Ski alpin

Strolz sorgt für Slalom-Sensation

Der Slalom in Adelboden ist am Sonntag nichts für schwache Nerven gewesen. Nach einem wahren Krimi gab es am Ende auch einen Sensationssieger. Johannes Strolz fuhr in der Entscheidung auf dem Chuenisbärgli von Rang sieben noch zum Sieg und fixierte damit seinen ersten Weltcup-Triumph. Auf Rang zwei landete mit einem Rückstand von 0,17 Sekunden mit Manuel Feller ein weiterer Österreicher. Dritter wurde der Deutsche Linus Straßer (+0,29). Für alle ÖSV-Läufer hatte der zweite Durchgang aber kein Happy End.

Der zur Halbzeit ex aequo mit Feller führende Fabio Gstrein fädelte im Kampf um seinen ersten Weltcup-Sieg ein und schied aus. Marco Schwarz fiel nach einer fehlerhaften Fahrt vom neunten auf den elften Rang (+0,78) zurück. Auch Marc Digruber, der nach dem ersten Lauf sensationell auf dem achten Platz gelegen war und Chancen auf den Sieg hatte, rutschte nach einem schweren Fehler im Schlussteil auf Rang 17 (+1,28) zurück. Unmittelbar davor landete Dominik Raschner (+1,09). Nach keinem Top-Ten-Platz in den ersten beiden Rennen wurde der Adelboden-Slalom zum Befreiungsschlag für das ÖSV-Slalom-Team.

Zum Anführer des Aufschwungs wurde Strolz. Der 29-jährige Vorarlberger hatte bisher einen zehnten Platz beim Slalom in Madonna di Campiglio im Jänner 2020 zu Buche stehen. Aktuell ist Strolz nicht einmal im ÖSV-Kader, trainiert aber mit dem Team. „Ein Traum. Ich habe immer an mich geglaubt. Aber ob es dann wirklich passiert? Ich hatte schon so viele Rückschläge – man fängt halt dann an zu zweifeln. Aber ich war mir sicher, dass ich noch mehr in mir habe und jetzt konnte ich es endlich einmal zeigen“, sagte Strolz im ORF-Interview.

1. Johannes Strolz (AUT)
2. Manuel Feller (AUT)
3. Linus Straßer (GER)

Ein Slalom-Krimi der Sonderklasse

Die Ausgangslage vor der Entscheidung war so spannend wie schon seit Jahrzehnten nicht. Im engsten Slalom seit 30 Jahren lagen die Top 30 innerhalb von 1,37 Sekunden, die Top 24 innerhalb einer Sekunde. Die ersten sieben Läufer trennten überhaupt nur 0,17 Sekunden. Strolz löste den zu diesem Zeitpunkt führenden Straßer, der am Ende von Rang 14 noch auf das Podest fuhr, von der Spitze ab. Danach begann für den Vorarlberger das Bangen.

Nach und nach scheiterten der Schweizer Ramon Zenhäusern (4./+0,48), der Franzose Alexis Pinturault (eingefädelt), der Norweger Henrik Kristoffersen (12./+0,85) und der Schweizer Luca Ärni (5./+0,60) an der Zeit von Strolz, womit das Podest für den Vorarlberger fix war. Feller lieferte sich dann mit seinem Landsmann ein Kopf-an-Kopf-Rennen und blieb knapp dahinter. Als dann auch noch Gstrein ausschied, war die Sensation perfekt.

Feller gratuliert von Herzen

Feller verpasste seinerseits seinen dritten Weltcup-Sieg im Slalom, war darüber aber überhaupt nicht traurig. Der Tiroler freute sich über seine erste Zielankunft in dieser Slalom-Saison und über den Sieg seines Teamkollegen. „Den ‚Strolzi‘ kenne ich jetzt eigentlich schon sehr lang. Der richtet sich die Ski selber her und kämpft seit Jahren. Er ist nicht mal im Kader jetzt. Und ich habe ihm vor dem Lauf noch mal gesagt, dass er andrücken soll wie in Madonna, da hat er nur Pech gehabt. Ich kann ihm nur gratulieren“, sagte Feller.

Fellers Fahrt auf Rang zwei

Manuel Feller war knapp dran, am Ende musste er sich Johannes Strolz um 0,17 Sekunden geschlagen geben.

Die letzten Läufer hatten auf dem ohnehin schon schwierigen Chuenisbärgli auch mit immer dichterem Schneefall zu kämpfen. „Wie ich vom Start hinausgeschaut habe, war die Bodensicht gleich null. Aber ich bin überglücklich mit dem zweiten Platz. Nach den Ausfällen können sich die wenigsten vorstellen, was da für ein Druck auf einem lastet. Aber ich bin extrem glücklich mit dem zweiten Platz“, sagte Feller. Im 20. Slalom auf dem Chuenisbärgli stand damit zum 19. Mal ein Österreicher auf dem Podest.

Strolz 300. Sieger in einem Weltcup-Rennen

Dass das neben Feller auch Strolz sein würde, damit war nicht zu rechnen. Der Vorarlberger, dessen Vater Hubert 1988 bei den Olympischen Spielen in Calgary Gold in der Kombination geholt hatte, wurde völlig überraschend zum 300. Sieger in einem Weltcup-Rennen. „Das Wichtigste ist, dass ich meiner gesamten Familie dafür Danke sage, dass sie immer hinter mir gestanden ist. Jetzt hat es sich endlich ausgezahlt, was ich über die letzten Jahre geleistet habe. Es ist ein Wahnsinn“, sagte Strolz.

Der 29-Jährige, der mit Nummer 38 ins Rennen gegangen war, darf jetzt nicht nur mit einem Ticket für Peking spekulieren, sondern katapultierte sich im Slalom-Weltcup mitten in die Weltspitze. Mit den 100 Punkten liegt Strolz auf Platz drei. In Führung liegt der Norweger Sebastian Foss-Solevaag (140) vor dem Schweden Kristoffer Jakobsen (140). Vierter ist der Franzose Clement Noel (100). Dieses Trio war bereits im ersten Durchgang ausgeschieden.

Jubel von Johannes Strolz
APA/Jean-Christophe Bott
Johannes Strolz ließ seiner Freude über den ersten Weltcup-Sieg freien und lauten Lauf

Einfädler gehören für Gstrein dazu

Dieses Schicksal ereilte Gestrein im zweiten Durchgang. Der 24-jährige Tirol ging erstmals als letzter Läufer in eine Entscheidung, konnte die Ausgangsposition aber nicht nutzen. „Oben habe ich recht gut angefangen, gut Gas gegeben. Es hat sich gut angefühlt. Der Einfädler war dann sehr schade. Ausfallen gehört dazu. Lieber scheide ich aus, wenn ich führe, als wenn ich 15. oder 16. werde. Der Sieg vom ‚Strolzi‘ ist richtig lässig. Ich freue mich voll für ihn“, gratulierte Gstrein.

Verärgert war vor allem Schwarz, der mit einem Rückstand von 0,44 Sekunden noch Podestchancen hatte. Der zweite Durchgang gelang dem Kärntner, der 2021 im Adelboden seinen ersten Weltcup-Sieg gefeiert hatte, aber überhaupt nicht nach Wunsch. „Ich bin nicht das gefahren, was ich draufhabe. Momentan ist es sehr mühsam. Von einem Durchgang kann ich mir leider nichts kaufen. Da bin ich sehr gefordert“, erklärte Schwarz, für den Platz elf die ersten Weltcup-Punkte in dieser Saison bedeuteten.