Marseilles Dimitri Payet wird von einer Wasserflasche getroffen
APA/AFP/Philippe Desmazes
Fußball

Fangewalt: Ministerin fordert Sanktionen

Frankreichs Sportministerin Roxana Maracineanu hat die neuerliche Fan-Gewalt, die zum Abbruch des Schlagerspiels in der 14. Runde der französischen Meisterschaft zwischen Olympique Lyon und Olympique Marseille geführt hat, heftig kritisiert. Marseille-Spieler Dimitri Payet wurde am Sonntagabend in der Startphase vor der Ausführung eines Corners von einer Wasserflasche, die von der Tribüne geworfen wurde, am Kopf getroffen.

„Das, was in Lyon passiert ist, ist nicht hinnehmbar“, sagte die Ministerin am Montag. „Wir können es nicht zulassen, dass Spieler derart angegriffen werden. Solche Vorfälle müssen mindestens zum automatischen Abbruch der Spiele führen.“

Nachdem Payet durch den Wurf einer vollen Wasserflasche am Kopf getroffen worden war, wurde die Partie zunächst unterbrochen und nach fast zwei Stunden schließlich ganz abgesagt. „Ich denke zunächst an den angegriffenen Spieler. Dimitri Payet hat meine volle Unterstützung“, sagte die Ministerin. „Wir brauchen Sanktionen und eine allgemeine, sofortige und radikale Bewusstseinsbildung aller Akteure im Fußball.“

Marseille wollte Partie nicht fortsetzen

Marseilles Mittelfeldspieler Payet wollte in der vierten Minute einen Eckball von der linken Seite ausführen, als den 34-Jährigen die Flasche hinter dem linken Ohr traf. Schon vor der Ecke war das Spiel kurz unterbrochen, weil die Lyon-Fans dort Gegenstände in Richtung Spielfeld geworfen hatten. Laut einem Medienbericht wurde der Werfer identifiziert und anschließend von Sicherheitskräften aus dem Zuschauerblock geholt.

Marseilles Dimitri Payet liegt am Boden nachdem er von einer Flasche getroffen wurde
AP/Laurent Cipriani
Marseille-Spieler Dimitri Payet wurde von einer Wasserflasche am Kopf getroffen und ging zu Boden

Der Schiedsrichter schickte nach dem Flaschenwurfvorfall die beiden Teams zunächst in die Kabine. Eine mögliche Fortsetzung nach fast zwei Stunden Unterbrechung scheiterte schließlich an der Weigerung von Marseille. Zwar wärmten sich die Lyon-Spieler nach rund einstündiger Unterbrechung wieder auf, jene von Marseille erschienen aber nicht mehr auf dem Feld.

Liga verurteilt Vorkommnisse „aufs Schärfste“

Der Verband der französischen Ligue 1 (LFP) verurteilte die Vorkommnisse in einer Pressemitteilung „aufs Schärfste“. Payet sei auch „Ziel diskriminierender Beleidigungen“ geworden. In einer Zeit, in der die Liga wieder Attraktivität gewinne, „zerstören diese wiederholten schwerwiegenden Vorfälle das Image der Meisterschaft in Frankreich und international“, hieß es.

Medien berichteten von Unverständnis bei einigen Profis über die Entscheidung, dass die Begegnung fortgesetzt werden sollte – auch die LFP bedauerte die Entscheidung. Zu einem erneuten Anpfiff kam es dann aber doch nicht. Der Stadionsprecher gab die Entscheidung des Schiedsrichters via Stadionmikrofon bekannt, als die Mehrheit der Zuschauer bereits gegangen war.

Schon mehrmals Unterbrechungen und Abbrüche

In dieser Saison kam es in der Ligue 1 schon mehrmals zu Unterbrechungen oder Abbrüchen nach Ausschreitungen. Am 22. August wurde das Südderby zwischen Nizza und Marseille abgebrochen, nachdem Fans auf den Platz gelaufen waren. Diesen Tumulten waren mehrere Flaschenwürfe vorausgegangen. Eine Flasche hatte damals ebenfalls Payet getroffen, der sie danach ins Publikum zurückgeschleudert hatte.

Das abgebrochene Spiel war auf neutralem Boden nachgeholt worden (1:1). Nizza musste ein Geisterspiel austragen. Für seine Verwicklungen in das Handgemenge wurde Fitnesstrainer Pablo Fernandez von Olympique Marseille für den Rest der Saison bis zum 30. Juni 2022 gesperrt. Die Marseille-Spieler Payet und Alvaro Gonzalez hatten Spielsperren erhalten.

Einen Monat später sorgten Fans beim Nordderby zwischen Lens und Meister Lille durch Krawalle während der Pause für eine halbstündige Unterbrechung.