Nicole Schmidhofer und Christian Mitter im Rahmen eines Trainings am Tiefenbachgletscher in Sölden
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Ski alpin

Bei Damen-Chef Mitter überwiegt Zuversicht

Christian Mitter geht mit dem Weltcup-Auftakt in Sölden in sein drittes Jahr als Cheftrainer der ÖSV-Damen. Nach einer „durchwachsenen“ Abbruchsaison sowie einem durch Serienverletzungen und fortdauernde Pandemie „ganz schwierigen“ Winter danach hofft Mitter, dass mit der Rückkehr der Fans auch Spitzenergebnisse häufiger werden. Die Erfolge von Doppelweltmeisterin und Slalom-Weltcup-Siegerin Katharina Liensberger sollen dafür Vorbild sein. Der Gesamtweltcup ist für die ÖSV-Damen vorerst allerdings noch kein Ziel.

Angeführt von der Vorarlbergerin mauserten sich Österreichs Slalom-Spezialistinnen zuletzt zum besten Team der Welt. Abseits davon ging dafür eher wenig, vielmehr musste man durch teils schwere Verletzungen fast schon ein ganzes Team vorgeben. „Kaum dass es ins Laufen gekommen ist, haben wir wieder eine Ohrfeige bekommen. Entweder in Form einer Verletzung oder eines schlechten Rennens. Wir sind nie in den Flow gekommen“, sagte Mitter.

Die Verletzungen betrafen auch die Siegesläuferinnen Nina Ortlieb und Nicole Schmidhofer. „Es waren wirklich zwei außergewöhnliche Saisonen. Aber so ist das eben in diesem Beruf. Ich bin trotzdem noch immer sehr gerne Damen-Chef in Österreich“, sagte Mitter vor dem Riesentorlauf-Auftakt am Samstag (10.00 bzw. 13.15 Uhr, live in ORF1) in Sölden. „Bei so was muss man halt durch und kämpfen.“

Erkennbare Fortschritte im Team

Der zuvor in Norwegen sehr erfolgreiche Mitter ist aber überzeugt, dass der Trend bei seinen Schützlingen insgesamt nach oben geht. „Wo man hin will, ist man sowieso nie. Aber ja, das Training schlägt sich schön langsam nieder. Wir werden stabiler und rücken als Team nach vorne. Wenn man einen Plan oder eine Strategie durchzieht, wird sie irgendwann Früchte tragen, da bin ich sicher.“

Den Beleg liefert der 41-jährige Steirer mit Zahlen. „Von uns sind zuletzt 26 oder 27 Damen regelmäßig Weltcup gefahren, 23 sind in den Top 20 aufgetaucht. Bei der Analyse im Frühjahr habe ich zuerst gedacht, ich habe mich verzählt“, so Mitter. „Wir haben also eine massive Mannschaft, die Qualität ist da. Es sind halt nur drei von ihnen auch aufs Podium gekommen. Das heißt, wir müssen als Ganzes nach vorne rücken.“

Christian Mitter (Sportlicher Leiter ÖSV Ski Alpin Damen)
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Mitter will mit dem gesamten Team einen weiteren Schritt nach vorne machen

Große Kugel hängt noch zu hoch

Liensberger stach im vergangenen Winter heraus. „Mit solchen Resultaten hat sie den Beweis, dass ihr Weg richtig ist“, sagte Mitter über die Läuferin, die 2019 in seinem ersten ÖSV-Jahr wegen eines Materialkonfliktes in Sölden gar nicht mitfahren durfte. Nun ist Liensberger die Lokomotive im Team. „So eine in der Mannschaft zu haben ist super, weil sie auch im Training enorm Gas gibt. Wenn du mit ihr trainierst, weißt du, wie weit du von der Weltspitze weg bist.“

Für den Gesamtweltcup ist es trotz des nun ausgeglichenen Kalenders aber laut Mitter selbst für Liensberger noch zu früh. „Für den Weltcup musst du 22- bis 23-mal in der Saison antreten, brauchst also eine dritte Disziplin, um auf einen Punkteschnitt von 60 zu kommen“, rechnet Mitter vor. Fahrer wie Marcel Hirscher mit nur zwei Disziplinen und trotzdem einem Podiumsschnitt seien Ausnahmen. „Es geht natürlich auch mit 18 Rennen, wenn man einen 100er-Schnitt hat“, sagte Mitter schmunzelnd.

Bis zum Gesamtweltcup fehlt also noch ein Stück. „Dafür müsste auch Liensberger zuerst ihren Riesentorlauf unter Kontrolle bringen“, so Mitter, der weiter auf die WC3-Gruppe mit Schwerpunkt Speed und Riesentorlauf setzt. „Aus dieser Ecke kommen mit Ausnahme Hirschers die meisten Weltcup-Gesamtsieger.“ Der Gesamtweltcup sei derzeit also eher unrealistisch. „Da haben wir momentan nicht die Läuferin dafür.“

In Sölden auf Revanche aus

Vorrangig ist derzeit sowieso der Weltcup-Start am Samstag in Sölden, denn dort hat Mitters Team nach dem Vorjahresdebakel einiges gutzumachen. Ein kollektiven Rückfall und nur Platz 15 für Katharina Truppe als Beste war gleichbedeutend mit dem historisch schlechtesten Abschneiden in Sölden.

„Es ist wirklich sehr viel schiefgelaufen. Die Mädchen haben es auch gut weg gesteckt und sind danach in Courchevel gleich gute Riesenslaloms gefahren“, sagte Mitter. Das Team habe aus der Pleite gelernt. „Wir haben die richtigen Schlüsse gezogen. Diesmal soll es besser werden. Zweimal gute Schwünge fahren, dann wird es passen.“

Nicht vergessen solle man den speziellen Stellenwert von Sölden. „Es ist hier immer ein Riesenhype. So, als ob es um Olympiamedaillen ginge. Beim ersten Rennen schaut halt jeder besonders genau hin“, meinte Mitter. „Es wird dann aber oft auch was überproportional herausgelesen für die restliche Saison. Das ist oft übertrieben, im Guten wie im Schlechten.“