Jose Fonte und Zeki Celik (Lille) gegen Karim Adeyemi (RBS)
GEPA/David Geieregger
Champions League

Salzburg vergibt nächsten Matchball

Der FC Salzburg hat am Dienstag die zweite Chance auf den erstmaligen Aufstieg ins Achtelfinale der UEFA Champions League vergeben. Österreichs Serienmeister musste sich beim französischen Champion OSC Lille knapp mit 0:1 (0:1) geschlagen geben und hat damit wie schon in den vergangenen Jahren ein Endspiel um den Einzug in die K.-o.-Phase. Ein Punkt würde schon reichen, allerdings müssen sich die Salzburger dann wieder steigern.

Zum Abschluss der Gruppenphase treffen die „Bullen“ am 8. Dezember daheim auf den FC Sevilla, und das pandemiebedingt auch noch vor leeren Rängen. Die Spanier gewannen am Dienstag daheim gegen VfL Wolfsburg mit 2:0, es kann am letzten Spieltag noch jeder aufsteigen, Salzburg kann aber auch aus dem Europacup ausscheiden. In der Gruppe G führt Lille (8) vor Salzburg (7), Sevilla (6) und Wolfsburg (5).

Bei der zweiten Niederlage in der Königsklasse in Folge präsentierte sich Salzburg lange Zeit zu verhalten, um der an diesem Abend sehr sattelfesten französischen Abwehr wirklich gefährlich zu werden. Jonathan David erzielte nach Vorarbeit von Burak Yilmaz das Goldtor (31.), dabei hatten die Franzosen das Ballglück strapaziert. Das junge Salzburger Team war aber an diesem Abend nicht imstande, den Elan aus der ersten Hälfte der Gruppenphase auf den Platz zu bringen.

Knappe Niederlage für Salzburg

Österreichs Serienmeister musste sich beim französischen Champion OSC Lille mit 0:1 geschlagen geben. Damit wartet am letzten Spieltag ein Finale um den Aufstieg.

Ohne Okafor in „geiler Atmosphäre“

Das mit einem schließbaren Dach versehene Stade Pierre Mauroy, das 2016 auch als Schauplatz der Europameisterschaft fungierte und rund 50.000 Zuschauer fasst, war mit 35.573 gut gefüllt. Die Salzburger freuten sich vorab auf eine „geile Atmosphäre“, Ähnliches hatten sie schon im Play-off beim 2:1 im dänischen Bröndby erlebt.

Salzburg-Trainer Matthias Jaissle musste auf seinen Stürmer Noah Okafor verzichten. Der Schweizer, der in dieser Saison den Durchbruch geschafft und mit seinem Land gerade erst das Ticket für die WM 2022 in Katar gelöst hatte, musste wegen einer Verhärtung im Oberschenkel zusehen. Dafür gab Benjamin Sesko nach seinen mehrwöchigen Muskelbeschwerden sein Comeback in der Startelf, die ansonsten ident mit jener war, die Lille im Heimspiel mit 2:1 besiegt hatte.

Salzburg nützt gute Phase nicht

Bei den Gästen, die in den vorangegangenen sieben Pflichtspielen nur einen Sieg feiern konnten (2:1 in Sevilla, Anm.), spielte dieses Mal der portugiesische Europameister von 2016 und ehemalige Bayern-Spieler Renato Sanches von Beginn an. Die „Doggen“ starteten angriffslustig, mehr als eine frühe Gelbe Karte gegen Salzburgs Rasmus Kristensen sprang aber nicht heraus – danach kamen die Gäste erstmals auf.

Die Salzburger konnten sich zehn Minuten gut in der gegnerischen Hälfte festsetzen, spielten aber ihre Angriffe wie in den vergangenen Partien zu umständlich. Nach einem schönen Zuspiel von Mohamed Camara wurde Sesko abgedrängt (9.), Andreas Ulmers Schuss ging in die Hände von Goalie Ivo Grbic (11.), und zwei Minuten später übersah Sesko Brenden Aaronson und bediente den bewachten Adeyemi (13.). Maximilian Wöber konnte seinen Freistoßcoup vom 1:2 in Wolfsburg nicht wiederholen, sein Nachschuss mit rechts war gefährlicher (15.).

David trifft nach Ballglück

Danach gab es in Frankreich lange nichts zu sehen, weil sich beide Teams viele Schnitzer im Offensivspiel leisteten. Salzburg, das mit Fortlauf merklich an offensivem Elan verlor, musste sich zusehends nach hinten orientieren. Burak Yilmaz stand nach einem Angriff über links im Zentrum völlig frei, scheiterte aber mit seinem Seitfallzieher an sich selbst. Wenige Minuten später zog der türkische Oldie mit einer Extraportion Ballglück in den Sechzehner, letztlich klärte Ulmer in die Beine von Jonathan David, der sich nicht zweimal bitten ließ (31.).

Jonathan David und Burak Yilmaz jubeln
AP/Michel Spingler
Der 21-jährige kanadische Jungstar Jonathan David erzielte acht der jüngsten zehn Pflichtspieltore Lilles

Der Kanadier traf in dieser Saison bewerbsübergreifend bereits zum zwölften Mal und hinterließ bei den Salzburgern Eindruck. Camara verlor in der eigenen Hälfte den Ball, Nicola Seiwald hatte mit seiner übermotivierten Grätsche gegen Sanches Glück, den Portugiesen nicht getroffen zu haben und mit Rot vom Platz zu fliegen. Wie schon in Wolfsburg schien die Salzburger – mit im Schnitt 22 Jahren das jüngste CL-Team – der Matchball mehr zu hemmen. Es blieb daher beim 0:1 zur Pause, vor allem weil Salzburg in Hälfte eins zu verhalten auftrat.

Lille hält Salzburg von weiteren Chancen ab

Nach der Pause versprühte Salzburg wieder mehr Offensivcharme, auch wenn zunächst Yilmaz mit einem Freistoß die erste Chance vorfand, dieser ging knapp über den Kasten von Philipp Köhn (50.). Doch Adeyemi, den die Hausherren im Gegensatz zum Hinspiel dieses Mal besser im Griff hatten, tankte sich auf der rechten Seite einmal durch und damit auch sichtlich Selbstvertrauen, wenngleich Lille im Strafraum Sieger blieb. Wieder konnte sich Salzburg aber festsetzen.

Nach einem Corner beförderte Kristensen das Leder ins Außennetz (58.), Wöbers Freistoß landete in den Armen von Grbic (62.), Adeyemi holte um Haaresbreite seinen fünften Elfmeter in dieser CL-Saison heraus (65.). Zu diesem Zeitpunkt hatte Jaissle mit Nicolas Capaldo und Junior Adamu frische Kräfte für Susic und Sesko gebracht. Lille verteidigte aber letztlich zu clever, war in den Zweikämpfen den entscheidenden Tick schneller und ließ Salzburg zu keinen Chancen mehr kommen.

Selbst vergab man auf der anderen Seite die Vorentscheidung, als Jonathan Bamba Köhn schon bezwungen hatte, aber der Ball noch vor der Linie von Wöber und Seiwald gemeinsam geklärt wurde (73.). Sanches scheiterte eine Minute später mit seinem Schuss, der knapp über den Kasten ging. Salzburg konnte nicht mehr nachlegen, es blieb bei der nächsten knappen Niederlage. Damit kommt es bei der dritten Teilnahme an der Königsklasse zum dritten Mal zu einem Heimfinale am letzten Spieltag – womöglich sind aller guten Dinge dann drei.

Stimmen zum Spiel:

Matthias Jaissle (Salzburg-Trainer): „Uns war bewusst, dass auf so hohem Niveau Kleinigkeiten entscheiden können. Das war der Fall. Das Gegentor war unnötig in der Entstehung. So ein Spiel kann auch mal 0:0 ausgehen. Wir waren nicht ganz so zwingend, wenn es um die Kreierung der eigenen Torchancen geht. Aber in Summe war es trotzdem ein ordentlicher Auftritt meiner Truppe.“

„Wir hatten in der ersten Halbzeit 20 bis 25 Minuten, wo wir gut im Spiel waren, da waren wir in der Spur. Mir geht ein bisschen ab, dass wir noch mutiger sind, dass wir noch mehr die Abschlüsse suchen. Die Entscheidungsfindung gehört immer dazu. Uns war von Beginn an bewusst, dass es eine ganz, ganz enge Gruppe ist. Jetzt müssen wir versuchen, dass wir im letzten Spiel zu Hause gegen Sevilla alles auf den Platz bringen und möglichst etwas Zählbares mitnehmen. Um Nerven geht es hoffentlich nicht. Wir müssen immer noch sehr, sehr bescheiden auftreten in der Champions League. Es ist immer noch etwas Großes für die junge Truppe.“

Karim Adeyemi (Salzburg-Stürmer): „Es war ein Spiel mit wenig Torchancen. Lille hatte im Spiel mehr Glück, sie haben das 1:0 gemacht. Dann war es schwierig für uns zurückzukommen. Insgesamt sind wir nicht zufrieden. Der letzte Ball und der Torschuss haben gefehlt, glaube ich. Wenn wir jetzt auf die Tabelle schauen, sind wir einen Punkt hinter Lille. Im letzten Spiel heißt es einfach Matchpoint für uns, nicht verlieren. Wir agieren als Team, und heute hat es nicht gereicht, aber wir schauen aufs nächste Mal und machen es da besser.“

Jocelyn Gourvennec (Lille-Trainer): „Wir haben das Spiel auf den Platz gebracht, das wir gebraucht haben. Wir wussten, dass sie gut im Pressing sind und viel Schnelligkeit im Team haben. Unsere Aufgabe war es, ihnen wenig Räume zu geben. Wir haben es immer besser geschafft, das Zentrum enger zu machen. Ob es ein verdienter Sieg war oder nicht, ist eigentlich egal. Wir haben gewonnen. Jetzt stehen wir auf dem ersten Platz. Das sieht alles ganz gut aus.“

UEFA Champions League, Gruppe G, fünfte Runde

Dienstag:

Lille – Salzburg 1:0 (1:0)

Stade Pierre Mauroy, 35.573 Zuschauer, SR Taylor (ENG)

Tor: David (31.)

Lille: Grbic – Celik, Fonte, Djalo, Mandava – Weah (84./Yazici), Xeka, Renato Sanches, Bamba – David (93./Lihadji), Yilmaz (70./Onana)

Salzburg: Köhn – Kristensen, Onguene, Wöber, Ulmer – Sucic (59./Capaldo), Camara, Aaronson (85./Kjaergaard), Seiwald (85./Bernardo) – Sesko (59./Adamu), Adeyemi

Gelbe Karten: Djalo, Xeka, Bamba bzw. Kristensen, Seiwald, Kjaergaard, Adeyemi

Parallelspiel: Sevilla – Wolfsburg 2:0