Kontroverse um Peng: Organisationen attackieren IOC

Das Videotelefonat des Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, mit der längere Zeit verschwundenen chinesischen Tennisspielerin Peng Shuai hat zu einer heftigen Kontroverse im Weltsport geführt. Unter anderem zeigten sich die WTA, die Sportlervereinigung Global Athlete und Amnesty International irritiert und warfen dem IOC teils vor, sich damit mitschuldig zu machen.

China: Peng Shuai wieder aufgetaucht

Der Fall rund um die verschwundene chinesische Tennisspielerin Peng Shuai spitzt sich weiter zu. Nachdem die Staatsmedien in China mit Videoaufnahmen des Tennisstars zu beschwichtigen versuchen, gibt Shuai erstmals beim IOC-Präsidenten Thomas Bach per Videotelefonat persönlich ein Lebenszeichen von sich.

In einer Stellungnahme am Montagabend wehrte sich aber das IOC. „Der Hauptzweck des Anrufs bestand darin, sich nach dem Wohlergehen und der Sicherheit von Peng Shuai zu erkundigen“, hieß es in der Mitteilung. „Der Schutz des Wohlergehens der Athleten ist für das IOC und die olympische Bewegung von größter Bedeutung. Wir haben vereinbart, in Kontakt zu bleiben, und sie hat einem Treffen in Peking im Jänner zugestimmt.“

Peng hatte Anfang November im sozialen Netzwerk Weibo Vorwürfe wegen eines sexuellen Übergriffs durch den chinesischen Spitzenpolitiker Zhang Gaoli veröffentlicht. Danach war sie zunächst nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden. Das IOC hatte am Sonntag mitgeteilt, Bach habe ein Videotelefonat mit der Tennisspielerin geführt. Diese habe erklärt, sie sei in Sicherheit.

Misstrauen bleibt

Global Athlete warf dem IOC vor, sich dadurch „mitschuldig an der bösartigen Propaganda der chinesischen Behörden und deren mangelndem Interesse an grundlegenden Menschenrechten und Gerechtigkeit“ zu machen. Ein Videogespräch sei keineswegs eine Garantie dafür, dass Peng sicher und wohlauf sei. Diese Meinung vertrat auch die WTA.

Mit seiner Haltung in der Sache habe das IOC erneut bewiesen, dass es „Athleten im Stich lässt, an der Seite von gewaltsamen autoritären Regimen steht und Menschenrechte ignoriert“, hieß es in der Stellungnahme von Global Athlete. Mit seiner Einladung zum Abendessen an Peng habe Bach die „todernste Situation verspottet, die leider zu vielen weiblichen Athleten sehr vertraut ist“.

IOC stark in Bedrängnis

Das IOC begebe sich „in gefährliche Gewässer“, teilte Amnesty International mit. Man sollte sich nicht an Aktionen beteiligen, die mögliche Menschenrechtsverletzungen weißwaschen.

Die Affäre um die 35-jährige Weltklasse-Doppel-Spielerin bringt das IOC knapp zweieinhalb Monate vor den Olympischen Winterspielen in Peking (4. bis 20. Februar) zusätzlich stark in Bedrängnis. China steht wegen Verstößen gegen die Menschenrechte ohnehin in der Kritik.