Ibrahim Hamadtou
AP/Eugene Hoshiko
Paralympics

Ägypter sorgt an der Platte für Begeisterung

Die 16. Ausgabe der Paralympischen Sommerspiele in Tokio führen wieder vor Augen, zu welchen außergewöhnlichen Leistungen Menschen fähig sind. Bestes Beispiel ist der Ägypter Ibrahim Hamato, der im Tischtennis für Begeisterung sorgt. Der 48-Jährige verlor in seiner Kindheit beide Arme, misst sich an der Platte aber sogar mit Weltstars.

Hamato tritt in Tokio in der Klasse 6 im Tischtennis an und ist nach Rio de Janeiro 2016 zum zweiten Mal mit von der Partie. In seiner Klasse treten Personen an, die zwar stehen können, aber mit Einschränkungen an Armen und Beinen zu kämpfen haben. Da Hamato im Alter von zehn Jahren bei einem Zugsunfall beide Arme verlor, hat der Para-Sportler eine spezielle Technik entwickelt, um der Konkurrenz die Bälle um die Ohren zu fetzen: Er hält den Schläger mit seinem Mund.

Mit seiner einzigartigen Technik sorgte der Ägypter bereits vor fünf Jahren für Begeisterung. Hamato wirft etwa beim Service den Ball mit seinen nackten Zehen auf, um ihn schließlich über das Netz zu schmettern. Dazu ist die volle Konzentration auf die kleine Kugel nötig. „Wenn ich am Tisch stehe, vergesse ich alles. Es ist wie ein Gespräch mit dem Ball, und er hört zu. Am Tisch fühle ich mich wie ein König“, sagte der 48-Jährige.

Ibrahim Hamadtou und Park Hong-kyu
AP/Eugene Hoshiko
Hamato (r.) trifft in seiner Klasse auf Gegner, die ihre Arme zumindest eingeschränkt benützen können

Beine als wichtigstes Werkzeug

Hamato entdeckte drei Jahre nach seinem schweren Unfall als Dreizehnjähriger seine Leidenschaft für das Tischtennis. In seiner Heimatstadt Kafr Saad am Nil-Delta spielte er im Jugendzentrum. „Am Anfang waren die Leute erstaunt und überrascht, mich spielen zu sehen. Sie haben mich sehr ermutigt und unterstützt und waren sehr stolz auf meinen Willen, meine Ausdauer und meine Entschlossenheit“, wurde Hamato in einem Bericht der dpa zitiert.

Zu Beginn probierte er verschiedene Möglichkeiten der Schlägerhaltung aus, bis er die Technik mit dem Schläger zwischen den Zähnen perfektionierte. „Wenn manche Leute heute sehen, wie ich den Schläger halte, denken sie, es wäre einfach“, sagte der 48-Jährige. „Es ist aber gar nicht leicht.“ Denn bei jedem seiner Schläge ist der komplette Körper in Bewegung. Seine Beine sind dabei das Wichtigste. „Auf sie verlasse ich mich mehr als auf alles andere“, so Hamato. „Auch mein Nacken muss ständig gestärkt werden. Dasselbe gilt für meine Zähne.“

Hamato macht Superstar sprachlos

Erst war es noch der Spaß, dann wuchs der Ehrgeiz beim dreifachen Familienvater. Das Ergebnis: 2011 und 2013 holte er Silber bei den afrikanischen Meisterschaften. Durch seine spektakuläre Art zu spielen, ist Hamato zu einem Star in der Tischtennisszene geworden. Bei YouTube wurde ein Video mit Trainingsspielen gegen Topstars wie etwa den zweifachen Olympiasieger Ma Long aus China zu einer Klickmaschine. Letzgenannter war vom Aufeinandertreffen mit Hamato schwer angetan: „Unfassbar. Ich konnte es gar nicht glauben.“

„Es gibt nichts, was unmöglich ist. Es war eine Botschaft an die Welt, indem ich zeigen konnte: Es ist nichts unmöglich“, so das Lebensmotto des Ägypters. Eines blieb Hamato in Tokio aber verwehrt: die Verbesserung seines elften Platzes von Rio de Janeiro in Form einer Medaille. Der 48-Jährige verlor sowohl gegen den Koreaner Park Hong Kyu als auch gegen Chen Chao aus China klar mit jeweils 0:3 und verpasste damit das Viertelfinale. In drei Jahren bietet sich die nächste Gelegenheit für Hamato. Auch mit dann 51 Jahren wird es der Ägypter wohl wieder versuchen. Denn siehe oben: „Nichts ist unmöglich.“