Gerhard Milletich (OEFB)
GEPA/Matic Klansek
ÖFB

Neuer Chef hat bei Thema Foda keine Eile

Der Präsident des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB) heißt seit Sonntag offiziell Gerhard Milletich. Der 65-jährige Burgenländer wurde auf einer Versammlung in Velden mit elf von 13 möglichen Stimmen als Nachfolger des scheidenden Leo Windtner bestimmt. „Ich hoffe, dass ich die in mich gesetzten Erwartungen erfüllen kann“, sagte Milletich nach seiner Wahl. In der Frage, ob und wie es mit Teamchef Franco Foda weitergeht, sprach sich der neue ÖFB-Boss gegen Schnellschüsse aus.

Es sei „selbstverständlich klar“, dass Franco Foda die ÖFB-Auswahl in den ausstehenden Partien der WM-Qualifikation am 12. November gegen Israel und am 15. November gegen Moldawien jeweils in Klagenfurt betreuen wird, wischte der neue ÖFB-Präsident nach seiner Wahl eine vorzeitige Ablöse des Deutschen noch im Herbst vom Tisch: „Er war ja nicht unerfolgreich. Wir haben vor einigen Monaten eine super EM gehabt, aber die Ergebnisse zuletzt waren natürlich nicht zufriedenstellend.“

Ein Teamchefwechsel knapp vor den letzten Länderspielen des Jahres wäre laut Milletich keine gute Idee. „Eile wäre fehl am Platz, wir müssen das nachhaltig lösen.“ Ein Verbleib Fodas zumindest bis zu den März-Spielen, wo David Alaba und Co. wohl im WM-Play-off antreten, ist nicht ausgeschlossen – vor allem dann, wenn der Deutsche mit seiner Truppe gegen die Israelis und Moldawier gut abschneidet: „Es könnte ja sein, dass er erfolgreich ist. Er hat einen laufenden Vertrag.“

Diskussionsthema Teamchef

Gerhard Milletich wurde offiziell zum Präsidenten des Österreichischen Fußballbundes gewählt. Der Burgenländer führte bereits mit Peter Schöttel und Franco Foda Gespräche über das heiße Diskussionsthema Teamchef. Foda bleibt zwar vorläufig im Amt, die ÖFB-Spitze macht sich aber auch über einen Plan B Gedanken.

In der Teamchefentscheidung habe ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel „den Lead“, so Milletich. „Ich möchte aber, dass ihn Experten flankieren. Es muss hier eine breite Basis geben“, sagte Milletich und nannte in diesem Zusammenhang Red Bull Salzburgs Sportdirektor Christoph Freund.

Trainingszentrum vor Nationalstadion

Am Mittwoch will der neue Chef mit den Verantwortlichen im ÖFB über die sportliche Situation konferieren, einen Tag später steht ein Arbeitsgespräch zum neuen ÖFB-Trainings- und -Kompetenzzentrum an, das laut Präsidiumsgrundsatzbeschluss in Wien-Aspern entstehen wird. Das Projekt Nationalstadion hat derzeit keine Priorität. Milletich: „Es würde die finanziellen Mittel des ÖFB übersteigen, wenn man zwei solche Baustellen hätte.“

Er empfinde die Wahl zum Präsidenten des größten Sportfachverbandes des Landes als große Ehre, sagte Milletich. Gleichzeitig lobte der 65-Jährige seinen Vorgänger. „Er hat sehr viel geleistet. Ich weiß, welchen Einsatz er erbringen musste. Dafür möchte ich ihm herzlich danken.“ Aufgrund der zahlreichen Verdienste Windtners sei es schwierig, in dessen Fußstapfen zu treten, so Milletich. Der Unternehmer sieht sich als Teamplayer. „Ich bin kein Polterer und auch keiner, der glaubt, immer recht haben zu müssen. Ich höre sicher auf mein Umfeld.“

Franco Foda
GEPA/Philipp Brem
Foda ist nach der mageren Ausbeute in den jüngsten Spielen als Teamchef schwer angezählt

Milletich fungiert seit 2012 als Präsident des burgenländischen Verbandes und stand 27 Jahre lang als Obmann an der Spitze des SC/ESV Parndorf. Hauptberuflich führt er als Miteigentümer seit 2004 die Geschäfte des Bohmann Verlags, eines der größten Verlagshäuser in Österreich. Zu seiner politischen Zuordnung machte der Burgenländer kein Geheimnis. „Ja es stimmt, ich bin der SPÖ näher als den Türkisen.“ Milletich ist verheiratet, seine Tochter ist mittlerweile intensiv in die operative Leitung des Unternehmens eingebunden.

Kritische Töne aus dem Westen

Zuletzt kam aus Salzburg und Tirol Kritik, weil Milletich als Obmann von Parndorf seinerzeit den damaligen Trainer Andreas Heraf bei seinem Verlag und nicht beim Verein angestellt hatte. Bemängelt wurde dabei die Optik, rein rechtlich gab es an der Vorgehensweise nichts zu beanstanden. Zweifel an seiner Integrität wies der neue ÖFB-Präsident zurück. „Die Gerüchte sind haltlos, wertlos und sinnlos. Es gibt gar nichts. Wenn man künstlich etwas erfinden will, kann man es tun“, sagte der neue ÖFB-Präsident.

Milletich würde zwar interne Diskussionen befürworten, „aber wenn sie glauben, das über die Medien zu machen, ist es auch okay“. Er werde trotzdem „sicher keinen Einfluss“ auf die Landespräsidenten nehmen und sie zu medialer Zurückhaltung auffordern. Einer der zuletzt kritisch auftretenden Landesverbandspräsidenten, der Tiroler Josef Geisler, wurde ebenso zum ÖFB-Vize ernannt wie Johann Gartner (Niederösterreich), Gerhard Götschhofer (Oberösterreich) und Philip Thonhauser, der Vorsitzende des Aufsichtsrates der Bundesliga.