Ines Ivancok (AUT)
APA/AFP/Jose Jordan
Handball-WM

Sorgen begleiten ÖHB-Damen in Hauptrunde

Österreichs Handballnationalteam der Frauen startet am Mittwoch (18.00 Uhr, live in ORF Sport +) mit großen Sorgenfalten bei der WM in Torrevieja in die Hauptrunde. Das aber nicht vordergründig wegen der Stärke von Auftaktgegner Brasilien, sondern wegen der anhaltenden Coronavirus-Misere im eigenen Team.

Nach aktuellem Stand stehen Interimstrainer Helfried Müller weiter nur zwölf Spielerinnen zur Verfügung. Auch deshalb wurde das Dienstag-Training gestrichen, um Kräfte zu schonen und die Köpfe freizubekommen.

„Wenn du nur zwölf Spielerinnen hast, ist die Belastung enorm hoch. Wir haben daher beschlossen, nicht in die Halle zu fahren, sondern werden zu einem abgesperrten Strandgebiet geführt, um das Thema Covid ein bisschen aus den Köpfen zu bringen. Das ist ein wichtiger Schritt, um dann weitermachen zu können“, sagte der Sportdirektor des Österreichischen Handballbundes (ÖHB), Patrick Fölser, der aufgrund der Personalnot im Training als Spieler aushilft.

Erholung vor Hauptrunde

Bei den österreichischen Handball-Damen schwinden nach drei Spielen mit dezimierter Mannschaft die Kräfte. Deshalb steht vor dem Start in die WM-Hauptrunde Erholung auf dem Programm.

„Wie sehr das Virus drinnenhängt, können wir nicht sagen“

Das ist im Interesse der Spielerinnen. „Wir freuen uns darauf. Ein bisschen rauskommen, von diesem ganzen Geteste Abstand nehmen, aufs Meer schauen und den Kopf freikriegen“, sagte Johanna Schindler. Nicht dabei sind Petra Blazek, Sonja Frey, Stefanie Kaiser, Nina Neidhart, Josefine Huber und Topscorerin Katarina Pandza, die wegen positiver CoV-Tests im Hotelzimmer in Quarantäne sind, sowie nun auch Klara Schlegel.

Die Göppingen-Legionärin wurde bei einer neuerlichen PCR-Testung Dienstagfrüh positiv getestet. „Das Gute ist, dass fast alle schwache bis keine Symptome haben“, verlautete Teamarzt Steven Moayad kurz davor. Ohne Test würden alle Spielerinnen dabei sein. „Aber wie sehr das Virus drinnenhängt, können wir nicht sagen.“

Hoffnung auf rasche Genesung

Sollten Blazek, Frey, Kaiser und Neidhart dabei negative Ergebnisse abliefern, wäre zumindest theoretisch ein Einsatz am Mittwoch möglich, da sie sich bereits fünf Tage in Quarantäne befinden. „Erst dann werden wir mit der IHF (dem Internationalem Handballverband, Anm.) in Verhandlungen treten, ob sie auch wirklich spielen können“, so Moayad.

Er ist dieser Tage mehr denn je bei einem Großevent gefordert. „Wir sitzen in der ‚Rue de la gack‘“, sagte der Mediziner. Nachnominiert wurde die 19-jährige Kristina Dramac (WAT Atzgersdorf), die am Dienstagabend im Teamhotel eintraf.

Auch nicht förderlich ist, dass mit Herbert Müller der Teamchef wegen CoV erst gar nicht zum Turnier mitreisen konnte. Dem Deutschen geht es von allen Infizierten am schlechtesten, er hat ein paar Tage Fieber hinter sich. „Es ist derzeit so, dass er größere Anstrengungen nur mit einem Riesenkraftaufwand bewältigen kann“, sagte Moayad.

Großer Respekt vor Brasilien

Deshalb ist es seinem Bruder Helfried Müller vorbehalten, das Team zu coachen. „Brasilien hat eine sehr gute Mischung aus Jung und Alt, mit ihnen ist in diesem Jahr richtig zu rechnen, ich zähle sie zu den Medaillenkandidaten“, sagte der ÖHB-Interimscoach mit großem Respekt. Sein Blick ist aufgrund der aktuellen Lage aber ohnehin mehr auf das eigene Team als auf den Gegner gerichtet. „Wir müssen schauen, dass wir konkurrenzfähig sind, und nach Lösungen suchen.“

„Irgendwie überleben“

Für das ÖHB-Team, das am Montagabend beim 19:31 zum Vorrundenabschluss gegen Spanien chancenlos war, geht es dann noch am Freitag gegen Japan und am Sonntag gegen Kroatien (jeweils 18.00 Uhr, live in ORF Sport +). „Unter normalen Umständen wäre es eine Gruppe, die uns entgegenkommen würde. In der jetzigen Situation heißt es aber irgendwie überleben“, sagte Müller.

Überraschungen hat er trotzdem im Sinn. „Wenn uns die eine oder andere Mannschaft eine Chance gibt, dann müssen wir da sein.“ Aufgeben ist keine Option. „Einfacher wird es nicht, aber wir werden in jedes Spiel gehen und unser Bestes geben“, versprach Schindler.

Handball-WM in Spanien

Gruppe IV

Spielplan:
08.12. Kroatien Argentinien 28:22
Brasilien Österreich 38:31
Spanien Japan 28:26
10.12. Brasilien Argentinien 24:19
Japan Österreich 32:30
Spanien Kroatien 27:23
12.12. Japan Argentinien 31:27
Österreich Kroatien 27:23
Spanien Brasilien 27:24
Spielort: Torrevieja
Tabelle:
1. Spanien 5 5 0 0 142:105 10
2. Brasilien 5 4 0 1 145:127 8
3. Japan 5 3 0 2 142:140 6
4. Österreich 5 1 0 4 136:155 2
5. Kroatien 5 1 0 4 125:134 2
6. Argentinien 5 1 0 4 112:141 2