Jakob Pöltl (San Antonio Spurs) im Spiel gegen die Phoenix Suns
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NBA

Pöltl fühlt sich in neuer Rolle wohl

Jakob Pöltl ist den nächsten Schritt in seiner Entwicklung als Spieler der National Basketball Association (NBA) erfolgreich gegangen. Seit dieser Saison gehört der 26-jährige Wiener zu den Führungsspielern bei den San Antonio Spurs und fühlt sich in dieser neuen Rolle sichtlich wohl. „Alles in allem kann ich zufrieden sein“, bilanzierte der Center im Gespräch mit ORF.at die ersten Monate der Saison, die Auf und Abs mit sich brachten.

Die Texaner, bei denen der 2,16-Meter-Hüne zu den älteren Spielern im Kader gehört, befinden sich unter Headcoach-Legende Gregg Popovich im Umbruch. In den vergangenen beiden Saisonen wurde das Play-off verpasst, dieses Mal darf noch weniger mit einer Teilnahme gerechnet werden. Auch wenn es mit dem Play-in eine Hintertür gibt.

„Es war uns von Anfang an klar, dass es eine schwere Saison wird. Das Ziel ist dennoch ein hochgestecktes. Wir sind eine junge Mannschaft, müssen die Erfahrungen sammeln. Aber ich finde, dass wir noch viel Potenzial nach oben haben, wir können uns kurzfristig verbessern, dann ist einiges drin, wir schlagen auch starke Teams“, so Pöltl. Zuletzt gelang das etwa gegen Utah Jazz oder beide Teams aus Los Angeles.

Pöltl hilft sich und dem Team

Pöltl, der in der Vorsaison zum Starter in San Antonio avancierte, schraubte zum einen persönliche Statistiken weiter nach oben. Im Schnitt 12,0 Punkte pro Spiel sind aktuell eindeutiger Karrierebestwert, mit 4,1 Offensivrebounds führt er sogar eine der Statistiken der Liga an und eifert diesbezüglich Allzeitgrößen wie Moses Malone oder Dennis Rodman nach. „Da fehlt mir aber noch was“, merkte Pöltl mit einem Grinsen an. Zuletzt schaffte er aber auch den Sprung in die Top Ten jener Spieler mit den meisten Blocks in der Geschichte der Spurs.

Die Marke von 2.000 Rebounds in der NBA knackte er bereits, dazu kommen schon acht Double-Doubles in der Saison. Während Pöltl allerdings auch zu alter Freiwurfschwäche gefunden hat, ist der Wiener vor allem eine wichtige Teamstütze und kann der Mannschaft offensiv wie defensiv in vielen Situationen helfen. „Wir haben zuletzt auch geschafft, unseren Spielstil konstanter durchzusetzen. Das spiegelt sich bei den Einzelspielern wider“, erklärte Pöltl, der abseits der Trainings und Spiele vom Basketball auch wegzukommen versucht. „Ich habe gelernt, dass ich mir damit selbst einen Gefallen tue.“

Coronavirus als ständige Bedrohung

Im November hatte Pöltl dafür viel Zeit, denn da stand er auf der Coronavirus-Liste der NBA, auch bekannt als Gesundheits- und Sicherheitsprotokoll, und fiel für zwei Wochen aus. „Es war natürlich nicht lustig, aber in meinem Fall halb so wild, wie eine gröbere Grippe. Es war zu Beginn mühsam, wurde aber von Tag zu Tag besser“, blickte Pöltl, der geimpft ist, auf seine persönliche Erkrankung zurück.

„Es war keine leichte Phase, nicht nur das Aussetzen, sondern auch das wieder Reinkommen in den Spielfluss. Es hat mich auch noch ein wenig beeinflusst, nachdem ich wieder zum Trainieren und Spielen angefangen habe. Und es ist auch nicht lustig, daheim zu sein und zuschauen zu müssen, vor allem wenn es dann nicht so läuft.“ Die Spurs hatten in seiner Abwesenheit fünf von sieben Spielen verloren. Langfristige Auswirkungen auf ihn persönlich verspüre er nicht.

Jakob Pöltl (San Antonio Spurs) neben Trainer Gregg Popovich auf der Ersatzbank
Reuters/USA Today Sports/Soobum Im
Pöltl mit Headcoach-Legende Gregg Popovich, der im November sieben Spiele auf seinen Center verzichten musste

Allgemein kam es im Dezember in den großen US-Ligen nun wieder vermehrt zu Verschiebungen oder eklatanten Schwächungen der Teams aufgrund von CoV-Ausfällen. Das Coronavirus bleibt auch im US-Sport ein Unruheherd und könnte zu einem Spielverderber werden.

Pöltl erwartet weiter strengere Maßnahmen, sollte es damit nicht getan sein, und die Situation weiter nicht unter Kontrolle gebracht werden, „dann ist es vielleicht gescheiter, dass es eine Pause gibt“.

Hungrige Spurs mit „Drive“

Unabhängig von der weltweit angespannten pandemischen Situation fühlt sich Pöltl in San Antonio vor allem sportlich sehr wohl. „Ich kann es mir in jedem Fall vorstellen, länger in San Antonio zu bleiben. Ich finde die Truppe sehr cool, verstehe mich mit den Teamkollegen gut. Ich habe das Gefühl, wir sind alle in einer ähnlichen Situation. Wir haben auch den ‚Drive‘ und den Hunger, auf neue Rollen zu streben, sowie ich etwa in dieser Saison. Aber die NBA ist auch ein Business, in dem es sehr schnell geht“, betonte Österreichs NBA-Pionier, der selbst 2018 von den Toronto Raptors nach Texas getradet worden war.

2020 unterschrieb er einen Dreijahresvertrag, der nach der nächsten Saison schon wieder ausläuft. Ob zu Vertragsende 2023 Popovich noch sein Headcoach sein wird, steht dabei in den Sternen. „Es gibt immer viele Gerüchte, auf mich macht er nicht den Eindruck, dass es ihm zu viel sei“, so Pöltl. Andernfalls stünde mit der bisherigen Assistentin Becky Hammon die vielleicht erste weibliche NBA-Cheftrainerin bereit. Auch für Pöltl wäre das durchaus vorstellbar: „Wenn man im Training und Spiel dabei ist, sieht man, wie gut sie das Spiel versteht.“

Weihnachten wieder mit Familie

Während das alles Zukunftsmusik ist, kann sich Pöltl in der Gegenwart über die beiden Weihnachtsfeiertage nur kurz erholen, ehe es Schlag auf Schlag in der Liga weitergeht. Nicht immer hat der Wiener zu Weihnachten frei, dieses Mal kam aber sogar die Familie. „Wenn keine Zeit für Besuche ist, wird Weihnachten bei mir klein gehalten. Dieses Jahr ist die Familie da, dann können wir ein wenig feiern, das wird schön“, freute sich Pöltl im Voraus. Danach wird er tunlichst versuchen, die rot-weiß-rote Geschichte im 76. Jahr der NBA weiter auszubauen.