Bild zeigt RedBull Pilot Max Verstappen und beide Fahrzeuge nach dem Crash.
APA/AFP/Andrej Isakovic
Formel 1

Titelduell eskaliert bei Crash in Monza

Eigentlich hätten die Schlagzeilen beim Grand Prix von Italien Daniel Ricciardo gehört, der am Sonntag für den ersten McLaren-Erfolg seit neun Jahren gesorgt hat. Im Mittelpunkt stand jedoch der spektakuläre Crash der beiden WM-Rivalen Max Verstappen und Lewis Hamilton, die sich in Monza gegenseitig aus dem Rennen nahmen und das Titelduell auf eine neue Eskalationsstufe hoben.

Die Bilder der Kollision erinnerten an die harten Duelle früherer Zeiten von Ayrton Senna und Alain Prost. Hamiltons schwarzer Mercedes steckte im Kiesbett fest, Verstappens Red Bull lag obendrauf, beide Autos ineinander verkeilt. Man müsse aufpassen, dass „taktische Fouls nicht passieren“, betonte Mercedes-Teamchef Toto Wolff im ORF-Interview mit Verweis auf die Entwicklung des WM-Rennens zwischen dem siebenmaligen Weltmeister Hamilton und dessen Herausforderer Verstappen, die beide danach zu den Rennkommissaren mussten.

Und die sprachen nach rund zwei Stunden ein klares Urteil: Verstappen muss in zwei Wochen beim Rennen in Russland in der Startaufstellung drei Positionen nach hinten. „Du brauchst immer zwei Leute in einer Kurve, die zusammenarbeiten. Das hat er nicht gemacht“, rechtfertigte sich Verstappen nach dem Rennen. „Er wusste, was passieren würde, aber er hat nicht zurückgesteckt“, betonte indes Hamilton, der noch immer unter Schock stand und dem der Nacken schmerzte: „Ich weiß nicht, was ich sonst noch sagen soll.“

Kollision der WM-Rivalen in Monza

Eigentlich hätten die Schlagzeilen beim Grand Prix von Italien Daniel Ricciardo gehört, der am Sonntag für den ersten McLaren-Erfolg seit neun Jahren gesorgt hat. Im Mittelpunkt stand jedoch der spektakuläre Crash der beiden WM-Rivalen Max Verstappen und Lewis Hamilton, die sich in Monza gegenseitig aus dem Rennen nahmen und das Titelduell auf eine neue Eskalationsstufe hoben.

„Dankbar, dass ich hier sitze“

Zwei Monate erst liegt die heftige Kollision von Silverstone zurück. Damals hatte Hamilton weiterfahren und noch den Sieg bei seinem Heimrennen feiern können, während Verstappen nach dem heftigen Einschlag in die Streckenbegrenzung ins Krankenhaus musste. In Monza kam es in Runde 26 wieder zum Crash. Hamilton kehrte nach einem leicht verpatzten Reifenwechsel zurück auf die Strecke auf dem Autodromo Nazionale di Monza. Der führende Ricciardo zog vorbei.

Verstappen, dessen Boxenstopp zuvor noch deutlich schlechter ausgefallen war, versuchte, den Briten auch noch zu passieren. In der Schikane war der Niederländer auf die Randsteine gekommen, zudem berührten sich die Hinterräder, der Red Bull hob spektakulär ab und krachte auf den Mercedes. Der Sicherheitsbügel Halo verhinderte Schlimmeres. „Ich bin so dankbar, dass ich hier sitze“, betonte Hamilton bei einer digitalen Medienrunde, er stehe aber noch unter Schock.

Halo womöglich erneut Lebensretter

Nicht zum ersten Mal erwies sich Halo jedoch schon als richtige und wichtige Maßnahme, um die Sicherheit der Piloten weiter zu erhöhen. Ende November vergangenen Jahres war Romain Grosjean beim Feuerunfall in Bahrain mit hoher Geschwindigkeit in und sogar durch die Leitschienen gerast. Der Wagen war zerteilt worden, der Cockpitschutz aber hatte gehalten, und der französische Pilot war bis auf Verbrennungen vor allem an den Händen nicht schwerer verletzt worden.

„An solchen Tagen werde ich daran erinnert, wie viel Glück ich habe“, schrieb Hamilton auf Twitter. „Es dauert nur eine Millisekunde, um vom Rennen zu einer sehr beängstigenden Situation zu gelangen. Heute muss jemand heruntergeschaut und auf mich aufgepasst haben!“ Dass der Crash vor einiger Zeit noch viel schlimmer ausgehen hätte können, war auch Wolff bewusst. „Halo hat Lewis heute auf jeden Fall das Leben gerettet“, sagte der Mercedes-Teamchef.

Hinsichtlich Schuldzuweisung hielt sich der Wiener zurück und wollte keine Emotionen aufkommen lassen. „Wir sehen einen Fight von zwei Topfahrern. Die bleiben sich nichts schuldig, das macht Spaß“, betonte Wolff. Für Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko war die Kollision sowieso ein normaler Rennunfall. „Max ist auf die Curbs gedrängt worden und dann auf das Auto von Hamilton geschleudert worden“, betonte der 78-Jährige im ORF-Interview noch vor der Urteilsverkündigung. „Max Absicht zu unterstellen ist Blödsinn.“

McLaren nach Doppelsieg in Champagnerlaune

Die großen Gewinner des Dramas von Monza hießen Ricciardo und Teamkollege Lando Norris, die vor dem von ganz hinten gestarteten Mercedes-Fahrer Valtteri Bottas im Königlichen Park abgewunken wurden. „Das war ein super Tag. Er wird eine super Feier“, prophezeite Teamchef Seidl, der McLaren zum ersten Sieg seit November 2012 geführt hat. Als es so weit war, fasste sich Seidl am Kommandostand kurz an den Kopf, seine Mitarbeiter jubelten an der Boxenmauer dem Erfolgsduo in den orangefarbenen Autos frenetisch zu.

"Dieser Sieg bedeute ihm alles, betonte Ricciardo. Der 32 Jahre alte Australier hatte davor zuletzt im Mai 2018 in Monaco gewonnen, in Italien feierte er seinen achten Grand-Prix-Erfolg. Auch die Rennfreigabe nach der Safety-Car-Phase durch den Unfall von Verstappen und Hamilton meisterte Ricciardo. Von Teamkollege Norris bekam er Geleitschutz. Zur Belohnung gab es für den 21 Jahre jungen Briten den Schluck Champagner aus Ricciardos Schuh. „Ich hoffe, zum letzten Mal, ich kann das keinem empfehlen“, sagte Norris mit einem Lachen.

Grand Prix von Italien in Monza

Endstand nach 53 Runden (306,720 km):
1. Daniel Ricciardo AUS McLaren 1:21:54,365
2. Lando Norris GBR McLaren + 1,747
3. Valtteri Bottas FIN Mercedes 4,921
4. Charles Leclerc MON Ferrari 7,309
5. Sergio Perez * MEX Red Bull 8,723
6. Carlos Sainz ESP Ferrari 10,535
7. Lance Stroll CAN Aston Martin 15,804
8. Fernando Alonso ESP Alpine 17,201
9. George Russell GBR Williams 19,742
10. Esteban Ocon FRA Alpine 20,868
11. Nicholas Latifi CAN Williams 23,743
12. Sebastian Vettel GER Aston Martin 24,621
13. Antonio Giovinazzi ITA Alfa Romeo 27,216
14. Robert Kubica POL Alfa Romeo 29,769
15. Mick Schumacher GER Haas 51,088

* Zeitstrafe von fünf Sekunden

Out: Max Verstappen (NED/Red Bull), Lewis Hamilton (GBR/Mercedes), Pierre Gasly (FRA/Alpha Tauri), Nikita Mazepin (RUS/Haas)

Nicht gestartet: Yuki Tsunoda (JPN/Alpha Tauri)

Schnellste Runde: Ricciardo 1:24,812 (53.)