Ski alpin

Verpatzter Auftakt für ÖSV-Slalom-Herren

Österreichs Herren sind am Sonntag im ersten Slalom der Saison in Val d’Isere nicht über Nebenrollen hinausgekommen. Nach dem Ausfall des auf Zwischenrang fünf gelegenen Manuel Feller im zweiten Durchgang wurde Fabio Gstrein auf Platz 14 der beste ÖSV-Läufer. Zum großen Gewinner avancierte Clement Noel. Der Franzose lieferte bei seinem Heimrennen eine Galavorstellung und setzte sich mit zweimal Laufbestzeit durch.

Der 24-jährige Noel gewann mit einem Vorsprung von 1,40 Sekunden und unterstrich damit seine Anwartschaft auf die kleine Kristallkugel, die er letzte Saison noch Marco Schwarz überlassen musste. Hinter dem Franzosen landeten zwei Überraschungen auf dem Podest. Der Schwede Kristoffer Jakobsen und der Kroate Filip Zubcic (+1,85) feierten ihre Premiere auf einem Slalom-Stockerl.

Davon waren die Österreicher diesmal weit entfernt. Gstrein fiel im zweiten Durchgang um einen Platz zurück und hatte am Ende einen Rückstand von 2,73 Sekunden auf Noel. Mit Christian Hirschbühl klassierte sich nur ein zweiter Österreicher in den Punkterängen. Der Vorarlberger kam auf Platz 21 (+3,15). Michael Matt und Marco Schwarz hatten die Qualifikation für den zweiten Durchgang verpasst.

Skifahrer Clement Noel
APA/AFP/Jeff Pachoud
Clement Noel durfte sich vor Heimpublikum gebührend feiern lassen

Feller fädelt auf Weg zu Spitzenplatz ein

Feller war die größte ÖSV-Hoffnung in der Entscheidung. Der Tiroler lag nach einer kontrollierten Fahrt auf dem fünften Zwischenrang und hatte das Podest in Griffweite. Auch im zweiten Durchgang fuhr der 29-Jährige zunächst Richtung Spitzenplatz, hatte er doch bei der ersten Zwischenzeit 0,49 Sekunden Vorsprung auf den später zweitplatzierten Jakobsen. Nach einem Fehler verlor Feller aber den Rhythmus und fädelte wenig später ein.

1. Clement Noel (FRA)
2. Kristoffer Jakobsen (SWE)
3. Filip Zubcic (CRO)

„Natürlich ist die Enttäuschung da, ausfallen tut keiner gerne, aber ein Einfädler kann im Slalom immer passieren. Es waren keine einfachen Verhältnisse. Es war erst der erste Slalom in dieser Saison, und die Form passt. Der Speed ist da, von dem her brauche ich nicht den Kopf in den Sand stecken. Einfach weitermachen, weiterkämpfen“, so Feller im ORF-Interview.

Kurioser Kampf um die Podestplätze

Feller war mit seinem Frust aber nicht alleine, denn vor allem der Kampf um die Podestplätze gestaltete sich kurios. Nach dem Österreicher fädelte der viertplatzierte Schweizer Tanguy Nef bereits beim ersten Tor an. Noch schlimmer erwischte es Alex Vinatzer. Der zweitplatzierte Italiener hatte das Podest vor Augen, kam aber kurz vor dem Ziel ins Straucheln und fuhr am letzten Tor vorbei. Davor war der norwegische Weltmeister Sebastian Foss-Solevaag vom dritten auf den fünften Platz zurückgefallen.

Unbeeindruckt von den Problemen der Konkurrenz zeigte sich Noel, der in überlegener Manier zu seinem insgesamt achten Weltcup-Sieg (alle im Slalom, Anm.) fuhr. „Es war ein unglaublicher Tag. Das Rennen war perfekt, es war viel Arbeit für die Veranstalter. Meine Familie ist auch hier, ich bin grad einfach nur glücklich. Der erste Durchgang war sehr gut, der zweite Durchgang war ein großer Kampf, aber ich war sehr schnell. Ich habe nicht viel mehr zu sagen, es war einfach ein toller Tag“, freute sich der 24-Jährige.

Die Siegesfahrt von Noel

Clement Noel war im ersten Slalom der Saison eine Klasse für sich und hängte die Konkurrenz um 1,40 Sekunden ab.

Gstrein und Hirschbühl hadern

Nicht zufrieden war hingegen Gstrein. „Risiko und Skifahren haben gepasst, aber unten habe ich zu viel Zeit liegen gelassen. Es wäre gut, wenn ich mal einen ganzen Lauf das ganze Risiko gehen kann“, meinte der Tiroler. Hirschbühl, der in Lech/Zürs überraschend das Parallelrennen gewonnen hat, blieb auch unter den Erwartungen.

Das Skifahren sei okay gewesen. „Ich glaube, ich habe einfach nur die Skilehrerwertung gewonnen und sonst nicht mehr. Ich habe zu wenig laufen lassen. Im zweiten habe ich probiert, mehr Gas zu geben, aber es läuft mir nicht locker von der Hand.“ Es sei ein verkorkster Arbeitstag gewesen, nun gelte es, die Hausaufgaben zu machen.

Matt und Schwarz verpassen Qualifikation

Ebenfalls bitter verlief der Slalom-Auftakt für Matt und Schwarz, die beide die Qualifikation verpassten. Matt kam nicht in den Rhythmus, riss nach einer verkorksten Fahrt 2,38 Sekunden Rückstand auf und wurde 32. Schwarz fuhr bei seinem Comeback mit einem Rückstand von 2,53 Sekunden über die Ziellinie, was nur zu Platz 35 reichte. Ein Fehler kostete dem Kärntner, der mit einem Syndesmosebandeinriss einige Wochen hatte pausieren müssen, viel Zeit.

„Dem Knöchel geht es gut, da habe ich nichts gespürt. Aber natürlich gehen mir die Trainingswochen ab. Bei der letzten Haarnadel habe ich den Schwung voll abgestochen, da habe ich viel Zeit liegen lassen. Im Großen und Ganzen bin ich aber nicht unzufrieden“, sagte Schwarz, der in der letzten Saison die kleine Kristallkugel gewonnen hatte. Schwarz und Matt waren allerdings in prominenter Gesellschaft, denn auch Alexis Pinturault war im zweiten Lauf nicht mehr dabei.

Saisonende für Pertl

Ausgeschieden aus dem ÖSV-Team sind im ersten Durchgang Dominik Raschner, Johannes Strolz und Joshua Sturm, der sein Weltcup-Debüt gab. Sturm wurde für Adrian Pertl nachnominiert, der sich im Riesentorlauf eine Knieverletzung zugezogen hatte. Bei einer MRT-Untersuchung am Sonntag erhielt der Kärntner auch die befürchtete Hiobsbotschaft: Bei ihm wurde ein Riss des vorderen Kreuzbandes und eine Meniskusverletzung im rechten Knie diagnostiziert. Der Slalom-Spezialist wurde noch am Sonntag in Hochrum bei Innsbruck operiert. Die Saison ist für den 25-Jährigen aber vorbei.