Lionel Messi
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Fußball

Messi führt PSG in eine „neue Galaxie“

Paris Saint-Germain war schon bisher nicht arm an fußballerischer Prominenz. Spätestens mit der Verpflichtung von Lionel Messi am Dienstag stießen die Franzosen dennoch in eine neue Dimension vor. Der Marktwert des Kaders liegt knapp an der Milliardengrenze – und Messi ist bei Weitem nicht das wertvollste Asset der von staatlichen Geldern aus Katar finanzierten Übermannschaft.

Nach der Unterzeichnung des Zweijahresvertrages beim französischen Hauptstadtclub fasste die Sportzeitung „L’Equipe“ die Verpflichtung des 34-jährigen Argentiniers so zusammen: „Mit Lionel Messi stößt PSG in eine neue Galaxie vor.“ Von Vorteil dabei ist, dass die Pariser finanziell in einem eigenen Universum agieren können. So soll die neue Nummer 30 im Kader 35 Millionen Euro netto pro Jahr verdienen. Damit übertrifft der sechsmalige Weltfußballer selbst den bisherigen PSG-Topverdiener Neymar. Der Brasilianer muss mit 30 Millionen Euro netto sein Auslangen finden – also deutlich weniger als sein alter Kompagnon aus der Zeit beim FC Barcelona.

Finanziert wird das alles von Quatar Sports Investments (QSI), dem Vernehmen nach ein vom Finanzministerium von Katar sowie dem Olympischen Komitee finanzierten und kontrollierten Unternehmen. Chairman von QSI ist Nasser Ghanim al-Chelaifi. Er vereint mehrere einflussreiche Funktionen in sich. Eine Auswahl: Präsident von Paris Saint-Germain sowie des katarischen Tennisverbands, Vorsitzender der European Club Association (ECA), Mitglied im Organisationskomitee für die FIFA-WM-Endrunde 2022 in seinem Heimatland.

Gianluigi Donnarumma
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Europameister Gianluigi Donnarumma ist der prominenteste PSG-Neuzugang in der Defensive

„Wir schauen auf das Financial Fair Play“

Auf eine Frage, wie der Coup mit dem Financial Fair Play des Europäischen Fußballverbands (UEFA) einhergehe, winkte Chelaifi ab. „Wir schauen auf das Financial Fair Play. Alles wird innerhalb des Regulativs bleiben.“ In Spanien regte sich unterdessen Unmut. „Die Art und Weise, in der (UEFA-Präsident Aleksander, Anm.) Ceferin die Richtlinien des finanziellen ‚Fair Play‘ außer Acht lässt und es verschiedenen staatlichen Clubs oder solchen mit ‚Petromillionären‘ im Rücken erlaubt, dieses Thema völlig zu ignorieren, ist beschämend“, schrieb die Sportzeitung „AS“ am Dienstag.

Angesichts der zweifelhaften Einkünfte der QSI aus staatlichen Geldern und den damit verbundenen, scheinbar unbegrenzten finanziellen Möglichkeiten grenzt es beinahe an ein Wunder, dass die Pariser in der vorigen Saison weder den nationalen Meistertitel noch die Champions League gewannen. Spätestens im kommenden Jahr soll sich das – unter der Regie des argentinischen Trainers Mauricio Pocchettino und seinem Landsmann Messi – ändern. Das in Paris versammelte Personal stellt selbst das „Dream Team“ von Barcelona in den 1990er Jahren sowie die „Galaktischen“ von Real Madrid rund um die Jahrtausendwende in den Schatten.

Messi voller Tatendrang

Lionel Messi hat sich Paris SG verschrieben und will mit den Franzosen den Champions-League-Titel gewinnen.

Messi nur mit dritthöchstem Marktwert

Messi mit einem (laut Transfermarkt.at) Marktwert von 80 Millionen Euro soll nunmehr das fehlende Puzzlestück zur europäischen und damit globalen fußballerischen Dominanz sein. 993,75 Millionen Euro – und damit knapp an der Milliardengrenze – beläuft sich der Marktwert von PSG. Im internen Ranking steht der 34-Jährige gerade noch auf dem Podest. Die klare Nummer eins ist Kylian Mbappe. Der 22-Jährige Franzose ist mit 160 Millionen Euro nicht nur der wertvollste Spieler von PSG, er soll in der kommenden Saison neben und mit Messi auch auf dem Platz harmonieren. Der zweitwertvollste Spieler ist gleichzeitig der Dritte im neuen Supersturm: Neymar. Der 29-jährige Brasilianer hatte bereits in Barcelona bewiesen, mit Messi auf dem Platz höchst erfolgreich zaubern zu können.

Getreu dem Motto „Offensive gewinnt Spiele, Defensive gewinnt Titel“ hat Paris SG auch in Mittelfeld und Verteidigung kräftig aufgerüstet. Trotz einer starken Performance von Torhüter Keylor Navas in der vergangenen Saison wurde mit dem Italiener Gianluigi Donnarumma ein frischgebackener Europameister verpflichtet. Wohl nicht nur aus sportlichen Gründen, letztlich lässt sich ein prominenter Italiener bedeutend besser vermarkten als ein Torhüter des verhältnismäßig kleinen Fußballlandes Costa Rica.

Georginio Wijnaldum im Training
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Neuer Fädenzieher im Mittelfeld: Georginio Wijnaldum – zuletzt über lange Jahre Leistungsträger in Liverpool

Neue Topspieler für jeden Mannschaftsteil

Direkt vor Donnarumma soll in der neuen Saison Sergio Ramos die Fäden in der Verteidigung ziehen. Das Urgestein von Real Madrid wurde bei den „Königlichen“ vom Hof gejagt, der 35-Jährige mit der Trikotnummer vier soll aber in Paris genauso herzhaft zupacken und -grätschen wie in der spanischen Hauptstadt. Nicht zuletzt aufgrund seines prominenten Nebenmannes: Marquinhos, brasilianischer Innenverteidiger und PSG-Kapitän, ist mit 75 Millionen Euro einer der wertvollsten Abwehrspieler weltweit – und obendrein einer der Leitspieler im brasilianischen Nationalteam.

Mit Rechtsverteidiger Achraf Hakimi – für rund 60 Millionen Euro von Inter Mailand losgeeist – wurde auch auf der Außenbahn einer der schnellsten und vielversprechendsten Spieler verpflichtet. Im Mittelfeld sollen die spielerischen Fäden nunmehr bei Georginio Wijnaldum zusammenlaufen. Der Niederländer war über lange Jahre Dreh- und Angelpunkt im Spiel des FC Liverpool, verließ die „Reds“ im Sommer aber ablösefrei, um sich Paris SG anzuschließen (üppiges Handgeld plus Jahresgehalt von knapp zehn Millionen Euro inklusive).

Geld nicht in Ablösen, sondern in Gehältern gebunden

Gegenüber der Nationalen Kontroll- und Managementabteilung (DNCG) der französischen Liga gab sich PSG hingegen betont bescheiden: Laut Medienberichten habe man die Abteilung davon in Kenntnis gesetzt, Gehälter abzubauen. Zehn Spieler soll der Club gewillt sein abzugeben. Darunter auch den argentinischen Angreifer Mauro Icardi, den PSG erst im Vorjahr um mehr als 50 Millionen Euro verpflichtet hatte.

Auf der Ausgabenseite hat sich PSG zumindest in Bezug auf Ablösen im Verhältnis zurückgehalten. Neben Hakimi wurden für Mittelfeldmann Danilo Pereira 16 Millionen an den FC Porto überwiesen. Das Duo Neymar (222 Mio.) und Mbappe (145 Mio.) hatte den Club vor wenigen Jahren noch Ablösesummen von insgesamt über 360 Millionen Euro gekostet. Die Millionen sind daher nun vorwiegend in den Gehältern von Ramos, Wijnaldum, Donnarumma und Messi gebunden.