wohl eher selten bis gar nicht vor.

Stars auf dem Feld, Demir zunächst auf der Bank

Trotz Abwesenheit des absoluten Superstars Lionel Messi, der einen neuen Vertrag wohl erst nach seiner Urlaubsrückkehr unterschreiben wird, sahen die Zuschauer einige Barca-Stars auf dem Feld.

Antoine Griezmann (Barcelona)
GEPA/David Geieregger
Einer der Barcelona-Stars am Feld: Der französische Weltmeister Antoine Griezmann

Trainer Ronald Koeman ließ den spanischen Welt- und Europameister Sergio Busquets beginnen, dazu den französischen Weltmeister Antoine Griezmann sowie die niederländischen Nationalspieler Frenkie de Jong und Memphis Depay. Gerard Pique nahm auf der Bank Platz, neben ihm Demir, der beim Test in Stuttgart (3:0) getroffen hatte.

Salzburger Härte verärgert Barca

Matthias Jaissle rotierte die Salzburger Startelf nach dem 7:1 gegen Ried durch, das tat der Intensität der „Bullen“ aber keinen Abbruch – auch gegen Barcelona nicht. Nach einem Feuerwerk vor dem Spiel, das den einen oder anderen katalanischen Star sichtlich auf dem falschen Fuß erwischt hatte, schienen sie auch von der körperlichen Präsenz des Gegners überrascht. Im Laufe der ersten Hälfte mussten vor allem Busquets und Depay einiges einstecken, der Kapitän und Koeman intervenierten alsbald beim Schiedsrichterteam um Rene Eisner.

Sergio Busquets (Barcelona)
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Busquets führte in Salzburg die Auswahl von Barcelona an

Es entwickelte sich ein intensives Spiel, in dem Salzburg das bekannt ballverliebte Barcelona schnell zu stellen vermochte. Weil beide Defensivreihen auch Lücken offenbarten, gab es in der ersten Hälfte nicht nur viel Tempo, sondern auch viele Chancen zu sehen.

Über Griezmann und Jordi Alba wurde Depay gerade noch abgefangen (7.), der folgende Corner brachte einen gefährlichen Kopfball von Ronald Aurojo (8.). Salzburg kam immer wieder mit viel Speed über Karim Adeyemi, den einst Barcelona schon zu sich lotsen wollte, aber im letzten Drittel fehlte zunächst noch die Durchschlagskraft.

Okafor vergibt Topchancen

In der 25. Minute hätte es dann 1:0 für Salzburg stehen müssen, doch es war nicht der Tag des Noah Okafor. Nach einem von Sucic abgefangenen Rückpass von Alba bediente der Mittelfeldspieler den Stürmer ideal am Fünfer, doch Okafor verfehlte das Tor – es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein. Mohamed Camara holte sich wenig später zu Recht die Gelbe Karte wegen wiederholten Foulspiels ab.

Enttäuschung von Noah Okafor (FC Red Bull Salzburg)
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Pechvogel Okafor: Der Schweizer vergab Topchancen, am Ende gewann Salzburg dennoch

Es blieb intensiv, es ging hin und her, und es gab Abschlüsse auf beiden Seiten. Depay düpierte zunächst Jerome Onguene und schlenzte den Ball rechts vorbei (34.), ehe Griezmann mit einem gefühlvollen Heber die Oberkante der Latte streichelte (37.). Wiederum hätte aber Salzburg treffen müssen, als Adeyemi nach einem Tempovorstoß Okafor bediente. Dem 21-Jährigen gelang es aber am Fünfer wieder, den Ball vorbeizusetzen (38.). Nicht nur der teuerste Neuzugang der Clubgeschichte (11,20 Mio. Euro) konnte es in der Arena nicht glauben.

Sucic trifft aus der Distanz

Weil aller guten Dinge drei waren und sich Sucic einfach ein Herz nahm, ging Salzburg dann noch mit einer verdienten Führung in die Kabine. Adeyemi legte etwas mehr als 20 Meter vor dem Tor zu Sucic ab, und der Kroate zog mit links ab. De Jong fälschte unhaltbar für Neto im Tor ab, der den Deutschen Marc-Andre ter Stegen vertrat (43.). Die „Bullen“-Arena hatte sich nun endgültig zum Tollhaus verwandelt.

Jubel von Luka Sucic (FC Red Bull Salzburg)
APA/Barbara Gindl
Luka Sucic erzielte aus der Distanz die Führung für die Salzburger

In der Pause beruhigten sich die Gemüter, dann zeigten die Gastgeber ein anderes Gesicht, denn Jaissle hatte gleich neun Mann ausgetauscht. Auf dem Feld blieb auch noch Okafor, um sich vielleicht doch noch mit einem Tor zu belohnen. Doch es sollte nicht sein, Okafor verstolperte und vergab weitere Chancen (45., 48. 52.).

Schmeichelhafter Ausgleich, umjubelter Siegestreffer

Den neu formierten Salzburgern gelang es in der zweiten Hälfte zunächst, Barcelona vom Tor fernzuhalten, ohne dabei aber auf der anderen Seite wirklich zwingend zu werden. Nach rund einer Stunde gingen die Wechselspielchen weiter, der glücklose Okafor verließ für Jungstar Benjamin Sesko den Platz. Auch Koeman mischte durch und brachte unter anderen Demir in der 72. Minute für Griezmann. Die Jubel- und Buhrufe – Demir ist Wiener – verteilten sich im Stadion.

Yusuf Demir (Barcelona)
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ÖFB-Legionär Yusuf Demir kam in der 72. Minute für Barcelona auf das Feld und belebte das Spiel

Barcelona drückte im Finish, kam aber zunächst durch „Joker“ Alex Balde nur zu einem Weitschuss, den der ebenfalls eingewechselte Goalie Philipp Köhn parierte (69.). Im Finish wurde es dann richtig turbulent. Zunächst gelang Barcelona der schmeichelhafte Ausgleich durch den Dänen Braithwaite, der einen von Oumar Solet abgefälschten Schuss glücklich ins Tor lenkte (82.). Doch Salzburg steckte den Ausgleich weg, blieb dran und belohnte sich mit dem 2:1: Adamu traf nach Seiwald-Pass die Stange, Aaronson ins Tor (90.). Es war der verdiente Schlusspunkt eines weiteren Testspielhighlights.

Fußball, Testspiel

Salzburg – FC Barcelona 2:1 (1:0)

Wals-Siezenheim, Red-Bull-Arena, 29.520 Zuschauer (ausverkauft)

Tore: Sucic (43.) Aaronson (90.) bzw. Braithwaite (82.)