Dominic Thiem (AUT)
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Jahresrückblick

Thiem erlebt Jahr zum Vergessen

Österreichs Tennis-Ass Dominic Thiem hat ein Jahr zum Vergessen erlebt. Nach seinem überraschenden Erstrunden-Aus bei den French Open musste der 28-Jährige aufgrund einer Handgelenksverletzung seine aus seiner Sicht „schwarze Saison“ vorzeitig beenden und bestritt seit Juni kein offizielles Match mehr. Für die Höhepunkte sorgten derweil andere: Unter anderen gelang der Britin Emma Raducanu eine Tennissensation, und der Deutsche Alexander Zverev krönte sich mit dem Olympiasieg. Der Traum vom Grand Slam von Novak Djokovic löste sich hingegen in Tränen auf.

Thiem wollte 2021 eigentlich dort anknüpfen, wo er im Jahr zuvor aufgehört hatte. 2020 gewann der Niederösterreicher bei den US Open sein erstes Grand-Slam-Turnier, war Weltranglistendritter und wurde Sportler des Jahres. Doch es kam anders als erwartet. Das neue Jahr begann für Thiem mit einer Enttäuschung bei den Australian Open.

Der Vorjahresfinalist musste sich nach einem 4:6 4:6 0:6 gegen den Bulgaren Grigor Dimitrow überraschend schon im Achtelfinale aus Melbourne verabschieden. Nach der Niederlage war Thiem sichtlich enttäuscht und gab zu, dass er auch körperliche Probleme gehabt habe, wollte allerdings nicht näher darauf eingehen: „Ich bin auch keine Maschine, manchmal würde ich gerne eine sein, aber es gibt auch schlechte Tage.“

Nervenschlacht gegen Kyrgios

Ausschlaggebend könnte auch die Fünf-Satz-„Schlacht“ Thiems in der Runde zuvor gegen Lokalmatador Nick Kyrgios gewesen sein. Gegen den wie immer provozierend auftretenden Australier lag Thiem bereits 0:2 in Sätzen zurück, ehe er die Partie noch drehen konnte. Dem Niederösterreicher gelang es dabei, sich nicht auf die Psychospielchen seines Gegners einzulassen, was aber offenbar in der Folge zu viel Kraft kostete.

Doch auch nach den Australian Open kam der Niederösterreicher nicht wirklich in Schwung. Schließlich legte er im März und April eine siebenwöchige Pause ein, für die Knie- und Motivationsprobleme die Ursache waren. Im Juni wollte sich Thiem in Paris aus der Krise spielen, doch stattdessen musste er bei den French Open eine seiner bittersten Niederlagen einstecken.

Bittere Pleite bei French Open

Der zweifache Paris-Finalist unterlag überraschend in seinem Auftaktspiel trotz einer 2:0-Satzführung dem Spanier Pablo Andujar nach hartem Kampf mit 6:4 7:5 3:6 4:6 4:6. Es war eine schmerzhafte Premiere für den Niederösterreicher: Im achten Antreten beim Sandplatzklassiker war es seine erste Auftaktniederlage.

Dominic Thiem (AUT)
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Thiem schied bei den French Open überraschend schon in der ersten Runde aus

Unmittelbar nach den French Open musste Thiem den nächsten und entscheidenden Rückschlag in diesem Jahr verkraften. Der US-Open-Sieger von 2020 zog sich Ende Juni beim Wimbledon-Vorbereitungsturnier auf Mallorca einen Einriss in der Sehnenscheide und der dazugehörigen Gelenkskapsel am Handgelenk zu.

Comeback steht noch aus

Aufgrund seiner Handgelenksverletzung musste der Sportler des Jahres 2020 zunächst seine Teilnahme in Wimbledon, bei den Olympischen Spielen in Tokio sowie bei den US Open absagen. Wie sich noch herausstellen sollte, ging für Thiem damit eine „schwarze Saison“ vorzeitig zu Ende. Ein zu früher Wiedereinstieg in das Schlagtraining warf ihn zurück.

Zudem sei es in der Rehabilitation zu einem Fehler gekommen, meinte Thiem und trennte sich von seinem langjährigen Physiotherapeuten Alex Stober. Anfang Oktober hatte Thiem dann erfreuliche Nachrichten zu verkünden. Nach einem Belastungstest am Handgelenk in Belgien teilte er mit, dass er ohne Operation auskommen werde, das Handgelenk sei gut verheilt.

Sein Comeback wollte er ursprünglich im Dezember beim Einladungsturnier in Abu Dhabi geben. Dieses sagte der 28-Jährige allerdings ab, da er sich dafür noch nicht fit genug fühlte. Der neue Plan war, beim ATP-Cup in die Saison zu starten. Doch wegen einer Erkältung musste Thiem, der derzeit in der Weltrangliste „nur“ noch auf Platz 15 rangiert, sein für den ATP-Cup und das Turnier in Sydney angekündigtes Comeback neuerlich verschieben. Sogar hinter dem Start bei den Australian Open, welche am 17. Jänner beginnen, steht mittlerweile ein Fragezeichen.

Erfolgreiches Jahr für Zverev

Während Thiem eine Saison zum Vergessen erlebte, feierte Zverev sein bisher erfolgreichstes Karrierejahr und krönte sich in Tokio zum Olympiasieger. Der Deutsche sammelte zudem sechs Turniersiege, darunter zwei Masters-Titel sowie den Triumph bei den ATP-Finals in Turin.

Alexander Zverev (GER)
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Zverev feierte bei den Olympischen Spielen in Tokio mit dem Gewinn der Goldmedaille seinen bisher größten Erfolg

Sein Highlight war aber definitiv der Gewinn der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen. Zverev, der im Semifinale den Weltranglistenersten Djokovic eliminiert hatte, gewann das Finale gegen den Russen Karen Chatschanow mit 6:3 6:1 und ist der erste deutsche Olympiasieger im Herren-Einzel.

„Die Goldmedaille bei Olympischen Spielen ist das Größte, was man im Sport erreichen kann. Da kann ein Grand Slam nicht mithalten, auch ein anderes ATP-Turnier nicht – es ist einfach so“, sagte Zverev anschließend. Sein herausragendes Jahr krönte der 24-Jährige mit der Auszeichnung zum Sportler des Jahres in Deutschland.

Djokovic verpasst Grand Slam

Djokovic verpasste hingegen eine historische Chance. Die Nummer eins der Welt hatte 2021 die Möglichkeit, alle vier Major-Turniere in einem Jahr für sich entscheiden zu können. Doch der Traum vom Grand Slam löste sich bei den US Open mit einer glatten Dreisatzniederlage 4:6 4:6 4:6 gegen den Russen Daniil Medwedew in Luft auf.

Alexander Zverev (GER)
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Der Traum von Djokovic vom Grand Slam löst sich bei den US Open in Tränen auf

Damit fehlte dem 34-Jährigen nach seinen Triumphen bei den Australian und French Open sowie in Wimbledon am Ende nur ein Sieg, um als erster Spieler seit dem Australier Rod Laver 1969 den Grand Slam zu schaffen. Schon bei Olympia war mit der Niederlage im Halbfinale gegen den späteren Sieger Zverev sein Traum von einem „Golden Slam“ geplatzt.

Nach dem verlorenen US-Open-Finale ließ Djokovic, der von Zuschauern dennoch gefeiert wurde, seinen Emotionen freien Lauf und weinte. Der Zuspruch von den Rängen gepaart mit der Enttäuschung waren selbst für den sonst so abgebrühten Serben zu viel. „Die Menge an Unterstützung, die Energie und Liebe, die ich vom Publikum bekommen habe, ist etwas, an das ich mich für immer erinnern werde“, so der 20-fache Grand-Slam-Sieger. Deshalb habe er geweint.

Raducanu mit Tennismärchen

Während Djokovic den historischen Grand Slam bei den US Open verpasste, sorgte Raducanu in New York für eine Tennissensation. Die Britin gewann als erste Qualifikantin der Open Era ein Major-Turnier. Die damals 18-Jährige setzte sich in einem hochklassigen Finale gegen die 19-jährige Kanadierin Leylah Fernandez mit 6:4 6:3 durch. Mit ihrem Triumph kürte sie sich zur jüngsten Grand-Slam-Siegerin seit Serena Williams (damals 17) 1999 in New York.

Emma Raducanu (GBR)
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Raducanu gewann bei den US Open als erste Qualifikantin den Titel

Raducanu ist auch die erste Qualifikantin der Open Era, die es ins Finale des Hartplatzklassikers in New York schaffte. Sie hatte sich bei den US Open als 150. der Weltrangliste schon durch die Qualifikation kämpfen müssen und bis zum Titel insgesamt zehn Siege eingefahren – das gelang in der Open Era noch keinem Tennisprofi, weder im Herren- noch im Damen-Feld. Zudem gab die Britin bei ihrem überhaupt erst zweiten Grand-Slam-Turnier keinen einzigen Satz ab – ein echtes Tennismärchen.