Johannes Lamparter
GEPA/Michael Kristen
Nordische Kombi

Lamparter startet „motiviert wie nie“

Die Nordischen Kombinierer um Österreichs Jungstar Johannes Lamparter eröffnen am Freitag im finnischen Ruka die Olympiasaison. Der 20-jährige Tiroler, der vergangene Saison mit Doppelgold bei der WM in Oberstdorf seinen Durchbruch schaffte, startet „so motiviert wie noch nie“ in die neue Weltcup-Saison. Es gilt, seine starken Leistungen aus dem Vorjahr zu bestätigen. Das große Ziel sind jedoch die Olympischen Spiele.

Seit zwei Wochen ist Lamparter kein Teenager mehr, und doch hat er in der vergangenen Saison schon Ziele erreicht, von denen Nordische Kombinierer träumen. Nach seiner zweiten Junioren-WM-Goldmedaille holte der 20-Jährige vergangene Saison bei der WM in Oberstdorf sensationell Einzel- und Team-Sprint-Gold sowie Team-Bronze und wurde Gesamtsechster im Weltcup.

„Es hat schon ein Zeiterl gedauert, bis man begreift, was da alles passiert ist. Es ist unglaublich natürlich, dass man so einen Kindheitstraum jetzt schon erreicht hat“, sagte Lamparter im Gespräch mit der APA vor dem Weltcup-Auftakt in Finnland. Dieses Gefühl stecke immer noch in ihm.

Kombinierer optimistisch vor Weltcupauftakt in Ruka

Die Nordischen Kombinierer um Österreichs Jungstar Johannes Lamparter eröffnen am Freitag im finnischen Ruka die Olympiasaison.

Lamparter mit Vorbereitungsproblemen

Eine sehr starke Saison im Jahr danach zu bestätigen gilt gemeinhin als eine der schwierigsten Aufgaben im Spitzensport. Für Lamparter, der dieses Jahr seine Matura auf dem Skigymnasium in Stams gemeistert hat, beginnt die Profikarriere erst jetzt so richtig. Die Vorbereitung lief für ihn allerdings nicht so gut: Eine Blinddarmoperation kostete ihn vier Wochen, dann warf ihn ein „Holzunfall“ ein wenig zurück. „Mein Papa ist Förster, und ich helfe ihm da immer wieder im Wald – leider habe ich keine Schutzbrille getragen, das nächste Mal weiß ich es.“

Johannes Lamparter
GEPA/Christian Walgram
Lamparter krönte sich vergangene Saison in Oberstdorf zum Doppelweltmeister

Er merke, dass ihm ein paar Sprünge und auch einige Ausdauereinheiten fehlen. „Aber die Form ist nicht so schlecht, und ich fühle mich körperlich topfit.“ Wie er international dasteht, weiß er aber erst nach dem Wochenende, denn auch den Sommer-Grand-Prix musste er wegen der angesprochenen Probleme auslassen. „Ich freue mich, dass es wieder losgeht.“

Olympia als großes Ziel

Im Gegensatz zu vielen anderen Kollegen, auch im Lager der Spezialspringer, mag er den Bakken in Ruka. Davon zeugt auch ein überraschender zweiter Platz im Vorjahr, sein erster Weltcup-Podestplatz überhaupt. Als Gesamtweltcup-Sechster spielt der Kampf um diesen für ihn vorerst keine Rolle.

„Für mich ist ganz klar das Ziel, bei Olympia dabei zu sein. Natürlich freue ich mich auch auf Ruka, ich mag die Schanze sehr gern, und auch auf den Heimweltcup in Seefeld.“ In Seefeld soll ein neues Punktesystem das Triple spannender machen. Es gibt für die ersten 15 jeweils fixe Punkte, ein Riesenvorsprung macht also nicht mehr so viel aus.

Die Olympiaanlage kennen die Sportler hingegen nur von Fotos, Generalproben sind wegen der CoV-Pandemie ins Wasser gefallen. „Die Anlage ist die große Unbekannte. Sie schaut gigantisch aus.“ Das sei aber kein Problem. „Ich habe letztes Jahr die Schanze in Ruka auch nicht gekannt, war aber sehr gut in Form, und dann funktioniert das Ganze. Auf der Schanze braucht man ein, zwei Sprünge, dann weiß man, wie sie funktioniert.“

Auch die Höhenlage ist für Lamparter mit rund 1.800 Metern kein Problem. „Ich trainiere viel in Seefeld, das liegt auch auf 1.200, 1.300 Metern.“ Zudem hat das Team von Christoph Eugen schon einige Trainingslager in der Höhe hinter sich.

„Das Team harmoniert sehr gut“

Als Teamleader fühlt er sich gar nicht, das sei am ehesten noch Team-Oldie Lukas Klapfer. „Wir brauchen auch keinen Leader, das Team harmoniert sehr gut.“ Und das, obwohl bisher nicht alle Teammitglieder geimpft sein sollen.

Die Impfproblematik führt jedenfalls zu keinen Diskussionen innerhalb des Teams. „Das blenden wir alles aus. Ich akzeptiere, wenn sich jemand nicht impfen lässt, aber wenn er dann irgendwo nicht hinfahren oder starten kann, finde ich es sehr schade, weil es einfach nicht sein muss", so Lamparter.

Mario Seidl
GEPA/Patrick Steiner
Mario Seidl kämpfte sich nach seiner Kreuzbandverletzung zurück

Von seinem Zimmernachbarn Mario Seidl darf man dieses Jahr, in der zweiten Saison nach einer Kreuzbandverletzung, wieder mehr erwarten. Der Steirer kürte sich kürzlich zum heimischen Doppelstaatsmeister, jeweils vor Lamparter. Franz-Josef Rehrl, der sich vergangenen Dezember ein Kreuzband riss, hat erst 13 Sprünge in den Beinen. Er wird wohl noch etwas brauchen.

Mehr Bewerbe für Kombiniererinnen

Und auch die Kombiniererinnen kommen in ihrer zweiten Saison so richtig im Weltcup an, diesmal gibt es schon zehn Bewerbe, davon einige auch parallel mit den Männern. Zudem gibt es in Val di Fiemme eine Mixed-Team-Premiere und erstmals einen Massenstart der Frauen. All das ist auf das große Ziel, auch die Frauen 2026 zu Olympia zu bringen, ausgelegt, wie auch Renndirektor Lasse Ottesen bei einem Mediengespräch bestätigte.

Dass die Männer bei den gemeinsamen Weltcups zugunsten der Frauen einen Trainingssprung weniger haben werden, stört Lamparter gar nicht. „Es ist wichtig, dass ihre Sportart dann auch olympisch wird. Man spürt dann, dass man in beiden Disziplinen, männlich und weiblich, gemeinsam mehr erreichen kann als nur Männer.“

Kein Weg vorbei führt für Lamparter am aus seiner Sicht „Topfavoriten schlechthin“: Jarl-Magnus Riiber. „Er ist auf jeden Fall derjenige, den man zu schlagen hat. Er hat gezeigt, dass er auch bei schlechten Windbedingungen trotzdem so weit springt“, sagte der Tiroler und fügte hinzu: „Das ist mir letztes Jahr in Ruka auch sehr gut gelungen.“

Tiefwinterliche Bedingungen in Ruka

Zum Auftakt stehen gleich drei Einzel-Bewerbe auf dem Programm – und das bei tiefwinterlichen Bedingungen. Temperaturen zwischen minus 13 und minus 18 Grad sind angesagt. Die tiefen Temperaturen kommen dem ÖSV-Team eher entgegen, da man in Sachen Material für kalte Verhältnisse besonders gut gerüstet ist.

„In Innsbruck ist wenig Schnee, und ich freue mich auf das Winter-Wonderland in Finnland“, meinte Lamparter. Nicht in Ruka dabei ist Klapfer, der erst in Lillehammer in die Saison einsteigt.

ÖSV-Team für den Weltcup-Auftakt:
Manuel Einkemmer, Martin Fritz, Thomas Jöbstl, Lukas Greiderer, Johannes Lamparter, Franz-Josef Rehrl, Stefan Rettenegger, Mario Seidl