2017 war Eiking als 48. vor der Schlussetappe in Madrid „wegen unangemessenen Verhaltens“ von seinem französischen Team FDJ suspendiert worden. Zwei Bier mit seinem schwedischen Teamkollegen Tobias Ludvigsson habe er in einer Bar getrunken, hatte Eiking damals dem norwegischen Sender TV2 erklärt. Er sei zwar nicht um 23.00 Uhr im Bett gewesen, aber es sei auch nicht so spät geworden. Teamchef Marc Madiot hatte damals eine andere Version der Geschichte. „Wenn es nur zwei Bier gewesen wären, wäre er morgens nicht betrunken gewesen“, sagte der Franzose der Zeitung „Aftenposten“.
Für den damals 22-jährigen Eiking endete mit der Vuelta ohnehin die Zeit bei FDJ, einen neuen Vertrag hatte er nicht mehr bekommen. Der Mann aus Stord zog weiter nach Belgien zum damals noch zweitklassigen Team Wanty Gobert und rollte im Profizirkus auf bescheidenem Niveau mit. Zwei Siege in vier Jahren folgten noch, womit er nicht einmal in seiner Heimat Schlagzeilen produzierte. Bis Eiking am vergangenen Dienstag zur richtigen Zeit am richtigen Ort war.
Eiking hält sich mit Kampfansage zurück
Dass Roglic und Co. den Norweger auf der zehnten Etappe gewähren ließen, könnte sich noch rächen. 2006 hatte der Spanier Oscar Pereiro bei der Tour de France eine halbe Stunde auf die Stars der Szene herausgefahren. Bis Paris hielt er sich auf dem zweiten Platz, und nach der Disqualifikation von Floyd Landis wegen Dopings war Pereiro plötzlich Tour-Champion. Dass sich die Geschichte bei der Vuelta wiederholt, damit rechnet Eiking nicht. „Ich glaube nicht, dass es gegen Fahrer wie Primoz Roglic und andere Namen möglich ist. Aber man weiß es nie.“

Auf den beiden Bergetappen am Wochenende hat er jedenfalls kaum Zeit verloren. 54 Sekunden liegt Eiking vor der dritten und letzten Woche vor dem Franzosen Guillaume Martin und 1:36 Minuten vor Roglic. Martin, der 2018 und 2019 Teamkollege von Eiking war, hält nichts mehr für ausgeschlossen. „Er war nicht immer konstant. Aber wenn er gut war, dann supergut.“
Showdown im Einzelzeitfahren möglich
Eiking geht davon aus, dass er das Trikot am Mittwoch in den Bergen von Asturien verlieren wird. Wenn nicht, könnte es am Schlusstag in Santiago de Compostela zum Showdown im Einzelzeitfahren kommen. Dann wird sich Eiking ganz sicher nicht zwei Bier am Vorabend genehmigen. Momentan wolle er den Moment aber genießen und berichtet jeden Tag, dass das alles „außerhalb der Erwartungen“ sei und wie „großartig“ die Erfahrungen seien. Über die Erlebnisse bei seiner letzten Vuelta-Teilnahme vor vier Jahren spricht Eiking dagegen nicht so gern. „Ich möchte mich auf die Gegenwart konzentrieren und den Moment genießen.“