WM-Qualifikation

Rückblende auf historischen Reinfall

Wenn Österreichs Fußballnationalmannschaft am Samstag (20.45 Uhr, live in ORF1) in der WM-Qualifikation in Torshavn auf die Färöer trifft, werden wieder einmal Erinnerungen an das wohl blamabelste Kapitel ihrer 109-jährigen Länderspielgeschichte wach. Drei Monate nach der WM lief das ÖFB-Team am 12. September 1990 in der EM-Qualifikation in eine 0:1-Pleite – gegen eine Amateurtruppe, die zuvor kein einziges Bewerbsspiel absolviert hatte.

Der Sieg der Färöer-Auswahl, bestehend aus Fischern, Schafzüchtern, Lehrern, Postbeamten und „Zipfelmützengoalie“ Jens Martin Knudsen, im schwedischen Landskrona machte weltweit Schlagzeilen und gilt bis heute als eine der größten Sensationen im Fußball. Torkil Nielsen avanvierte mit seinem Siegestreffer in der 62. Minute zum Nationalhelden. Die Siegermannschaft wurde bei ihrer Ankunft aus Landskrona von etwa 20.000 Menschen begrüßt, etwa der Hälfte der Bevölkerung.

Beim ÖFB-Team herrschte dagegen Tristesse. Spieler wie Toni Polster, der vor der Partie noch einen 10:0-Sieg versprochen hatte, und Andreas Herzog, Michael Konsel und Peter Pacult wurden zu Lachnummern im Ausland und zu Prügelknaben in der Heimat, ÖFB-Teamchef Josef Hickersberger trat zurück und sprach von der „größten Enttäuschung meines Lebens, nicht nur meiner sportlichen Laufbahn“. Später relativierte er seine Aussagen. Es gäbe „Schlimmeres als Niederlagen im Fußball. Aber im Fußball gibt es keine schlimmere Niederlage als gegen Färöer.“

„Mittel haben nicht ausgereicht“

Im ORF-Interview nach dem Spiel konnte sich Josef Hickersberger die Niederlage nicht wirklich erklären. „Die technischen und spielerischen Mittel haben nicht ausgereicht“, sagte ein sichtlich konsternierter Teamchef.

Weiterer Ausrutscher 18 Jahre später

Auch 18 Jahre nach dem 0:1 in Landskrona leitete ein weiterer blamabler Auftritt gegen die Färöer den Abschied eines ÖFB-Teamchefs ein. Am 11. Oktober 2008 reichte es in der WM-Qualifikation in Torshavn nur zu einem 1:1, wenige Monate später war Coach Karel Brückner nicht mehr im Amt. Viel hatten die heimischen Fans von der Partie damals übrigens nicht mitbekommen. Aufgrund von Übertragungsproblemen gab es nämlich von der Partie keine Live-TV-Bilder, ORF-Kommentator Thomas König musste das 1:0 von Bogi Lökin und den Ausgleich durch Martin Stranzl im Stile eines Radiomoderators beschreiben.

In den restlichen fünf Duellen feierte Österreich klare Siege, die jedoch allesamt wertlos waren. Trotz eines 3:0 im Mai 1991 in Salzburg (EM-Qualifikation), eines 3:1 im September 2009 in Graz, eines 6:0 im März 2013 in Wien und eines 3:0 im Oktober 2013 in Torshavn (alles WM-Qualifikation) wurden die jeweiligen Endrunden verpasst. Das bisher letzte Kräftemessen ging im März im Wiener Happel-Stadion nach 0:1-Rückstand mit 3:1 an Österreich.

Dänemark beißt sich fast die Zähne aus

Für das Färöer-Team gilt das „Wunder von Landskrona“ nach wie vor als größter Triumph ihrer Fußballgeschichte. Danach folgten aber noch einige weitere bemerkenswerte Ergebnisse, so etwa zwei Siege über Griechenland in der Qualifikation für die Europameisterschaft 2016 sowie Unentschieden gegen Schottland, Ungarn, Slowenien und Bosnien-Herzegowina. Im Gegensatz zu 1990 besteht der Färöer-Kader derzeit etwa zur Hälfte aus Profis, die zumeist in Skandinavien tätig sind. Einer von ihnen – John Frederiksen – ist beim österreichischen Zweitligisten SKU Amstetten engagiert.

Auch dank einer gewissen internationalen Erfahrung gelang im Vorjahr der Nations-League-Gruppensieg in Liga D. Derzeit rangiert die Auswahl der 18 Inseln in der Weltrangliste des Internationalen Fußballverbands (FIFA) unter 210 Teams an der 114. Stelle, Österreich ist 29. Nach sechs von zehn Runden in Gruppe F liegen die Färöer einen Rang und drei Punkte hinter Österreich an fünfter und vorletzter Stelle, ihre vier Punkte fuhren die Färinger in den beiden Partien gegen Moldawien ein. Allerdings war man vor einem Monat gegen den überlegenen Spitzenreiter Dänemark einer Überraschung ganz nahe – das Tor zum 1:0-Sieg des EM-Semifinalisten in Torshavn fiel erst in der 85. Minute.