Nir Bitton und Israels Coach Willi Ruttensteiner
Reuters/Ammar Awad
WM-Qualifikation

Ruttensteiner feiert Israels „großen Tag“

So wie schon bei der 2:4-Abfuhr vor zwei Jahren gab es auch nach dem 2:5-Debakel der ÖFB-Auswahl in Israel am Samstag im Rahmen der WM-Qualifikation einen strahlenden Österreicher. Willi Ruttensteiner feierte so wie einst Andreas Herzog ausgerechnet gegen sein Heimatland den bisher größten Erfolg seiner Amtszeit. Der Oberösterreicher feierte mit seinem Team einen „großen Tag für den israelischen Fußball“ und hat damit im Kampf um Platz zwei in Gruppe F alle Trümpfe in der Hand.

Beim 4:2 der Israelis gegen das ÖFB-Team vor zweieinhalb Jahren ebenfalls in Haifa hatte Ruttensteiner noch als Sportchef fungiert. Diesmal durfte der seit Juli 2020 als Teamchef engagierte 57-Jährige sogar einen noch höheren Sieg bejubeln. „Es war ein unglaublicher Auftritt meiner Mannschaft. Ich hätte mir nie gedacht, dass wir fünfmal gegen Österreich treffen“, sagte Ruttensteiner.

Für den Oberösterreicher war es auch eine persönliche Genugtuung, mit seiner Mannschaft ausgerechnet gegen die ÖFB-Auswahl ein Torfeuerwerk zu zünden. Ruttensteiner arbeitete von 1999 bis zu seinem wenig freundschaftlich verlaufenen Abschied 2017 beim ÖFB, die letzten 16 Jahre davon als Sportdirektor. „Es war sehr emotional. Als die österreichische Hymne gespielt wurde, wollte ich schon mitsingen, aber ich wollte objektiv bleiben und die Emotionen kontrollieren“, sagte der israelische Teamchef.

Eran Zahavi (ISR)
GEPA/IFA/Oded Karni
Österreicher-Schreck Eran Sahavi steuerte wieder zwei Treffer zum Schützenfest bei

Ruttensteiner bleibt vorsichtig

Am Ende durfte der ehemalige österreichische U21-Trainer seinen Emotionen freien Lauf lassen, war aber auch bemüht, keine allzu überzogenen Erwartungen für die kommenden Partien aufkommen zu lassen. „Es ist nur ein Spiel, und es sind nur drei Punkte. Wir müssen von Spiel zu Spiel denken.“ Am Dienstag geht es auswärts gegen den überlegenen Spitzenreiter Dänemark, der in fünf Partien noch keine Punkte abgegeben und keinen Gegentreffer kassiert hat.

Zumindest mit einem Torerfolg könnte es gegen den EM-Semifinalisten klappen, nimmt man die jüngsten drei Bewerbspartien der Israelis als Maßstab, in denen sie nicht weniger als 13 Tore erzielten. Sechs davon gingen auf das Konto von Samstag-Doppeltorschütze Eran Sahavi, immerhin drei auf jenes von Munas Dabbur.

„Wir halten zusammen“

Dennoch ist der frühere Salzburg-Goalgetter für die israelischen Fans ein rotes Tuch – der nunmehrige Hoffenheim-Profi wurde am Samstag in Haifa selbst nach seinem Tor zum zwischenzeitlichen 2:0 vom heimischen Publikum bei jeder Ballberührung ausgepfiffen, weil er im vergangenen Frühjahr während der Unruhen auf dem Tempelberg auf Instagram das Koranzitat „Gott wird sich an den Sündern rächen“ gepostet hatte.

Ruttensteiner sagte Dabbur Unterstützung zu. „Wir halten zusammen, jeder hilft ihm. Wir sind eine Einheit“, betonte der Oberösterreicher. Sollte sein Team Rang zwei halten und sich dann im März 2022 auch noch im Play-off durchsetzen, wäre Israel zum insgesamt zweiten Mal bei einer WM. Zuvor nahm man lediglich an der WM 1970 teil, damals wurde das Ticket allerdings noch als Mitglied des asiatischen Kontinentalverbandes gelöst.