Kroatische Pistenarbeiter
GEPA/Erwin Scheriau
Ski alpin

Slalom-Farce in Zagreb abgebrochen

Der zweite Versuch, den Herren-Slalom in Zagreb durchzuführen, hat sich am Donnerstag zu einer Farce entwickelt. Nach mehreren Unterbrechungen wegen der schlechten Pistenverhältnisse rang sich die Jury dazu durch, das Rennen nach Startnummer 19 abzubrechen. Zu diesem Zeitpunkt führte der mit Nummer eins gestartete Norweger Sebastian Foss-Solevaag mit einem Vorsprung von 0,49 Sekunden auf den Schweizer Ramon Zenhäusern. Bester Österreicher war Marco Schwarz auf Rang sechs (+1,74).

Im Gegensatz zum am Mittwoch abgesagten Rennen präsentierte sich die Piste nur optisch in besserem Zustand. Bereits nach wenigen Läufern bildeten sich Löcher, die fehlerfreie Fahrten unmöglich machten. Hinzu kam das Verletzungsrisiko, das ebenfalls immer größer wurde. So blieb etwa ein Ausfall von Viktor Muffat-Jeandet nicht ohne Folgen. Wie der französische Skiverband nach einer Untersuchung mitteilte, brach sich der 32-Jährige den rechten Knöchel.

Nach der Fahrt des Deutschen Linus Strasser mit Nummer 14 kam es zur ersten längeren Unterbrechung. Danach ging es zwar weiter, aber nur in höchst unbefriedigender Weise. Fast nach jedem Läufer musste an der Piste wieder mit Salz und Wasser gearbeitet werden. Obwohl sich die sportliche Wertlosigkeit schon lange abzeichnete, ließ sich die Jury mit einer Entscheidung weiter Zeit. Dabei hatte Luca Ärni nach seiner Fahrt mit Startnummer 17 seiner Meinung zu dem Rennen klar Ausdruck verliehen: Der Schweizer zeigte im Ziel den Vogel. Um 14.15 Uhr hatte die FIS dann ein Einsehen und zog einen Schlussstrich.

Farce in Zagreb

Der von Mittwoch auf Donnerstag verschobene Herren-Slalom in Zagreb musste nach 19 Läufern wegen der irregulären und gefährlichen Pistenverhältnisse nach zahlreichen Unterbrechungen abgebrochen werden.

Matt hat „das Gras gesehen“

„Es war brutal schwierig. Im Steilhang war ein Schwung, da habe ich das Gras gesehen. Die Löcher waren teilweise einen halben Meter tief. Es ist schwer vorzustellen, dass das hier durchgezogen wird“, erklärte Michael Matt im ORF-Interview. Der Tiroler lag zum Zeitpunkt des Abbruchs auf Rang elf (+2,34). „Von der Piste her ist es grenzwertig. Ich habe keinen Zug zusammengebracht. Es ist brutal tief, da hoffe ich, dass sich keiner verletzt“, sagte Schwarz nach seiner Fahrt.

Pistenarbeiter auf der Piste
GEPA/Matic Klansek
Die Pistenkommandos in Zagreb versuchten vergeblich, die Torstangen in der weichen Piste zu verankern

Seiner Meinung nach hätte ein Startversuch am Mittwoch eventuell sogar mehr Sinn gehabt. Vor allem der Schlusshang war laut dem Titelverteidiger im Disziplinweltcup das Kriterium für die Absage. Dieser wurde nach bester Zwischenzeit unter anderem Manuel Feller zum Verhängnis. Der Tiroler, der in beiden Slaloms in dieser Saison ausschied, fädelte ein und rauschte wortlos aus dem Zielgelände ab.

Matt kämpfte mit Piste

Mit Startnummer 13 hatte Michael Matt mit der schlechten Piste zu kämpfen und kam nur mit Mühe ins Ziel.

Fabio Gstrein sah jedenfalls den Abbruch schon nach seiner Fahrt mit Nummer 18 (+2,82) auf das Rennen zukommen. „Wenn nach jedem zweiten Läufer fünf Minuten Pause sein müssen, weil sie Tore aufstellen und Löcher zuflicken müssen, sind wir um neun (21.00 Uhr) mit dem ersten Durchgang noch nicht fertig“, prophezeite der Tiroler. „Schon gestern war es chaotisch und anstrengend. Da war man genauso müde, als wäre man zweimal runtergefahren.“

„Entscheidung hätte früher getroffen werden müssen“

Schon am Mittwoch wurde die Entscheidungsfindung mit zuerst Absage, dann doch mögliche Verlegung in die späteren Abendstunden bis zur Verschiebung auf Donnerstag von einem Chaos begleitet. „Man müsse immer auch die Ansichten der Organisatoren sehen, aber letztlich müsse die Sicherheit der Athleten höchste Priorität haben“, ergänzte ÖSV-Trainer Martin Kroisleitner.

„Die Meinungen waren gestern (für ein Rennen heute, Anm.) schon positiv, weil das Wetter umgeschlagen hat und die Temperaturen besser wurden. Aber es hat nicht gereicht, dass man ein Rennen fair und sicher durchführen kann. Es war einfach gefährlich. Schade, dass die Entscheidung zu lange gedauert hat, sie hätte früher getroffen werden müssen. Das ist nicht okay“, sagte Kroisleitner.

Übersiedlung nach Adelboden

Die ÖSV-Riesentorläufer fliegen nun am Freitag mit einem Charter nach Adelboden weiter, die reinen Slalom-Läufer reisten noch am Donnerstag mit dem Auto heim und legen eventuell noch einen Trainingstag ein. Der missglückte Zagreb-Trip wird ihnen nicht nachhängen, versicherte Kroisleitner. „Unsere Läufer sind Profis, die haben schon viel mitgemacht, da sehe ich kein Problem. Wir müssen positiv bleiben und schauen, dass wir in Adelboden gute Leistungen bringen.“

Dort stehen am Wochenende ein Riesentorlauf und ein Slalom auf dem Programm. Torläufe folgen dann im Wochenrhythmus in Wengen (16. Jänner) und in Kitzbühel (23.), bevor am 25. auch noch der Klassiker in Schladming den Slalom-Monat Jänner beendet.