Robert Lewandowski, Clement Lenglet und Sergio Busquets
Reuters/Rafael Marchante
Champions League

Bayern mit Respekt vor neuem Barcelona

Am Dienstag geht es in der UEFA Champions League nach dem langwierigen Qualiprozedere mit dem Start der Gruppenphase ans Eingemachte. Zum Auftakt dürfen sich die Fans auch gleich über einen Klassiker freuen. Im Camp Nou empfängt der FC Barcelona in der Ära nach Lionel Messi Bayern München zu einer echten Standortbestimmung (21.00 Uhr). Die Gäste aus Deutschland reisen jedenfalls mit Respekt zu Barca neu an.

Im heimischen Camp Nou war der FC Barcelona in der Vergangenheit gegen jeden Club Favorit. Im Heimspiel gegen Bayern sind die Voraussetzungen diesmal anders. Nach Abschied von Messi Richtung Paris Saint-Germain sind die Katalanen mit Yusuf Demir noch auf der Suche nach einer neuen Identität. Dennoch will man bei den Münchnern, die sich mit einem 4:1-Sieg bei RB Leipzig in der deutschen Bundesliga für den Europacup-Schlager eingeschossen haben, nichts von einer leichteren Aufgabe als in der Vergangenheit wissen.

„Der FC Barcelona wird nie schwach sein“, meinte Bayern-Torhüter und Kapitän Manuel Neuer vor der Partie. „Das ist ein Kracher zum Start.“ Denn für Barcelona steht die Partie auch im Zeichen der Revanche. Der letzte Vergleich mit den Bayern in der Champions League endete am 14. August 2020 beim Finalturnier in Lissabon mit einer historischen 2:8-Pleite für die Katalanen. Auswärts sind die Bayern in der Königsklasse zudem seit 18 Partien ungeschlagen (14 Siege, vier Unentschieden).

Robert Lewandowski jubelt
APA/AFP/Manu Fernandez
Vor einem Jahr hatten Robert Lewandowski (Mi.) und die Bayern mit Barcelona eine richtige „Hetz“

Barcelona alt und Barcelona neu ließen sich aber nicht miteinander vergleichen, so Coach Julian Nagelsmann. „Sie spielen ganz anders. Lionel ist ein Spieler, der das Spiel an sich reißt und von seinen Mitspielern gesucht wird. Jetzt verteilt sich die Verantwortung auf mehrere Spieler. Sie haben mit Memphis Depay und Luuk de Jong zwei ganz interessante Spieler dazubekommen, die andere Qualitäten haben. Ich würde sie ohne Messi definitiv nicht als schlechter bezeichnen“, warnte der Trainer davor, den spanischen Spitzenclub zu unterschätzen.

Barcelona stapelt tief

In der Liga ist Barca auch ohne seinen langjährigen Superstar Messi mit zwei Siegen und einem Remis gut gestartet. Trainer Ronald Koeman gab sich vor dem ersten Europacup-Auftritt in dieser Saison dennoch zurückhaltend. Man wolle gegen die Bayern „ein gutes Ergebnis holen“. „Wir alle wissen, dass München ein großartiges Team mit sehr guten und erfahrenen Spielern ist“, betonte der 58-jährige Niederländer, der es zuletzt aufgrund von Differenzen mit Clubboss Joan Laporta in die Schlagzeilen geschafft hatte. Ein sehr starker Gegner sei aber gut, „um zu wissen, wo wir stehen“.

Koeman muss gegen den deutschen Rekordmeister außerdem auf eine wichtige Stütze verzichten. Stürmer Martin Braithwaite fällt für längere Zeit aus. Der 30-jährige Däne hatte sich am 29. August im La-Liga-Spiel gegen Getafe (2:1) eine Knieverletzung zugezogen und muss nun operiert werden. Braithwaite dürfte nun drei bis vier Monate ausfallen. Damit erhöhen sich allerdings auch die Chancen für Rapid-Leihgabe Demir auf Einsätze bei den Katalanen.

Yusuf Demir
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Demir könnte der große Profiteur von Braithwaites Pech sein

Die Verletzung von Braithwaite war zunächst konservativ behandelt worden, was aber nicht zur gewünschten Verbesserung geführt habe, erklärte der Verein. Daher habe sich der Offensivspieler für eine Operation entschieden. Braithwaite war in dieser Saison bei Barca in der Startelf aller drei Ligapartien gestanden und hatte dabei zwei Tore erzielt. Der lange Ausfall ist der nächste Rückschlag für Barcelona, das bereits seit einiger Zeit auf die Offensivkräfte Sergio Aguero und Ousmane Dembele verzichten muss. Auch Jungstar Ansu Fati wartet nach einer Knie-OP noch auf sein Comeback.

Lazaro winkt Einsatz bei Benfica

Andere Sorgen hat der FC Bayern, der zu den Mitfavoriten auf den Gewinn der Champions League gehört. Der deutsche Nationalspieler Serge Gnabry könnte wegen Rückenproblemen neuerlich ausfallen. Für den 26-Jährigen könnte wieder der 18-jährige Jamal Musiala zum Zug kommen, der schon gegen Leipzig mit einem Treffer und einer Vorlage geglänzt hatte. Ob der österreichische Neuzugang Marcel Sabitzer von Beginn an spielt, wollte Nagelsmann noch nicht verraten.

Im Gruppenparallelspiel gastiert Benfica Lissabon bei Dynamo Kiew. Bei den Portugiesen könnte ÖFB-Legionär Valentino Lazaro zum Einsatz kommen, Benfica hatte den 25-Jährigen kurz vor Transferschluss für ein Jahr von Inter Mailand ausgeliehen. Sein Debüt feierte der Flügelspieler am Wochenende beim 5:0-Auswärtssieg des portugiesischen Ligaleaders gegen CD Santa Clara, Lazaro wurde in der 73. Minute eingewechselt.

Chelsea startet „Mission Titelverteidigung“

In Gruppe H startet Chelsea die Mission Titelverteidigung gegen den russischen Meister St. Petersburg. Das Team von Coach Thomas Tuchel, der am Dienstag verletzungsbedingt auf Mittelfeldspieler N’Golo Kante und Stürmer Christian Pulisic verzichten muss, ist mit der Verpflichtung des belgischen Stürmerstars Romelu Lukaku noch stärker einzuschätzen als in der Vorsaison und gehört in der Königsklasse wie alle englischen Starter zu den Mitfavoriten. Im zweiten Spiel von Pool H empfängt Schwedens Champion Malmö FF den italienischen Rekordmeister Juventus Turin.

In der Salzburg-Gruppe G gibt der VfL Wolfsburg beim französischen Titelträger OSC Lille sein Comeback in der Königsklasse. Nach seiner triumphalen Rückkehr zu Manchester United mit zwei Treffern im ersten Spiel gegen Newcastle will Cristiano Ronaldo nun in der Champions League nachlegen. Bei den Young Boys aus Bern (18.45 Uhr) sind die „Red Devils“ mit ihrem portugiesischen Superstar jedenfalls klarer Favorit. In der Parallelpartie treffen Villarreal und Atalanta Bergamo aufeinander.