Lukas Nmecha (Wolfsburg)
Reuters/Cathrin Mueller
Champions League

Salzburg muss sich Wolfsburg beugen

Der FC Salzburg hat am Dienstag erstmals seit 21. April wieder ein Fußballspiel verloren. Österreichs Serienmeister musste sich am vierten Spieltag der Gruppe G in der UEFA Champions League dem VfL Wolfsburg knapp mit 1:2 (1:1) geschlagen geben. Die „Wölfe“ präsentierten sich unter ihrem neuen Trainer Florian Kohfeldt verbessert gegenüber dem ersten Duell, doch die Salzburger ließen gute Chancen auf einen oder drei Punkte aus.

Karim Adeyemi vergab bereits nach 67 Sekunden eine Topchance, Ridle Baku machte es beim ersten Wolfsburger Angriff gleich besser (3.). Die Salzburger spielten aber unbeirrt weiter und kamen durch einen Traumfreistoß von Maximilian Wöber zum verdienten Ausgleich (30.). Nach der Pause vergab wieder Adeyemi eine Topmöglichkeit, wieder traf Wolfsburg: Lukas Nmecha vollendete scharf ins kurze Eck (60.).

Im Finish kamen noch Benjamin Sesko und Rasmus Kristensen zu Chancen, der deutsche Bundesligist brachte aber das 2:1 über die Zeit. Für Salzburg-Trainer Matthias Jaissle war es nach 21 Spielen überhaupt die erste Niederlage, die „Bullen“ verloren zuletzt im April bei WSG Tirol (2:3), damit endete die stolze Serie nun nach 28 Pflichtspielen.

Salzburg verliert gegen Wolfsburg

Der FC Salzburg verlor erstmals seit 21. April wieder ein Fußballspiel. Österreichs Serienmeister musste sich am vierten Spieltag der Gruppe G in der UEFA Champions League dem VfL Wolfsburg knapp mit 1:2 (1:1) geschlagen geben.

Salzburg bleibt Tabellenführer

Damit vergab Salzburg den ersten Matchball auf den erstmaligen Aufstieg, ist aber mit sieben Zählern weiterhin Spitzenreiter. Am Abend verlor der FC Sevilla daheim überraschend gegen OSC Lille mit 1:2, die Franzosen sind mit fünf Punkten Zweiter vor Wolfsburg (5) und Sevilla (3). Weiter geht es für die „Bullen“ in drei Wochen mit dem nächsten Auswärtsspiel und nächsten Matchball beim französischen Meister.

Lukas Nmecha (Wolfsburg)
AP/Michael Sohn
Hier hatte Wöber nur das Nachsehen: Nmecha traf aus spitzem Winkel zum ersten Wolfsburger Sieg

Das erste Duell mit dem deutschen Meister von 2009 hatten die Salzburger vor zwei Wochen daheim mit 3:1 gewonnen. Seither hatte sich bei den „Wölfen“ viel getan, nicht zuletzt auf der Trainerposition.

Wolfsburg mit neuem Coach und Weghorst

Florian Kohfeldt löste Mark van Bommel ab und gewann just das erste Spiel nach acht sieglosen Partien in Folge in Leverkusen mit 2:0. „Das war ein richtiges Aufbäumen“, befand Salzburg-Coach Jaissle.

Während der 33-jährige Deutsche die Startelf der „Bullen“ gegenüber dem ersten Duell nicht veränderte, brachte Kohfeldt vier neue Spieler, darunter Ex-LASK-Spieler Paulo Otavio und allen voran seinen Topstürmer Wout Weghorst. Der Niederländer hatte zwei Wochen wegen einer Coronavirus-Erkrankung gefehlt und stieg erst an diesem Montag ins Training ein. Kohfeldt stellte tags zuvor dem Niederländer noch „eher einen Teileinsatz“ in Aussicht, nun startete er überraschend von Beginn an. Völlig klar war hingegen, dass die ÖFB-Legionäre Xaver Schlager (verletzt) und Pavao Pervan (Ersatz) nicht dabei sein würden.

Adeyemi vergibt, Baku trifft früh

Rund 800 Fans begleiteten die Salzburger nach Niedersachsen und sahen beinahe wie im Hinspiel eine schnelle Führung durch Adeyemi, doch der Jungstar scheiterte nach 67 Sekunden alleine vor Goalie Koen Casteels – entscheidend bedrängt von Maximilian Arnold. In Salzburg hatte der Deutsche bereits in der dritten Minute getroffen.

Das war dieses Mal auch den Hausherren vorbehalten, die ihren ersten Angriff zur Führung vollendeten: Otavio setzte sich auf seiner linken Seite glücklich gegen Kristensen durch und bediente Yannick Gerhardt. Dessen Hereingabe erreichte an der zweiten Stange Baku, der Luka Susic enteilt war und locker zur Führung der Gastgeber einschoss (3.).

Ridle Baku (Wolfsburg)
Reuters/Cathrin Mueller
Baku brachte die Wolfsburger bereits nach drei Minuten in Führung

Salzburg musste den ersten Rückstand in dieser Champions-League-Saison wegstecken. Die jüngste Mannschaft in der Königsklasse tat das auf dieselbe Art und Weise, wie sie allgemein auftrat: überraschend reif für ihr Alter. Sucic stellte sich mit einem Distanzschuss vor (7.).

Es mangelte nicht an Intensität in den Zweikämpfen, aber vorerst am letzten Pass. Wolfsburg, das unter Kohfeldt auf eine Dreierkette umgestellt hatte, zog sich allerdings auch zurück und überließ den Gästen den Ball. Salzburg entwickelte in dieser Saison Geduld für solche Phasen. So scheiterte Nicolas Seiwald nach einem Angriff über links (26.) wie Adeyemi, der in Anwesenheit seines DFB-Teamchefs Hansi Flick nicht Sucic bediente, sondern einen Abschluss wählte (28.).

Wöber trifft per Freistoß sehenswert

Es musste ein Standard her: Der wie immer auffällige Mohamed Camara zog das Tempo an und wurde rund 25 Meter vor dem Tor von Weghorst zu Fall gebracht. Ausgerechnet Innenverteidiger Maximilian Wöber versuchte sein Glück und traf sehenswert über die Mauer ins rechte Eck zum Ausgleich. Casteels war mit der Hand dran, konnte das Tor aber nicht mehr verhindern (30.). Wöber erzielte in seinem 20. CL-Spiel seinen ersten Treffer, überhaupt war es sein erstes Freistoßtor.

Maximilian Wober (Salzburg)
Reuters/Cathrin Mueller
Ein Freistoß wie aus dem Bilderbuch: Wöber zirkelte den Ball über die Mauer ins rechte Eck

Wolfsburg tat daraufhin wieder mehr für das Spiel, was sich auch in einer guten Möglichkeit niederschlug. Weghorst kam mit seinen 197 Zentimetern noch an die Hereingabe von Maximilan Arnold, hob das Leder aber knapp über die Latte (36.). In dieser Phase präsentierte sich Wolfsburg deutlich spielfreudiger, mutiger und auch aggressiver als noch unter van Bommel, was zu intensiven Zweikämpfen führte. Es blieb aber beim 1:1, auch weil Aaronson im Konter verstolperte und sein Abschluss wiederum kein Problem für Casteels darstellte (41.).

Nmecha bestraft Fahrlässigkeit

Erneut hätte Adeyemi die Salzburger früh nach Anpfiff in Führung bringen können, doch der pfeilschnelle 19-Jährige vergab nach einem Konter und einem Zuspiel von Okafor alleine vor Casteels. Dieses Mal legte er den Ball relativ unbedrängt rechts am Kasten vorbei (50.).

Nmecha prüfte zwischendurch mit einem flachen Schuss Philipp Köhn (52.), aber die bessere Chance hatte wieder Salzburg: Nun bediente Sucic Okafor im Strafraum, doch der Doppeltorschütze vom ersten Duell bekam frei stehend keinen Druck hinter den Ball (54.). Besser machte es der VfL-Torschütze von Salzburg: Nach einem weiten Zuspiel von Arnold nahm sich Nmecha im Duell mit Wöber den Ball gut mit und schoss aus spitzem Winkel scharf ins Tormanneck (60.).

Wolfsburg bringt Sieg über Zeit

Danach war der Arbeitstag für die Topstürmer Adeyemi und Weghorst beendet, die wiederauferstanden „Wölfe“ hätten danach durch den deutschen U21-Europameister Nmecha beinahe die Vorentscheidung herbeigeführt. Nach einer Salzburg-Ecke und einem Sprint von „Joker“ Dodi Lukebakio vergab der Stürmer aber gleich zweifach (66.).

Salzburg bemühte sich und versuchte alles, tat sich aber nach dem neuerlichen Rückstand schwer. Die „Bullen“ warfen im Finish auch von der Bank alles rein: Casteels lenkte Seskos Schuss über das Tor (82.), Kristensen scheiterte am VfL-Goalie (88.). Am Ende blieb es bei der ersten Niederlage, die Salzburger haben aber noch zwei Chancen, sich erstmals für das Achtelfinale in der Königsklasse zu qualifizieren.

Stimmen zum Spiel:

Matthias Jaissle (Salzburg-Trainer): „Wir sind brutal bestraft worden von den Wolfsburgern, die extrem effektiv vor unserem Tor waren. Wir waren leider nicht so effektiv vor der Kiste der Wolfsburger. In Summe war das ein richtig couragierter Auftritt. Wir wollten mutig und frech auftreten, das ist uns über weite Strecken auch richtig gut gelungen. Wir sind leider nicht belohnt worden. Wir können erhobenen Hauptes nach Salzburg zurückfliegen.“

Karim Adeyemi (Salzburg-Spieler): „Ich bin extrem enttäuscht von mir und zu Recht ausgewechselt worden. Die Chancenauswertung war nicht so gut, und bei Wolfsburg ist gefühlt jeder Schuss reingegangen.“

Rasmus Kristensen (Salzburg-Spieler): „Wir sind nicht zufrieden, aber unser Spiel, unsere Leidenschaft, unsere Qualität war schon top. Es war heute nicht in unserer Richtung, aber so ist Fußball. Es waren die Kleinigkeiten, die heute nicht gepasst haben. Die waren heute nicht für uns. Aber wir können stolz sein, wir haben super gespielt, wir haben es super gemacht. Wir müssen es besser machen, wir müssen schärfer sein. Jetzt haben wir noch zwei Finale in der Gruppe, wir müssen es besser machen. Das ist Champions League. Du kannst ein Spiel verlieren, das ist ganz normal.“

Florian Kohfeldt (Wolfsburg-Trainer): „Das ist definitiv ein Sieg der Mannschaft, da möchte ich mich nicht in den Vordergrund stellen. In einem sehr, sehr intensiven, ausgeglichenen Spiel war der Sieg sehr wichtig. Nach dem 1:0, das gut herausgespielt haben, waren wir bis zum 1:1 nicht gut. Das 1:1 war ein Traumfreistoß. Über das Spiel gesehen haben wir ordentlich bis sehr gut verteidigt. Die grundsätzliche Art, wie wir mit dem Ball gespielt haben, ist noch ausbaufähig, auch wenn es gegen eine gute Mannschaft war.“

Lukas Nmecha (Wolfsburg-Torschütze): „Wir hatten heute Feuer im Bauch. Dieser Sieg bedeutet sehr viel. Wir haben einfach das Selbstvertrauen zurückbekommen.“

UEFA Champions League, Gruppe G, vierter Spieltag

Dienstag:

Wolfsburg – Salzburg 2:1 (1:1)

Wolfsburg Arena, 16.112 Zuschauer, SR Dias (POR)

Torfolge:
1:0 Baku (3.)
1:1 Wöber (30.)
2:1 Nmecha (60.)

Wolfsburg: Casteels – Lacroix, Guilavogui, Brooks – Baku, Vranckx (82./Mbabu), Arnold, Paulo Otavio (73./Steffen) – L. Nmecha, Weghorst (63./Lukebakio), Gerhardt (73./Roussillon)

Salzburg: Köhn – Kristensen, Onguene (77./Solet), Wöber, Ulmer – Seiwald, Camara (89./Kjaergaard), Aaronson, Sucic (77./Adamu) – Okafor, Adeyemi (63./Sesko)

Gelbe Karten: Weghorst, L. Nmecha, Brooks bzw. Ulmer