Zweikampf zwischen Hallur Hansson (FRO) und Ercan Kara (AUT)
GEPA/Philipp Brem
WM-Qualifikation

Kara nutzt die Gunst der Stunde

Der 2:0-Sieg der österreichischen Nationalmannschaft am Samstag auf den Färöern hat außer den drei Punkten nur wenige positive Eindrücke hinterlassen. Große Ausnahme war Ercan Kara. Der aufgrund zahlreicher Ausfälle in die Startelf gerutschte 25-Jährige nutzte die Gunst der Stunde und hob sich in Torshavn vom rot-weiß-roten Kollektiv ab. Kara empfahl sich damit auch gegen Dänemark (Dienstag, 20.45 Uhr, live in ORF1) für einen Einsatz im Sturm.

Der Angreifer, auch bei Rapid Wien zuletzt einer der Lichtblicke im Team, sicherte als Mittelstürmer immer wieder Bälle, bereitete das erste ÖFB-Tor durch Konrad Laimer mustergültig vor und wurde selbst oft gefährlich, so etwa bei einem sehenswerten Lattenschuss. Dafür gab es auch Lob von Teamchef Franco Foda: „Er war immer präsent in der Box, bei jeder gefährlichen Aktion war er an Ort und Stelle – dort, wo ein Stürmer hingehört.“

Ein Tor blieb dem 25-Jährigen zwar versagt, Kara zeigte sich aber davon überzeugt, dass sein erster Treffer im Nationalteam nur eine Frage der Zeit sein wird. Außerdem gehe es einzig und allein um das Wohl der Mannschaft. „Natürlich will man als Stürmer immer treffen, doch wichtig war, dass wir gewonnen haben“, sagte der Angreifer nach seinem insgesamt fünften Ländermatch im ORF-Interview.

ÖFB-Team siegt gegen Faröer

Österreichs Fußballnationalmannschaft hat sich am Samstag in der WM-Qualifikation mit einem Pflichtsieg gegen die Faröer im Rennen um Rang zwei der Gruppe F gehalten.

Rasanter Aufstieg

Foda bezeichnete Kara wie auch Stuttgart-Legionär Sasa Kalajdzic als „Instinktfußballer“. Beide haben keine Akademiekarriere hinter sich. Vor zweieinhalb Jahren spielte Kara noch in der Ostliga für Mauerwerk, im Jänner 2020 kam er vom Zweitligisten SV Horn um kolportierte 200.000 Euro zu Rapid, wo er auf Anhieb einschlug. Was man auf diesem für Fußballer eher ungewöhnlichen Weg lernen könne? Kara: „Dass man es nicht einfach hat. Dass man immer für alles kämpfen muss. Dass man im Leben nichts geschenkt bekommt.“

Erst in dieser Saison geriet der Aufstieg des mittlerweile auf einen Marktwert von 3,5 Millionen Euro taxierten Goalgetters etwas ins Stocken. Seit Ende August blieb er sieben Bewerbspartien en suite ohne Torerfolg, wirkte in dieser Phase müde und überspielt. Am vergangenen Sonntag gelang jedoch mit einem Dreierpack gegen die WSG Tirol der Befreiungsschlag. Seine körperlichen Probleme hat Kara nach eigenen Angaben überwunden: „Ich fühle mich gut. Es waren nicht wenige Spiele in dieser Saison, doch wenn man professionell ist und gut regeneriert, kann man immer frisch sein.“

Zweikampf zwischen Sonni Nattestad (FRO) und Ercan Kara (AUT)
APA/Robert Jaeger
Kara (r.) bedankte sich für sein Startelfdebüt mit einer engagierten Leistung

Von der Abrufliste in die Startelf

Für Kara ging es in den vergangenen zwei Jahren ganz schnell. „Ich habe ja keine Zeit gehabt, das alles zu verarbeiten“, sagte Kara am Sonntag bei einem Medientermin in Kopenhagen. „Deswegen schwimme ich einfach weiter – und schauen wir, wo die Reise hingeht.“ Man habe seine Träume. „Manchmal gehen sie in Erfüllung, manchmal nicht.“ Kara schien für die Oktober-Länderspiele ursprünglich auf der Abrufliste auf und wurde nur aufgrund des Ausfalls von Marko Arnautovic nachnominiert.

„Es gibt nie eine Startelfgarantie“, sagte Kara nach seinem starken Auftritt in Torshavn. „Das Spiel war gut, aber Dänemark ist ein komplett anderes Spiel, ein anderer Gegner. Es wird komplett anders als gegen die Färöer. Wir müssen uns sehr gut vorbereiten und eine noch bessere Leistung abliefern.“ Nach seinem Auftritt in Torshavn wird er wohl aber auch am Dienstag in Kopenhagen gegen den noch makellosen Tabellenführer Dänemark von Beginn an gesetzt sein, schließlich bewies der Rapidler am Samstag auch Vorbereiterqualitäten.

Nutznießer war in diesem Fall Laimer, der das 1:0 in einer Umschaltsituation mit einem Pass auf Kara selbst eingeleitet hatte. „Das Tor war wichtig gegen einen tief stehenden Gegner und von vorne bis hinten schön herausgespielt“, meinte der Leipzig-Profi und gestand: „Es war ein Pflichtsieg, das haben wir erledigt. Es war nicht spektakulär von uns, doch wir nehmen die drei Punkte mit.“ Nun warte am Dienstag in Kopenhagen ein „spannendes Spiel“, so Laimer.