Damit verpasste man auch den erhofften 15. Platz klar, der den Österreichern eine Setzung im anstehenden WM-Qualifikations-Play-off gesichert hätte. So aber muss die Truppe von Ales Pajovic noch in ein Vor-Play-off. „Wir sind enttäuscht. Wir waren gut drauf, voll motiviert und haben in der ersten Hälfte auch gut gespielt. In der zweiten Hälfte haben wir es nie mehr geschafft, dieses Niveau zu erreichen“, sagte Teamchef Pajovic unmittelbar nach Spielende im ORF-Interview.
„Wir haben leider eine schwere Gruppe gehabt. Das sind starke Mannschaften, auch physisch sehr stark. Da haben wir große Probleme. Das haben wir bei diesem Turnier gesehen. Da müssen wir viel, viel verbessern“, sagte der Slowene, dem aber eines klar war: „Jetzt wird die Quali (für die WM, Anm.) schwer.“

Zweimal klare Führung verspielt
Der Start verlief aus österreichischer Sicht gut, auch ohne den am Montag wegen einer Coronavirus-Infektion abgereisten Defensivspezialisten Lukas Herburger und den im ersten Spiel verletzten Rückraummann Lukas Hutecek. Bis zu vier Tore Vorsprung arbeitete man heraus (10:6/15. und 12:8/18.), brachte sich mit einigen Fehlern in der Offensive und einer neuerlich nicht überzeugenden Defensive aber bis zur Pause um die Früchte seiner Arbeit. Wie erwartet war es Weltklassekreisläufer Arsjom Karaljok, der die österreichische Abwehr vor einige Probleme stellte.
Hatte Pajovic in den Minuten vor der Pause mehreren bisher nicht oder kaum eingesetzten Akteuren Spielzeit gegeben, stand bei Wiederbeginn die Einsergarnitur am Feld. Sie konnte zwar auf 19:17 stellen (35.), sich aber nicht entscheidend absetzen.
Das ermöglichte dem Gegner, der auf Uladsislau Kulesch verzichten musste und viele junge Spieler aufbot, wieder heranzukommen. In der 45. Minute ging Belarus sogar erstmals in Führung (21:20) und ließ sich diese nicht mehr nehmen. Ein echtes Aufbäumen der Herren des Österreichischen Handballbundes (ÖHB) blieb aus, spätestens mit dem 27:24 (55.) war das Match gelaufen.
„Belarus hatte den größeren Willen“
„Vor allem für den Kopf war das ein sehr schweres Spiel. Es war uns klar, dass das eine Willensfrage ist, und Belarus hatte am Ende den größeren Willen“, lautete das Fazit von Flügelroutinier Robert Weber, der sein 200. Länderspiel bestritt. Nur noch die bereits zurückgetretenen Viktor Szilagyi, Andreas Dittert (je 203) sowie der aktuelle Sportdirektor Patrick Fölser (218) liegen bei den Feldspielern vor dem 36-Jährigen. Klar angeführt wird das Ranking von Ex-Goalie Ewald Humenberger (246).
Weber meinte, man habe sich nach der Führung in der ersten Hälfte „ein bisschen zu sicher gefühlt. Und die Körpersprache von Belarus hat ein bisschen nach Aufgeben gewirkt.“ Janko Bozovic, mit sieben Toren bester ÖHB-Werfer an diesem Abend, sah die Ursache für die dritte Niederlage auch im Kräfteverschleiß: „Viele haben viel gespielt, wir haben nicht so viel gewechselt, das hat man am Schluss auch gemerkt.“
Deutschland Gruppensieger, Gastgeber Ungarn out
Zuvor hatte sich ebenfalls in Bratislava Deutschland gegen Polen mit 30:23 durchgesetzt und damit Platz eins in der Gruppe sowie zwei Punkte für die Hauptrunde geholt. Trotz des Ausfalls von neun CoV-positiv getesteten Spielern verschaffte sich die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) eine perfekte Ausgangsposition für die zweite Turnierphase, in der Titelverteidiger Spanien, Norwegen, Schweden und Russland warten.
Wie Österreich schied auch Gastgeber Ungarn überraschend schon in der Vorrunde des gemeinsam mit der Slowakei ausgetragenen Turniers aus. Fünf Tage nach der Auftaktschlappe gegen die Niederlande unterlag Ungarn in Budapest Island mit 30:31 und verabschiedete sich mit nur einem knappen Erfolg über Portugal von der EM. Island stieg in die Hauptrunde auf, das zweite Ticket ging an die Niederlande dank eines 32:31 gegen Portugal.
Handball-EM der Herren
Dienstag:
Österreich – Belarus 26:29 (16:16)
Bratislava, Zimny Stadion Ondrej Nepelu, 1.000 Zuschauer
ÖHB-Tore: Bozovic 7, Frimmel 5, Bilyk 4, Zeiner 2, Zivkovic 2, Posch 2, Ranftl 2, Hermann, Weber
Bester Werfer Belarus: Wajlupau 8