Etwas mehr als 100 Tage nach der EM-Elfmeter-Schmach gegen die Schweiz im Achtelfinale und drei Jahre nach dem WM-Titel durften die Franzosen also über einen Titel jubeln und den Pokal in die Höhe stemmen. Mit Mbappe avancierte ausgerechnet jener Mann mit einem umstrittenen Siegestreffer zum Matchwinner, der bei der EM im Sommer noch enttäuscht hatte. Die Spanier, die im Halbfinale die ungeschlagene Serie der Italiener mit einem 2:1-Sieg beendet hatten, müssen weiter auf ihren ersten Titel seit dem EM-Erfolg 2012 sowie unter Luis Enrique warten.
Beide Trainer nahmen im Vergleich zum Halbfinale nur zwei personelle Wechsel vor. Bei den Franzosen wurde im Mittelfeldzentrum der an Covid erkrankte Adrien Rabiot durch Aurelien Tchouameni ersetzt, in der Abwehr bekam Presnel Kimpembe gegenüber Lucas Hernandez den Vorzug. Bei den Spaniern verteidigte Erik Garcia im Zentrum anstelle von Pau Torres, im Mittelfeld begann Rodri, für den Koke auf die Bank musste. An vorderster Front konnten die Spanier auf Ferran Torres bauen, der das Halbfinale mit einem Doppelpack alleine entschieden hatte.
Finalgegner tasten sich zunächst ab
Im Endspiel konnte er sich allerdings wie auch der Rest der Akteure auf dem Platz in der ersten Hälfte nicht wirklich in Szene setzen. Beide Teams waren perfekt eingestellt auf den Gegner. Die Spanier, die im Vorfeld einen Regenerationstag mehr hatten, hatten mit 64 Prozent erwartungsgemäß deutlich mehr Ballbesitz, die Franzosen ließen sich aber nicht herauslocken und standen sehr sicher. Die eigene Traumoffensive mit Mbappe, Benzema und Antoine Griezmann blieb im Gegensatz zum Auftritt – vor allem in der zweiten Hälfte – gegen Belgien farblos. Auf eine Topchance warteten die Besucher vergeblich.
Führungstreffer von Oyarzabal (64. Min)
Von links schoss Oyarzabal den Ball ins rechte untere Eck.
Kurz vor der Pause kam mit Dayot Upamecano ein Ex-Salzburger in die Partie, da Innenverteidiger Raphael Varane am Oberschenkel angeschlagen den Platz verlassen musste. Er erlebte hautnah mit, wie die Spanier neuerlich den Ball geschickt in der eigenen Mannschaft laufen ließen, allerdings vorerst nur abseits der gefährlichen Zone. In der letzten halben Stunde nahm die Partie aber plötzlich richtig an Fahrt auf. Theo Hernandez hatte bei einem Lattenpendler Pech (64.), was sich im Gegenzug rächte. Sergio Busquets spielte in den Lauf von Oyarzabal, der sich gegen Upamecano durchsetzte und ins lange Eck abschloss.
Traumtor von Benzema (66. Min)
Benzema zielte aus halblinker Position ins lange Eck. Simon erwischte den Ball mit den Fingerspitzen, konnte das Tor jedoch nicht mehr verhindern.
Lloris hält Frankreich-Sieg fest
Die Antwort der „Equipe tricolore“ folgte prompt. Benzema zog von knapp innerhalb des Strafraums ab und Unai Simon konnte den Ball nur noch ins Kreuzeck lenken. Doch für die Spanier kam es noch bitterer. Mbappe wurde sehr abseitsverdächtig bedient, profitierte dabei davon, dass Erik Garcia den Ball im Rutschen nicht erwischte, und bezwang Goalie Simon kaltschnäuzig. Danach lag der Ausgleich in der Luft, Hugo Lloris hielt den Sieg aber fest und glänzte mit Paraden bei Abschlüssen von Oyarzabal (88.) und Yeremi Pino (94.).
Stimmen zum Spiel:
Karim Benzema (Frankreich-Torschütze): „Es war eine Traumnacht für mich persönlich und die Mannschaft. Ich wollte unbedingt die Trophäe gewinnen. Es war nicht einfach, wir haben den großen Charakter des Teams unter Beweis gestellt. Wir geben nie auf, es ist ein Zeichen von großen Teams, dass sie nie in Panik verfallen und geduldig bleiben. Wir werden es genießen, uns gut auf die WM vorbereiten und versuchen, sie zu gewinnen.“
Luis Enrique (Spanien-Teamchef): „Unabhängig davon, gegen wen wir spielen oder in welcher Situation, wir wollen immer versuchen, unserem Stil treu zu bleiben – mit Mut und ambitioniertem Offensivspiel. Es überwiegt gar nicht so sehr der Schmerz über die Niederlage, sondern es ist auch ein Hauch von Traurigkeit dabei, weil wir sehr gut aufgetreten sind. Wir haben gegen die vielleicht beste Sturmreihe der Welt verteidigt. Das war schwierig, ist uns aber sehr, sehr gut gelungen. Ich hätte mir gewünscht, den Fans, die wunderbar waren, etwas zu schenken, damit sie richtig feiern können.“
Nations League Finale
Sonntag:
Frankreich – Spanien 2:1 (0:0)
Mailand, Stadio San Siro, SR Taylor (ENG)
Torfolge: 0:1 Oyarzabal (64.) 1:1 Benzema (66.) 2:1 Mbappe (80.)
Frankreich: Lloris – Kounde, Varane (43./Upamecano), Kimpembe – Pavard (80./Dubois), Pogba, Tchouameni, T. Hernandez – Griezmann (92./Veretout) – Benzema, Mbappe
Spanien: Unai Simon – Azpilicueta, Laporte, Garcia, Alonso – Gavi (75./Koke), Busquets, Rodri (84./Fornals) – Ferran Torres (84./Merino), Sarabia (61./Pino), Oyarzabal
Gelbe Karten: Pogba, Kounde, Mbappe bzw. Laporte
Die Besten: Mbappe, Pogba, T. Hernandez, Lloris bzw. Oyarzabal, Busquets