Jubel von Real Madrids David Alaba
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Fußball

Alaba ist bei Real schon ein Fixstern

David Alaba ist erst seit Juli Teil von Real Madrid, aber es scheint, als würde er schon ewig beim vielleicht größten Fußballclub der Welt spielen. So lautet auch der allgemeine Tenor der spanischen Öffentlichkeit sowie den „Königlichen“ nahestehenden Experten. Hierzulande aufgrund von zuletzt mageren Leistungen des ÖFB-Teams gern kritisch beäugt, genießt der erste österreichische Stammspieler bei Real in Madrid früh ein hohes Standing.

Alaba ist nach dem heutigen Freiburg-Legionär Philipp Lienhart, der 2015 in einem Cupspiel einen Kurzeinsatz verbucht hatte, der zweite Österreicher, der bei den Real-Profis zum Zug gekommen ist. Freilich wechselte der 29-jährige Wiener aber als etablierter Spieler auf Weltklasseniveau von Bayern München nach Madrid. Zehn deutsche Meisterschaften und zwei Champions-League-Titel sprechen für sich.

Alaba konnte seine bayrische Bilderbuchkarriere in Spanien vorerst nahtlos fortsetzen. Real führt die Tabelle in der Primera Division souverän an, in der UEFA Champions League ist das Ticket für das Achtelfinale bereits gelöst, und am Dienstag (21.00 Uhr) würde schon ein Heimremis gegen Inter Mailand für den Gruppensieg reichen.

Alaba streifte in bisher 20 Pflichtspielen das Trikot des spanischen Rekordmeisters und Rekordsiegers von Meisterpokal und Champions League über. Von der Clubikone Sergio Ramos übernahm der Defensivallrounder nicht nur die Nummer vier, sondern auch die Rolle als Abwehrchef. Als solcher zwei Tore – eines davon im „Clasico“ gegen den schwächelnden Erzrivalen FC Barcelona – sowie drei Assists zu erzielen, bringen die hiesigen Medien noch mehr ins Schwärmen.

Von einem Weltclub zum nächsten

Nach seinem ersten Treffer in der Königsklasse zuletzt beim 3:0 auswärts gegen Sheriff Tiraspol feierte ihn die Sportzeitung „Marca“ als „Diebstahl des Jahrhunderts“. Alaba kam schließlich im Sommer ablösefrei aus Deutschland. Die Eingewöhnung fiel nicht schwer.

Denn beim deutschen Rekordmeister hatte der ÖFB-Teamspieler schon langjährige Erfahrung auf höchstem Level gemacht, Real Madrid ist aber dann noch einmal eine Spur größer, wie Alaba auch dem Fachmagazin „kicker“ im Oktober erklärte. „Bayern München gehört zu den größten Vereinen auf der Welt, Real Madrid ebenso. Das nimmt sich nicht viel. Dennoch ist hier bei Real alles noch mal einen Tick größer, ohne despektierlich gegenüber Bayern zu sein.“

Real Madrids David Alaba schießt ein Tor gegen Barcelona
Reuters/Albert Gea
Bisheriges Highlight: Abwehrchef Alaba ebnete mit seinem Traumtor den Weg zum Sieg im „Clasico“

Dass ihm nun auch der erfolgreichste Fußballclub der Welt nicht zu groß ist, bewies Alaba schnell. Die Abgänge von Ramos (zu Paris Saint-Germain) und Raphael Varane (zu Manchester United) kompensieren Alaba und Eder Militao in der Innenverteidigung mittlerweile gut.

„Er hat sich schnell und gut angepasst“

Nach anfänglichen, überschaubaren Abstimmungsproblemen spielte Alaba mit Real bereits achtmal zu null, die Defensive ließ dabei im Schnitt pro Spiel nur 0,8 Gegentore zu. Erst am Montag lobte Trainer Carlo Ancelotti, den Alaba schon aus gemeinsamen Zeiten bei Bayern kennt, seinen Schützling. „Er hat sich so schnell und gut angepasst, weil er ein intelligenter Spieler ist. Er wollte in diesem Team spielen und macht das sehr gut“, sagte der Italiener auf einer Pressekonferenz.

Nach 13 erfolgreichen Jahren bei den Bayern samt gescheiterten Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung war für Alaba die Zeit reif für einen Wechsel. Darauf hat sich der 91-fache ÖFB-Teamspieler offenkundig gut vorbereitet. „Wenn man eine neue Herausforderung annimmt, versucht man natürlich, seine Arbeit zu optimieren und vielleicht noch einmal die ein, zwei Prozent herauszuholen“, sagte Österreichs Fußballer des Jahres zuletzt beim Nationalteam.

„Man hat mit ihm eine Garantie eingekauft“

Lob für seine Leistungen gibt es auch von ehemaligen Spielern. Fabio Cannavaro, italienischer Weltmeisterkapitän von 2006 und in den drei Jahren danach Real-Abwehrchef, schwärmte gegenüber „Marca“ regelrecht: „Er war eine sichere Verpflichtung, mit ihm hat man eine Garantie eingekauft. Auf der Qualitätsebene ist er ein Knaller. Er ist vielseitig, hat einen guten Schuss und Führungsqualitäten.“

David Alaba (Real Madrid)
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Alaba geht im Ensemble des „Weißen Balletts“ auch voran

Auch außerhalb des Fußballplatzes scheint Alaba in Madrid bald angekommen zu sein. „Es hat schon ein bisschen gedauert, ich fühle mich mittlerweile aber sehr wohl in Madrid“, sagte der Vater eines Sohnes unlängst. Mittlerweile habe er ein Haus bezogen, nahe der Unterkunft von Toni Kroos. Der deutsche Weltmeister von 2014 war schon bei den Bayern ein Teamkollege von Alaba, er und seine Frau halfen Alaba und dessen Lebensgefährtin beim Einleben in Madrid.

Zuvor lebte Alaba noch ohne Familie in einem Hotel, die Zeit nützte er eigenen Angaben zufolge auch, um an seinen Spanischkenntnissen zu schrauben. Ein Sprachtrainer tut sein Übriges. Anscheinend mit Erfolg, wie Kroos in seinem Podcast verriet. „Auf diesem Stand war ich nach drei Jahren nicht“, sagte der Mittelfeldspieler, der Alaba als „absolut geselligen Menschen“ bezeichnete. Auch dieser Umstand half mit, dass Alaba beim nächsten Weltclub ganz schnell angekommen ist.