Der serbische Tennisspieler Novak Djokovic
AP/Frank Franklin Ii
US Open

Djokovic unterstreicht seine Favoritenrolle

Novak Djokovic kommt bei den US Open dem Gewinn des Grand Slams – alle vier Major-Titel in einem Jahr – immer näher. Der Serbe bezwang am Mittwoch im Viertelfinale Matteo Berrettini (ITA/6) in vier Sätzen und trifft nun auf den als Nummer vier gesetzten Deutschen Alexander Zverev.

Nach knapp dreieinhalb Stunden und erst deutlich nach Mitternacht verwertete Djokovic seinen ersten Matchball zum 5:7 6:2 6:2 6:3-Erfolg, er steht in Flushing Meadows bereits zum zwölften Mal im Halbfinale. Schon im Viertelfinale von Roland Garros sowie im Wimbledon-Finale hatte der Weltranglistenerste Berrettini in vier Sätzen geschlagen.

Spannend war nur der spektakuläre erste Durchgang verlaufen, der 78 Minuten dauerte und den Berrettini dank seines einzigen Breaks gewann. Danach übernahm Djokovic die Kontrolle der Partie, schaffte in den Sätzen zwei bis vier jeweils früh ein Break und blieb bei den eigenen Aufschlagspielen unangetastet. „Ich habe mein Tennis auf ein anderes Level gehoben. Das waren die drei besten Sätze, die ich in einem Turnier gespielt habe, ganz sicher“, war Djokovic mit seiner Leistung zufrieden.

Djokovic auf Erfolgskurs

Bei den US Open ist der Halbfinal-Hit der Männer perfekt. Olympiasieger Alexander Zverev ist das vorletzte Hindernis für Novak Djokovic auf dem Weg zum möglichen Gewinn des Grand Slams.

Denn auch Berrettini spielte gut, seine Aufschläge waren hart und präzise – dennoch brachte Djokovic sie wieder und wieder zurück ins Feld. Der Serbe war sich für keinen Einsatz zu schade, warf sich auf den Boden und brüllte nach gelungenen Aktionen mit dem Publikum im Arthur Ashe Stadium um die Wette. Ein Ball ins Netz von Berrettini beendete die Partie schließlich.

Keine gute Erinnerung an Olympiahalbfinale

Mit seinem bisher besten Auftritt in diesem Jahr in New York untermauerte Djokovic seine Favoritenrolle auf den Titel. Es wäre der 21. bei einem Grand-Slam-Turnier, womit der Serbe Roger Federer und Rafael Nadal hinter sich lassen würde. Im Halbfinale wartet allerdings Zverev, gegen den Djokovic im Semifinale des Olympiaturniers in Tokio seine bisher letzte Niederlage erlitten hat. „Jedes Match ist eng, er ist einer der besten Spieler der Welt derzeit“, sagte Djokovic vor dem Duell mit dem Olympiasieger.

Djokovic will sich mit einem Sieg gegen Zverev und dem Einzug ins Finale die Chance auf den Grand Slam erhalten. Die Australian Open, Wimbledon und die French Open hat er 2021 bereits gewonnen, die Pokale aller großen Turniere in einem Jahr holte zuletzt 1969 der Australier Rod Laver.

Zverev tankt Selbstvertrauen

Zverev, der Lloyd Harris aus Südafrika in gut zwei Stunden mit 7:6 (8/6) 6:3 6:4 bezwang, hofft nach der ersten Goldmedaille für einen deutschen Tennisspieler bei Olympischen Spielen auf seinen eigenen ersten Sieg bei einem Major. Vor einem Jahr fehlten ihm im Finale gegen Dominic Thiem nur zwei Punkte zum Sieg, die Niederlage beschäftigte ihn lange. Nun geht er mit 16 gewonnenen Matches in Serie und dem Selbstvertrauen der Turniersiege in Tokio und Cincinnati in das Duell mit Djokovic.

Der deutsche Tennisspieler Alexander Zverev
AP/Elise Amendola
Zverev wartet noch auf den ersten Major-Triumph

„Du bereitest dich darauf vor, das beste Match zu spielen, das du kannst. Du musst perfekt sein, ansonsten wirst du nicht gewinnen“, sagte er nach seinem überzeugenden Einzug ins Halbfinale.

Knackpunkt der Partie gegen Harris war das Tiebreak im ersten Satz. Zverev schimpfte dabei mehrfach über die wechselnden Bildeinstellungen auf einer großen Leinwand, durch die er sich gestört fühlte. Da das technische Problem nicht behoben werden konnte, unterbrach Schiedsrichterin Louise Azemar Engzell bei Satzball für Harris kurz die Partie. Der Südafrikaner kam aus dem Konzept, Zverev sicherte sich den Satz. Vor Wut donnerte Harris anschließend zwei Flaschen auf den Platz. In den folgenden Sätzen war Zverev ungefährdet.

Qualifikantin setzt Siegeszug fort

Bei den Damen setzte die britische Qualifikantin Emma Raducanu ihren sensationellen Siegeszug fort und erreichte erstmals das Halbfinale. Die 18-Jährige setzte sich in nur 82 Minuten in beeindruckend souveräner Weise mit 6:3 6:4 gegen die sechs Jahre ältere Schweizer Olympiasiegerin Belinda Bencic durch.

Die britische Tennisspielerin Emma Raducanu
APA/AFP/Getty Images/Al Bello
Raducanu war auch gegen Bencic klar überlegen

Bei ihrem Debüt beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres trifft Raducanu, die in New York weiter ohne Satzverlust ist, im Kampf um den Finaleinzug auf Maria Sakkari. Die als Nummer 17 gesetzte Griechin bezwang die 13 Ränge vor ihr gereihte Tschechin Karolina Pliskova mit 6:4 6:4.

Nach frühem Rückstand unantastbar

„Es war ein sehr, sehr hartes Match“, sagte Raducanu im ersten Interview auf dem Platz. „Belinda ist eine unglaublich starke Gegnerin, ich bin wirklich glücklich, dass ich das geschafft habe.“ Bei allem Lob für die Gegnerin war allerdings die junge Britin die Dominatorin auf dem Platz und agierte im Stile einer routinierten Spielerin.

Halbfinalistinnen stehen fest

Das Feld der Halbfinalistinnen bei den US-Open ist komplett. Die Griechin Maria Sakkari steht zum zweiten Mal unter den letzten Spielerinnen. Einer Sensation gleicht der Aufstieg der 18-jährigen Britin Emma Radukanu mit ihrem Erfolg gegen Belinda Bencic.

Zum Auftakt gab Raducanu zwar im ersten Spiel ihren Aufschlag ab. Auf der großen Bühne im Arthur Ashe Stadium erholte sich die Weltranglisten-150. aber schnell davon und holte sich den ersten Satz nach nur 36 Minuten. Auch im zweiten Durchgang zeigte Raducanu eine abgeklärte Vorstellung und ließ Bencic nur noch einzelne Punkte.

Die Britin ist erst die dritte Halbfinalistin bei den US Open, die außerhalb der Top 100 rangiert. Vor ihr hatten das nur die Belgierin Kim Clijsters bei ihrem Comebacksieg 2009 und US-Legende Billie Jean King 1979 geschafft. In Wimbledon hatte Raducanu heuer ebenfalls überraschend das Achtelfinale erreicht, musste damals aber aufgeben.

US Open in New York

Herren-Einzel:

Viertelfinal-Tableau:
Novak Djokovic (SRB/1) Matteo Berrettini (ITA/6) 5:7 6:2 6:2 6:3
Alexander Zverev (GER/4) Lloyd Harris (RSA) 7:6 (8/6) 6:3 6:4
Felix Auger-Aliassime (CAN/12) Carlos Alcaraz (ESP) 6:3 3:1 ret.
Daniil Medwedew (RUS/2) Botic van de Zandschulp (NED) 6:3 6:0 4:6 7:5

Damen-Einzel:

Viertelfinal-Tableau:
Emma Raducanu (GBR) Belinda Bencic (SUI/11) 6:3 6:4
Maria Sakkari (GRE/17) Karolina Pliskova (CZE/4) 6:4 6:4
Leylah Fernandez (CAN) Jelina Switolina (UKR/5) 6:3 3:6 7:6 (7/5)
Arina Sabalenka (BLR/2) Barbora Krejcikova (CZE/8) 6:1 6:4