WM-Pokal
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Fußball

FIFA sorgt mit WM-Plan für Ärger

Noch mehr Spiele, noch weniger Pausen: Der Fußballweltverband (FIFA) hat am Donnerstag mit einem Vorschlag wieder einmal für eine Kontroverse unter Fans, Spielern und Funktionären gesorgt. Die WM soll künftig alle zwei Jahre ausgetragen werden. Nach dem die Erweiterung auf 48 Teams bereits für 2026 fix ist, stoßen die neuerlichen Expansionspläne vor allem in Europa auf heftigen Widerstand und Boykottdrohungen.

Die Technische Beratungsgruppe der FIFA um Ex-Arsenal-Trainer Arsene Wenger will eine grundlegende Reform des Fußballkalenders. Der 71-jährige Franzose sprach in seiner Präsentation von nicht weniger als vom „Fußball von morgen“.

„Was wir vorschlagen, ist eine Neuordnung der Turniere der Konföderationen“, sagte FIFA-Direktor Arsene Wenger am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Der einstige Arsenal-Trainer war zuvor in Doha mit etlichen Ex-Stars des Weltfußballs wie etwa Stürmerlegende Ronaldo und Lothar Matthäus zusammengekommen.

Arsene Wenger
Reuters/
Der ehemalige Spitzentrainer Arsene Wenger ist überzeugt davon, dass die Idee zum Wohle des Fußballs beiträgt

„Du gibst mehr Mannschaften die Chance, sich zu qualifizieren, aber auch mehr Ländern die Möglichkeit, eine WM auszurichten.“ Der Vorschlag würde „den Fußball besser machen können", ist Wenger von der Idee der Intensivierung überzeugt. Der gemeinsame Vorschlag entzweit aber die Fußballwelt in bedenklichem Ausmaß.

UEFA droht mit Boykott: „Tod des Fußballs“

Von UEFA-Präsident Aleksander Ceferin kam umgehend eine Boykottdrohung. „Wir können entscheiden, nicht teilzunehmen“, sagte der Chef des Europäischen Fußballverbands in einem Interview der britischen „Times“. Das sei, soweit er wisse, auch die Position der Südamerikaner.

„Viel Glück mit einer solchen WM“, sagte Ceferin und gab an, weiterhin zu hoffen, dass die FIFA „wieder zu Sinnen“ komme. Der Vorschlag würde „den Fußball töten. Mehr ist nicht immer besser.“ Am Donnerstag verschickte der Zusammenschluss der europäischen Ligen, dem auch die österreichische Bundesliga angehört, eine deutliche Stellungnahme.

„Ich mag diese Idee nicht“

„Die Ligen werden mit den anderen Interessengruppen zusammenarbeiten, um zu verhindern, dass die Fußballverbände einseitige Entscheidungen treffen, die dem nationalen Fußball schaden“, hieß es nach der Vorstandssitzung der European Leagues in Nyon.

Die Ligen seien „einstimmig“ gegen den Vorschlag. „Neue, überarbeitete oder erweiterte Wettbewerbe (…) in einem ohnehin überfrachteten Kalender sind nicht die Lösung der Probleme unseres Spiels“, hieß es. „Was ich davon halte? Nichts“, sagte etwa der Trainer des deutschen Bundesliga-Clubs Freiburg Christian Streich zu den Plänen.

„Wenn sie jetzt eine WM alle zwei Jahre machen, dann weiß ich nicht mehr, wie das dann noch gehen soll. Die Terminhatz ist ja unglaublich“, so Streich. Bayern Münchens Sportvorstand Hasan Salihamidzic nannte den brisanten Plan „Quatsch. Ich habe mir eigentlich gedacht, dass die alle sechs Jahre kommt.“ Ex-Salzburg-Trainer Jesse Marsch meinte am Donnerstag: „Ich mag diese Idee nicht.“

EM 2027 gefolgt von WM 2028

Beschlossen ist die Abkehr vom Vierjahresrhythmus noch längst nicht – erwartet werden weitere, hitzige Diskussionen im FIFA-Council, ehe auch der FIFA-Kongress einbezogen werden dürfte.

Dem Vorschlag zufolge sollen die Änderungen nach der WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko mit erstmals 48 Nationen greifen. 2027 würden dann die Turniere der Konföderationen ausgerichtet werden, also auch die Europameisterschaft, die im jetzigen Modus erst 2028 wieder auf dem Kalender stünde. 2028 würde dann erneut eine WM gespielt werden.

Spieler wochenlang beim Nationalteam?

Mit der Reform würden weitergehende Änderungen einhergehen. Wenger nannte zwei Optionen für den Kalender: Entweder gäbe es nur noch eine lange Abstellungsperiode für die Qualifikationsspiele im Oktober/November oder zwei – eine im Oktober/November und eine im März.

Gianni Infantino
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FIFA-Präsident Gianni Infantino ist seit Jahren darum bemüht, die Expansion der FIFA-Bewerbe voranzutreiben

Derzeit wird die Saison in den nationalen Ligen mehrfach unterbrochen. Auf das jüngste Qualifenster folgen bis zum Jahresende noch zwei weitere Anfang Oktober und Anfang November. „Wir werden nicht die Anzahl der Spiele erhöhen“, betonte Wenger.

Ronaldo zieht Vergleich mit Tennis

Der Weltverband hatte im Mai eine entsprechende Machbarkeitsstudie für das Männer- und Frauen-Turnier auf den Weg gebracht, die aus Saudi-Arabien angeregt worden war. Darauf berief sich neben Wenger auch der Brasilianer Ronaldo.

166 der insgesamt 209 stimmberechtigten Verbände waren im Mai für die Studie – die FIFA versteht das als Auftrag. „Im Tennis werden auch die Hauptturniere jedes Jahr gespielt – und die Qualität leidet darunter nicht“, sagte Ronaldo. Einige afrikanische und asiatische Verbände seien für den Zweijahresrhythmus.